Selbst in Krisenzeiten will Donald Trump von Kooperation nichts wissen. Im Gegenteil: Auf Twitter stellte er sich nun hinter Demonstranten, die ein Ende der Ausgangsbeschränkungen wegen des Coronavirus fordern. "Befreit Minnesota!", "Befreit Michigan!", schrieb der US-Präsident auf dem Kurznachrichtendienst, gefolgt von: "Befreit Virginia, und rettet euren großartigen zweiten Verfassungszusatz. Er steht unter Belagerung!" Der zweite Zusatz zur US-Verfassung garantiert das Recht auf Waffentragen.
Proteste gegen Ausgangsbeschränkungen
In allen drei Bundesstaaten hatte es in den vergangenen Tagen Demonstrationen gegen die wegen des Coronavirus verhängten Ausgangsbeschränkungen gegeben. Alle drei Staaten werden zudem von Politikern der Demokratischen Partei regiert - Trump dagegen ist Republikaner. In mehr als 40 der 50 US-Bundesstaaten gelten Ausgangsbeschränkungen. Trump hatte mehrfach deutlich gemacht, dass er sich ein Ende der Beschränkungen wünscht, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Entscheidungsgewalt liegt jedoch bei den Gouverneuren der einzelnen Staaten.
Bei der größten Protestaktion hatten rund 3000 teilweise bewaffnete Demonstranten in Minnesotas Hauptstadt Lansing protestiert, teilweise mit Trump-Wahlkampfmützen und -flaggen. Am Freitag waren rund 800 Menschen vor der Gouverneursresidenz in Minnesotas Hauptstadt St. Paul unter dem Banner "Befreit Minnesota" auf die Straße gegangen. Für Samstag sind weitere Proteste gegen die Corona-Maßnahmen geplant, unter anderem in New Hampshire, Maryland, Texas und Colorado.
USA, das am schwersten betroffene Land
Die USA sind mit inzwischen 700.000 Infektionen das Land mit der höchsten Zahl nachgewiesener Corona-Fälle weltweit. Laut der Johns-Hopkins-Universität starben knapp 36.800 Menschen. Trump wirft dabei China vor, auch eine von der Regierung in Peking nach oben korrigierte Zahl zu den Todesopfern durch das Coronavirus sei noch deutlich zu niedrig. Die tatsächlichen Zahlen seien "wesentlich höher, und wesentlich höher als die der USA", schrieb er im
Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer reagierte auf Trumps Twitter-Botschaften mit den Worten, sie hoffe, diese würden "nicht weitere Proteste ermutigen". Michigan werde das Wirtschaftsleben dann wieder zur Normalität zurückkehren lassen, "wenn es sicher ist", betonte sie. Ähnlich die Gouverneure von Virginia und Minnesota. Letzterer sagte zu den Tweets des Präsidenten, seine wichtigste Aufgabe sei es, für die Sicherheit der Bewohner seines Staates zu sorgen. Er habe nicht die Zeit sich mit der Frage zu beschäftigen, warum Trump solche Botschaften schreibe. Der Gouverneur des Bundesstaates Washington kritisierte den Präsidenten scharf. Seine "verwirrten Beschimpfungen" und Rufe nach der "Befreiung" von Bundesstaaten könnten zu Gewalt führen, so Regierungschef Jay Inslee. Der Präsident stachele zum Aufstand an und verbreite Lügen.
Zuletzt war Trump auch den demokratischen Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, angegangen. Dieser solle "rausgehen und seine Arbeit machen", schrieb er über den Regierungschef des mit mehr als 10.000 Todesopfern am schwersten vom Coronavirus betroffenen Bundesstaates. Cuomo reagierte mit der lapidaren Bemerkung, wenn Trump "zu Hause sitzt und TV guckt, sollte er vielleicht aufstehen und zur Arbeit gehen". Trump und Cuomo liegen schon seit Beginn der Corona-Krise über Kreuz.