Republikanische Rivalen Trump spottet über DeSantis – und der schießt zurück

Ron DeSantis (l.) und Donald Trump im Oktober 2020 in Florida
Ron DeSantis (l.) und Donald Trump im Oktober 2020 in Florida. Trump nennt den Gouverneur mittlerweile "scheinheiliger Ron"
© Evan Vucci / AP / DPA
Donald Trump stichelt schon länger gegen Ron DeSantis. Jetzt hat der Ex-Präsident seine Angriffe auf seinen möglichen Konkurrenten um eine Präsidentschaftskandidatur der Republikaner verschärft. Doch DeSantis weiß sich zu wehren.

Donald Trump baut vor: Bislang ist noch gar nicht klar, ob er von Ron DeSantis im Rennen um die Kandidatur der Republikaner für die Wahl 2024 herausgefordert wird. Dennoch hat der Ex-Präsident längst eine Schlammschlacht gegen den Gouverneur von Florida begonnen. Trump habe DeSantis ihr gegenüber als "fett, falsch und weinerlich" beschimpft, erzählte die "New York Times"-Autorin Maggie Haberman schon im Oktober vergangenen Jahres dem US-Sender CNN. Und auch der Gouverneur lästert offenbar hinter vorgehaltener Hand. DeSantis nenne Trump "eine TV-Figur und einen Idioten, der keine Berechtigung habe, als Präsident zu kandidieren", zitierte der renommierte "Vanity Fair"-Autor Gabriel Sherman Ende September einen ehemaligen Mitarbeiter des Republikaners.

Donald Trump wirft Ron DeSantis indirekt Grooming vor

Jetzt hat Trump den Zoff mit DeSantis mit mehreren Social-Media-Beiträgen eskaliert. Am Dienstag teilte der 76-Jährige auf seiner Plattform Truth Social ein Meme, in dem DeSantis ohne irgendwelche Belege Grooming vorgeworfen wird – das Heranmachen von Erwachsenen an Minderjährige mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs. Es zeigt ein Foto von DeSantis, das aus der Zeit zu stammen scheint, als er 23 Jahre alt und Highschool-Lehrer in Georgia war. Auf dem Bild ist der damalige Lehrer von jungen Frauen umgeben, von denen eine eine braune Glasflasche hält. Die Aufnahme ist mit dem Satz versehen: "Hier ist Ron DeSanctimonious, der sich als Lehrer mit Alkohol an Highschool-Mädchen heranmacht" und einem Emoji, das sich erbricht. Ron DeSanctimonious ist Trumps Spottname für den Gouverneur. Sanctimonious bedeutet auf Deutsch scheinheilig.

"Das ist nicht Ron, oder?" kommentierte Trump spöttisch das von ihm geteilte Posting. "Er würde so etwas nie tun!"

Das Meme war laut dem US-Sender West Palm Beach TV ursprünglich von einem Truth-Social-Nutzer namens Dong-Chan Lee gepostet worden, dessen Konto ihn als "überzeugten Paläokonservativen, der Präsident Donald J. Trump seit 2016 unterstützt" beschreibe.

DeSantis schlug am Tag darauf zurück: "Ich verbringe meine Zeit damit, Ergebnisse für die Menschen in Florida zu liefern und gegen Joe Biden zu kämpfen", sagte der Gouverneur US-Medien zufolge auf einer Pressekonferenz in Ocala, als er auf Trumps Posting angesprochen wurde. "So verbringe ich meine Zeit. Ich verbringe meine Zeit nicht damit, andere Republikaner zu verleumden."

Trumps Schlag gegen DeSantis kam am selben Tag, an dem der Gouverneur bei einer Podiumsdiskussion andeutete, dass der Gesetzgeber in Florida es den Menschen leichter machen sollte, die Medien wegen Verleumdung zu verklagen. Auf die Frage während der Pressekonferenz, ob sich sein Gesetzesvorschlag auch auf die Beiträge von Trump auswirken würde, entgegnete DeSantis, dass er sich als Gouverneur in einer anderen Situation befinde.

"Ich kann mich wehren und die Leute wissen, dass ich jeden Tag, an dem ich Gouverneur bin, mit Verleumdungen konfrontiert werde, das liegt einfach in der Natur der Sache", sagte der 44-Jährige. "Ich habe eine Plattform, um zurückzuschlagen. Viele dieser anderen kleineren Leute haben nicht unbedingt eine Plattform, um sich zu wehren. Mit unseren Reformen möchte ich sie also wirklich stärken."

DeSantis wäre Trumps härtester Konkurrent

Trump hatte am Dienstag eine Salve von kritischen Beiträgen auf DeSantis abgefeuert. So schrieb er, er hätte dem Gouverneur auf seinem Weg ins Amt nicht den Rücken gestärkt, wenn er gewusst hätte, dass dieser gegen ein Gesetz zur Grenzsicherheit gestimmt hatte, als er 2018 Mitglied des Repräsentantenhauses war. "Wow, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn nicht unterstützt (und er hätte das Rennen aufgeben müssen, mit einem Rückstand von 35 Punkten!)", ätzte der ehemalige Präsident.

Trump kritisierte DeSantis auch dafür, dass er die Verhaftung von Teilnehmern des Sturms auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 befürwortet hatte. "Was ist mit Antifa & Black Lives Matter, Ron?", fragte der 76-Jährige den Gouverneur auf Truth Social und deutete damit ohne Beweise dafür vorzulegen an, dass diese progressiven Bewegungen kriminell seien.

Die Attacken von Trump gegen DeSantis kommen nicht ohne Grund. Der Gouverneur gilt als aufgehender Stern der Republikaner. Seine Wiederwahl im vergangenen November erfolgte mit dem "höchsten Stimmenanteil, den je ein republikanischer Gouverneurskandidat in der Geschichte des Staates Florida erhalten hat", wie er nicht müde wird, selbst zu betonen. Viele Anhänger der Grand Old Party sehen in ihm den "besseren Trump". "Er ist eine klügere Version von Trump, er geht weit strategischer vor, und er hat nicht hundert Klagen an den Hacken", urteilte sogar ein Parteistratege der Demokraten.

Doch ein Blick auf die Umfragewerte könnte Trump vielleicht etwas beruhigen. Zwar lässt DeSantis alle anderen möglichen und tatsächlichen Bewerberinnen und Bewerbern für die Kandidatur der Republikaner locker hinter sich – nicht jedoch Donald Trump. Der Ex-Präsident liegt seit Wochen in nahezu allen Umfragen weit vor dem Gouverneur. Stand jetzt hat Trump die Nominierung seiner Partei locker in der Tasche.