Seit Tagen übertragen TV-Stationen in den USA jede Minute des Amtsenthebungsverfahrens gegen Donald Trump im US-Senat. Doch trotz dieser ausführlichen Berichterstattung bekommen die Menschen vor den Fernsehschirmen kein Gesamtbild des Prozesses zu sehen. Die Kameras im Saal und die Aufnahmen, die an die Öffentlichkeit gehen, werden vom Senat selbst kontrolliert und zeigen lediglich die Redner. Der Rest des Plenums bleibt für die Fernsehzuschauer unsichtbar.
So manchem Senatoren dürfte das ganz recht sein. Denn nicht alle, die am Ende die Entscheidung fällen sollen, ob der US-Präsident seines Amtes enthoben wird oder nicht, sind bei der historischen Verhandlung immer bei der Sache. Mehrere der Politiker müssen sich vorhalten lassen, während des Verfahrens eingeschlafen zu sein, Spiele gespielt und andere Regeln gebrochen zu haben, wie der britische Nachrichtensender BBC berichtet.
Senatoren müssen sich an strenge Regeln halten
Demnach wurden bereits Kreuzworträtsel, Fidget Spinner und mindestens ein Papierflieger im Saal gesichtet. Marsha Blackburn, Senatorin aus Tennessee, las während der langwierigen Anhörungen sogar ein Buch. Und mehrere Politiker sollen eingenickt sein.
Der Republikaner Jim Inhofe aus Oklahoma wurde am Mittwoch von einem NBC-Reporter dabei beobachtet, wie er kurz wegzudösen schien und daraufhin von seinem Sitznachbarn Todd Young angestupst wurde.
Mark Warner, ein Demokrat aus Virginia, soll sich 20 Minuten lang auf seinen rechten Arm gestützt und seine Augen mit einer Hand bedeckt haben.
Und auch der Republikaner Jim Risch (Idaho) soll im Saal eingeschlafen sein. Ein Gerichtszeichner der "New York Times" hielt den Moment im Bild fest.
Risch bestritt allerdings, geschlafen zu haben. Er habe nur "mit geschlossenen Augen oder gesenktem Blick" konzentriert zugehört, teilte der Sprecher des 76-Jährigen mit.
Den Regeln zufolge müssen die Senatoren während des Verfahrens auf ihren Plätzen sitzen bleiben und dürfen nicht miteinander reden. Dennoch hätten am Donnerstag mindestens neun Demokraten und 22 Republikaner zu verschiedenen Zeiten ihre Plätze verlassen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, darunter auch die Präsidentschaftsanwärter der Demokraten Bernie Sanders, Amy Klobuchar und Michael Bennet.
Besonders streng wird jeden Morgen auf das Redeverbot hingewiesen. Zu Beginn der Sitzung erscheint der "sergeant-at-arms", der Sicherheitsbeamte, der die Einhaltung der Hausordnung überwacht, und ruft: "Hört her! Hört her! Hört her! Allen Personen wird unter Androhung von Haftstrafe befohlen zu schweigen!" Tim Scott aus South Carolina und Ben Sasse aus Nebraska ließen sich davon laut BBC nicht schrecken und begannen, nachdem sie zuvor stundenlang stumm Notizen ausgetauscht hatten (was ebenfalls verboten ist), miteinander zu flüstern.
Auch elektronische Geräte und Snacks sind im Saal tabu. Erlaubt sind lediglich Wasser und Milch. Sogar Kaffee ist verboten, was einigen Senatoren schwer zu schaffen macht: "Ich trinke Kaffee von der Minute, in der ich aufwache, bis zur Schlafenszeit", sagte Senator Kevin Cramer aus North Dakota dem "Wall Street Journal". "Meine größte Herausforderung ist deshalb, genug Kaffee zu trinken, um wach zu bleiben, aber nicht so viel zu trinken, dass ich - sie verstehen schon - äh, mich in der Kammer unwohl fühle."
Quellen: BBC, National Public Radio, CNN, "Wall Street Journal", NBC, Reuters