Nach Midterms "Toxic Trump": Murdoch-Medien lassen ihren einstigen Liebling fallen

Gehetzter Blick: Ex-US-Präsident Donald Trump in seiner Residenz Mar-a-Lago in Florida
Gehetzter Blick: Ex-US-Präsident Donald Trump in seiner Residenz Mar-a-Lago in Florida
© Joe Raedle / Getty Images / AFP
Donald Trumps Zugkraft schwindet nicht nur beim Wahlvolk, wie die Midterms gezeigt haben. Auch Medien, die den ehemaligen US-Präsidenten jahrelang hofiert haben, wenden sich von ihm ab.

Er selbst stand gar nicht zur Wahl, und doch ist Donald Trump aus den Midterms in den USA deutlich geschwächt hervorgegangen. Nicht nur, dass enttäuschte Stimmen aus der eigenen Partei den Ex-Präsidenten für das unerwartet schwache Abschneiden der Republikaner verantwortlich machen (Lesen sie hier mehr dazu). Auch Medien, die sich jahrelang als Propagandaplattform des 76-Jährigen gerierten, wenden sich nun gegen ihn. Allen voran das einflussreiche Zeitungs- und Senderimperium News Corp. des Milliardärs Rupert Murdoch.

So ging die "New York Post" am Donnerstag mit einer Titelseite an die Kioske, die Trump als Karikatur eines Jungen aus einem bekannten Kinderreim auf einer Mauer sitzend zeigt. Die Schlagzeile dazu: "Trumpty Dumpty". Daneben reimte die Boulevardzeitung: "Don (who couldn't build a wall) had a great fall – can all the GOP's men put the party back together again? ("Don (der keine Mauer bauen konnte) ist tief gefallen – können alle Männer der Republikaner die Partei wieder zusammensetzen?").

Murdoch-Medien setzen auf Ron De Santis statt auf Donald Trump

Die Titelseite ist eine Anspielung auf ein bekanntes Kinderlied, in dem eine Figur namens Humpty Dumpty von einer Mauer fällt, und auf Trumps nicht eingelöstes Versprechen, während seiner Präsidentschaft eine Mauer zu Mexiko zu bauen. In dem dazugehörigen Artikel zitierte die Zeitung einen Experten mit der Einschätzung, zwei Wörter könnten erklären, warum die Republikaner bei den Zwischenwahlen ein enttäuschendes Ergebnis eingefahren hätten: "Donald Trump". Auf Twitter postete das Blatt ein Bild der Ausgabe mit der Überschrift: "Die heutige Titelseite: So hat Donald Trump die republikanischen Zwischenwahlen sabotiert".

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Schon am Tag nach den Midterms hatte die "New York Post", deutlich gemacht, auf wen sie zukünftig anstelle von Trump setzt: Ron DeSantis. Nachdem der Gouverneur von Florida seinen Posten souverän gegen seinen demokratischen Herausforderer verteidigen konnte, hob ihn die Zeitung mitsamt Frau und drei Kindern auf die Titelseite und schrieb in dicken Buchstaben darunter: "DeFUTURE".

Zugleich bezeichnete ihr Kolumnist John Podhoretz den ehemaligen Präsidenten auf der Internetseite der "New York Post" als "Toxic Trump" ("giftiger Trump") und verglich ihn mit einem Insektenschutzmittel. Der 76-Jährige sei "das politische Äquivalent einer Dose Raid" und "vielleicht das stärkste Wähler-Repellent in der modernen amerikanischen Geschichte", schrieb Podhoretz. In einem Leitartikel rief die Zeitung zudem DeSantis auf, 2024 für das Präsidentenamt zu kandidieren.

"Trump ist der größte Verlierer der republikanischen Partei"

Auch Trumps langjähriger Haus- und Hofkanal – der erzkonservative TV-Sender Fox News – hat seinen einstigen Triebwagen aufs Abstellgleis geschoben und ist auf den D-Zug aufgesprungen. "Der größte Gewinner der Midterms war ohne Zweifel Gouverneur DeSantis, dessen Erdrutschsieg im Bundesstaat Florida atemberaubend war. Der größte Verlierer? Donald Trump", machte Fox-News-Kolumnistin Liz Peek die neue Fahrtrichtung deutlich. "Hoffen wir, dass die Millionen Amerikaner, die Trump 2016 und auch 2020 unterstützt haben, erkennen, dass seine Zeit abgelaufen ist. Wenn ihnen seine Politik gefällt, müssen sie Ron DeSantis die Treue halten, der noch nie einen Wahlkampf verloren hat und der als großer Gewinner aus diesen Zwischenwahlen hervorgegangen ist."

Und sogar das konservative, aber deutlich weniger populistische "Wall Street Journal" veröffentlichte einen gepfefferten Leitartikel mit der Überschrift "Trump ist der größte Verlierer der republikanischen Partei". Seit seinem Sieg über Hillary Clinton bei den Präsidentschaftswahlen 2016 habe der Ex-Präsident "eine perfekte Bilanz an Wahlniederlagen" vorzuweisen. Den Demokraten sei es erneut gelungen, Trump zu einem zentralen Wahlkampfthema zu machen, und dieser habe ihnen auch noch dabei geholfen. In der Murdoch-Zeitung erschien zudem am Donnerstag eine Gastkolumne, in der DeSantis als Alternative zu Trump für die Präsidentschaftswahlen 2024 angepriesen wird.

Auch konservative Medien außerhalb des Murdoch-Imperiums haben Trump ins Visier genommen. "Wenn das Scheitern der Republikaner bei den Wahlen am Dienstag einen Silberstreif am Horizont hat, dann den, dass es mehr von ihnen davon überzeugen wird, dass der ehemalige Präsident Donald Trump eine massive Belastung ist und sie sich entschieden von ihm abwenden", schrieb der "Washington Examiner". "Die Republikaner müssen sich entscheiden: Erfolg bei den Wahlen oder Trump?." Und die "National Review" stellte fest: "Trump ist ein Reinfall für die Republikaner".

Trump antwortet mit Schimpftirade

Bei Trump blieb der Sinneswandel der Murdoch-Medien nicht unbemerkt. Am Donnerstagabend reagierte er mit einer wütenden Stellungnahme: News Corp. mit dem Sender Fox, dem Wall Street Journal und der "nicht mehr großartigen 'New York Post' stehen jetzt voll hinter Gouverneur Ron DeSanctimonious, einem durchschnittlichen republikanischen Gouverneur mit großartiger Öffentlichkeitsarbeit“, schrieb der Ex-Präsident in der ausschweifenden Erklärung. Sanctimonious beutet scheinheilig und Ron DeSanctimonious ist ein Spottname, den Trump seit Kurzem für DeSantis verwendet.

"Das ist genau wie 2015 und 2016 ein Medienangriff (geheime Absprache!), als Fox News mich bis zum Ende bekämpfte, bis ich gewann, und dann hätten sie nicht netter oder unterstützender sein können", wetterte der 76-Jährige weiter. "Wir sind jetzt in genau der gleichen Position." Und in seinem Netzwerk "Truth Social" schrieb Trump, Fox News sei "wirklich erledigt".

Ein News-Corp-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Associated Press zum Seitenwechsel der Medien von Trump zu DeSantis, er kommentiere die redaktionellen Entscheidungen nicht. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Murdoch-Konzert hatte dagegen in der "Financial Times" eine Erklärung parat: "Rupert sucht sich gerne politische Gewinner aus, und er ist gut darin."