In nicht allzu ferner Zukunft wird es eine Metabiografie über Donald Trump geben – darin zusammengefasst: alle bizarren Momente, irritierenden Aussagen und unappetitlichen Details, die allein in den mehr als ein Dutzend Büchern vorkommen, die von Ex-Mitarbeiterinnen und Ex-Mitarbeitern über den früheren US-Präsidenten geschrieben wurden. Nun liegt das neuste Werk vor, es stammt von Stephanie Grisham. Etwas weniger als ein Jahr war sie Pressesprecherin des Weißen Hauses und hat in dieser Zeit keine einzige Pressekonferenz abgehalten: "Ich wusste, dass der Präsident früher oder später von mir verlangen würde, dass ich der Öffentlichkeit etwas sage, das nicht wahr ist oder dass mich wie eine Verrückte klingen lassen würde", schreibt sie nun dazu.
Trumps Problem mit dem pilzförmigen Penis
Es ist vermutlich nicht so, dass die mittlerweile 44-Jährige das nicht schon hätte vorher wissen können, schließlich hatte sie zuvor für First Lady Melania Trump gearbeitet. Doch das, was Grisham nun über ihre Zeit an der Seite Trumps berichtet, hätte sie vermutlich gar nicht wissen wollen. Wie die Anekdote über seinen Streit mit der Pornodarstellerin Stephanie Cliffords alias Stormy Daniels. In ihrem Buch hatte sie die Form seines Geschlechtsteils beschrieben, womit Donald Trump offenbar unzufrieden gewesen war. In der Präsidentenmaschine habe er Grisham daher zu sich beordert, um Daniels Äußerungen entgegenzutreten, sein Penis sei "pilzförmig". Sie, Grisham, habe "Äh, okay, Sir" geantwortet.
352 Seiten ist ihr Buch mit dem Titel "I'll Take Your Questions Now" (auf Deutsch etwa: Ich nehme jetzt Ihre Fragen entgegen) lang. Nach Angaben des Verlags HarperCollins soll es am 5. Oktober in den USA erscheinen. Wie alle Enthüllungsbücher kritisierten die Trumps auch Grishams Werk scharf. "Dieses Buch ist ein weiterer kläglicher Versuch, die Stärke des Präsidenten auszunutzen und Lügen über die Familie Trump zu verkaufen", zitierten US-Medien Trumps Sprecherin Liz Harrington.
Wie viele Bücher zuvor auch, erzählt Stephanie Grisham brisante und wie kuriose Gechichtchen aus dem Kosmos des ehemaligen US-Präsidenten. Um Trump etwa von seinen "furchterregenden" Wutanfällen abzuhalten, sei zum Beispiel ein als "Musik-Mann" bekannter Mitarbeiter des Weißen Hauses dazu abgestellt worden, ihm seine Lieblingslieder vorzuspielen, schrieb die "New York Times" unter Berufung auf Grishams Buch. Darunter sei "Memory" aus dem Musical "Cats" gewesen. Trump habe offenbar immer wieder den damaligen Rechtsberater des Weißen Hauses, Pat Cipollone, angeschrien, weil dieser seine Ansinnen wiederholt als "unethisch oder illegal" zurückgewiesen habe.
Trump schneidet sich die Haare selbst
Neues gibt es auch zur auffälligen Frisur Trumps. Der 75-Jährige schneide seine Haare selbst, "mit einer riesigen Schere, mit der man wahrscheinlich ein Band bei der Eröffnung eines seiner Häuser durchschneiden könnte", zitierte der Sender CNN aus dem Buch.
Sie wirft aber auch ein neues Licht auf Ereignisse wie zum Beispiel ein Treffen Trumps mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Nach einem zunächst kühlen Empfang von Putin bei einem Treffen habe Trump alles daran gesetzt, dem russischen Regierungschef zu gefallen. "Ich werde ein paar Minuten lang etwas härter Ihnen gegenüber auftreten. Aber das ist nur für die Kameras, und wenn sie weg sind, reden wir weiter", soll Trump dem Kremlchef demnach beim G20-Gipfel im japanischen Osaka gesagt haben.
2019 habe sich Trump bei einem mysteriösen Krankenhausbesuch lediglich einer "sehr gewöhnlichen Prozedur" unterzogen, schreibt Grisham weiter, und deutet an, es habe sich um eine Darmspiegelung gehandelt. Weil er "Hintern-Witze" in den Late-Night-Shows befürchtet habe, sollte der Eingriff verheimlicht werden. Außerdem habe er aber eine Anästhesie verweigert, weil er dann die Amtsbefugnisse vorübergehend an seinen Stellvertreter Mike Pence hätte abtreten müssen. Trump sei der Auffassung gewesen, dass das ein Zeichen von "Schwäche" sei.
"Wir waren wie Milchflaschen mit einem Verfallsdatum", schreibt die 45-jährige Grisham rückblickend über ihre Zeit in der Regierung. Jeder sei beim Präsidenten irgendwann nicht mehr willkommen gewesen. Bei ihr sei es Mitte 2020 soweit gewesen. Im Anschluss kehrte sie an die Seite von Melania Trump zurück und wurde erneut ihre Sprecherin und zeitweise auch Stabschefin. Nach der Erstürmung des US-Kapitols durch Trump-Anhänger Anfang Januar trat sie zurück.
Melania beschäftigte sich lieber mit Fotos
Grisham schreibt in ihrem Buch auch über die ehemalige First Lady. Sie soll sich weitgehend ins Weiße Haus zurückgezogen haben und viel Zeit mit ihrem Sohn Barron und ihren Eltern verbracht haben, zitiert die "Washington Times" aus dem Buch. Eine ihrer liebsten Beschäftigungen sei es gewesen, an Fotoalben zu arbeiten. Die Wahlnacht habe sie trotz Party im Weißen Haus verschlafen. Auch über Melanias unvergesslichen Auftritt bei der Reise zu Flüchtlingskindern an der mexikanischen Grenze, berichtet Grisham. Damals trug sie eine Jacke mit dem Schriftzug "Es ist mir wirklich egal - und Euch?" ("I really don't care - Do u?"). Zumindest den bisher veröffentlichen Ausschnitten zufolge bleibt diese Kleiderwahl weiterhin rätselhaft. Donald Trump soll aber ziemlich sauer gewesen sein.
Quellen: DPA, AFP, The Independent, "New York Times", CNN