Anzeige
Anzeige

Präsidentschaftswahl 2024 "Der Bachelor" statt Donald Trump: Wie US-Sender Trumps Kandidatur-Ankündigung übertrugen – oder auch nicht

Donald Trump verkündet in seinem Anwesen Mar-a-Lago, dass er bei der Präsidentenwahl 2024 erneut antreten will
Donald Trump, ehemaliger US-Präsident, verkündet in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida, dass er bei der Präsidentenwahl 2024 erneut für die Republikaner antreten will.
© Andrew Harnik / AP / DPA
Donald Trump will zurück ins Weiße Haus. Was der Ex-Präsident selbst als "sehr große Ankündigung" verkaufte, war vielen Sendern nicht einmal eine Liveübertragung wert – aus gutem Grund.

Donald Trump hat in seinem Wohnsitz Mar-a-Lago in Florida seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 verkündet. Doch was der ehemalige Amtsinhaber schon vor einer Woche als "sehr große Ankündigung" angepriesen hatte, stieß bei den US-Medien nur auf mäßiges Interesse. Die drei großen Fernsehsender des Landes verzichteten sogar gänzlich darauf, seinen Auftritt live zu übertragen.

Der TV-Sender ABC bescherte seinem Publikum anstelle der rund einstündigen Trump-Rede lieber eine weitere Folge der Reality-Show "Bachelor in Paradise". NBC zeigte seinen Zuschauerinnen und Zuschauern die siebte Episode der zweiten Staffel des Science-Fiction-Dramas "La Brea". Und CBS übertrug eine Folge seiner seit 2018 laufenden fiktiven Serie über eine New Yorker Zweigstelle der US-Bundespolizei FBI.

Von den großen Kabelsendern entschied sich auch MSNBC dagegen, live aus Mar-a-Lago zu berichten und strahlte wie immer von Dienstags bis Freitags die Politshow "Alex Wagner Tonight" aus. CNN zeigte knapp 25 Minuten der Trump-Ansprache in Palm Beach und schaltete dann ins Studio, wo eine Gruppe von Politikexperten die Rede analysierte und der als Trump-Checker bekannte Journalist Daniel Dale sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte. CNN hatte allerdings schon bevor Trump die Bühne betrat unter anderem mit Interviews auf das bevorstehende Ereignis eingestimmt und Aufnahmen des Ballsaals von Mar-a-Lago gezeigt, der sich mit Gästen vor dem leeren Rednerpult füllte.

Fox News zeigt Donald Trump live

Anders sah es bei Fox News aus: Von seiner Sendung "Hannity" widmete Moderator Sean Hannity etwa 40 Minuten einer Liveschalte zu Trump, dem er seit Jahren als Propagandasprachrohr, Wahlkampfhelfer und Ratgeber dient. Als der Ex-Präsident anfing, die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen Deutschlands Abhängigkeit von russischem Gas zu verspotten, klinkte Hannity sich aus und ließ die Trump-Alliierten Mike Huckabee und Pete Hegseth zu Wort kommen. Huckabee erklärte, dass der 76-Jährige "unschlagbar" sei, wenn er bei der Sache bleibe, wie er es in der Rede getan habe und Hegseth schwärmte: "Nichts ist so gut wie das Original." Später schalte Fox News noch einmal zurück nach Florida und zeigte einen weiteren Teil des Auftritts.

Die Entscheidung von Fox, die Inszenierung in Mar-a-Lago zumindest zum Großteil zu übertragen, ist durchaus bemerkenswert. Der langjährige Haus- und Hofkanal von Trump gehört zum Zeitungs- und Senderimperium News Corp. des Milliardärs Rupert Murdoch, und das hatte seinen einstigen Triebwagen gerade erst aufs Abstellgleis geschoben: "Der größte Gewinner der Midterms war ohne Zweifel Gouverneur DeSantis, dessen Erdrutschsieg im Bundesstaat Florida atemberaubend war. Der größte Verlierer? Donald Trump", hatte Fox-News-Kolumnistin Liz Peek die Pleite der Republikaner bei den Zwischenwahlen und den gleichzeitigen Triumph von Ron DeSantis bei den Gouverneurswahlen in Florida in der vergangenen Woche kommentiert. "Hoffen wir, dass die Millionen Amerikaner, die Trump 2016 und auch 2020 unterstützt haben, erkennen, dass seine Zeit abgelaufen ist", erklärte Peek. "Wenn ihnen seine Politik gefällt, müssen sie Ron DeSantis die Treue halten, der noch nie einen Wahlkampf verloren hat und der als großer Gewinner aus diesen Zwischenwahlen hervorgegangen ist."

Die "New York Post" – ebenfalls Teil von News Corp. – hatte Trump am Donnerstag sogar als Karikatur eines Jungen aus einem Kinderreim auf ihrer Titelseite verspottet und am Tag zuvor ebenfalls auf der Titelseite DeSantis als "DeFUTURE" gefeiert. Und die Redaktion des "Wall Street Journal" nannte den Ex-Präsidenten den "größten Verlierer der Republikanischen Partei".

Am Tag nach Trumps Verkündungstermin machte die "New York Post" deutlich, dass zumindest sie den Ex-Präsidenten auch weiterhin nicht unterstützen wird. Im Gegenteil: Die Titelseite der Boulevardzeitung thematisierte in großen Lettern und mit dem Foto eines blutigen Kinder-Shirts die Bandenkriminalität in New York. Und am Fuß der Seite stand in Hinblick auf Trumps erneute Kandidatur lediglich die spöttisch profane Zeile: "Mann in Florida macht Ankündigung, Seite 26".

Sender nach 2016 unter besonderer Beobachtung

Noch ist nicht klar, wie die Murdoch-Medien, allen voran Fox News, künftig mit Trump umgehen werden – insbesondere wenn DeSantis sich tatsächlich als innerparteilicher Gegenkandidat positioniert. Klar, ist aber, dass alle Sender in den nächsten zwei Jahren unter besonderer Beobachtung und großem Druck stehen, vor allem falls es bei den Vorwahlen der Republikaner ein großes Kandidatenfeld geben sollte. CNN war 2016 wiederholt kritisiert worden, weil Trumps Kundgebungen deutlich mehr Sendezeit bekamen als die anderer Bewerber. NBC hatte Trump im November 2015 sogar als Gastgeber von "Saturday Night Live" eingeladen und sah sich nach heftigen Protesten gezwungen, auch anderen Kandidaten der Republikaner entsprechende Sendezeit einzuräumen. Und der damalige CBS-Chef Les Moonves hatte damals erklärt, Trumps Kampagne sei vielleicht nicht gut für Amerika", aber verdammt gut für CBS".

Donald Trump spricht in seinem Anwesen Mar-a-Lago. Der frühere US-Präsident will bei der Präsidentenwahl 2024 erneut für die Republikaner antreten.

CNN hat bereits angedeutet, dass der Sender dieses Mal einen anderen Ansatz verfolgen und die Ereignisse stärker nach ihrem Nachrichtenwert bewerten werde und weniger nach dem Hype um Trump. Laut "Washington Post" teilte der neue Chef des Senders, Chris Licht, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen am Dienstag mit, dass Entscheidungen zur Berichterstattung über Trump als Präsidentschaftskandidat von Fall zu Fall getroffen würden.

Hinweis: Dieser Artikel wurde nach der Veröffentlichung der "New York Post"-Titelseite von Mittwoch aktualisiert

Quellen: "Washington Post", CNN, "Deadline", Redaktionsnetzwerk Deutschland, "New York Post" auf Twitter

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel