Die Journalisten und Donald Trump – das ist die Geschichte einer gegenseitigen Verachtung. Missklänge zwischen Politikern und Medien hat es schon immer gegeben, aber noch nie wurden die Aversionen so wüst und offen ausgetragen, wie in dieser Präsidentschaft.
Schon im Wahlkampf widmete sich Donald Trump bei jedem Auftritt ausdrücklich den Pressevertretern im Saal. Und auch als Präsident wiederholt er immer wieder die Wendung, Journalisten seien die unehrlichsten Menschen überhaupt, die er, Donald Trump, je in seinem Leben getroffen hätte.
Zwei, die sich nicht mögen
Die Aversion ist allerdings gegenseitig. Die meisten Medien bezogen schon im Wahlkampf offen Stellung gegen Trump und für Hillary Clinton. Die Schlammschlacht ging nach dem Sieg Trumps unverändert weiter. Eine Mäßigung durch das Amt trat nicht ein. Donald Trump fährt dabei zweigleisig: Seine permanenten Angriffe unterhöhlen das Vertrauen in die Medien. Parallel dazu schaltet er mediale Vermittler in seiner Kommunikation einfach aus. Wichtige Entscheidungen gibt er nicht in einem Interview bekannt, sondern in direkten Videobotschaften, auf Veranstaltungen mit seinen Anhängern oder über seinen Twitter-Kanal. In jeder Woche streut der Präsident vor allem eine Botschaft, er bezeichnet seine Gegner in den Medien als "unehrlich" und ihre Kanäle als Fake News.
Die Studie "Fake News - Threat to Media" (Fake News – Bedrohung für die Medien) des Umfrageinstituts der Monmouth Universität zeigt, dass diese Saat aufgeht. Für die Studie wurden repräsentative 803 Erwachsene in den USA befragt. Die tröstliche Botschaft ist, dass die meisten Menschen den großen Medien immer noch mehr vertrauen als ihrem Präsidenten. "Ein Lichtblick in der ganzen Fake-News-Debatte ist, dass den großen Nachrichtenagenturen immer noch mehr Vertrauen entgegengebracht wird als einem einzelnen Amtsträger. Es sei denn, sie sind ein Republikaner, in diesem Fall kann Trumps Twitter-Feed die einzige Nachrichtenquelle sein", sagte Patrick Murray, der Direktor des Monmouth University Polling Institute.
Hier stellt sich die Frage: Wer benötigt "Vertrauen" mehr, die Medien, deren Kapital Glaubwürdigkeit ist, oder ein Politiker wie Trump – dessen Image als populistischer Poltergeist nicht auf Wahrheitsliebe basiert.
Fake News und etablierte Medien
Während bei uns in Deutschland der Begriff Fake News von den meisten Menschen mit Falschmeldungen von rechten Gruppen oder pro-russischen Medien in Zusammenhang gebracht wird, sieht das in den USA inzwischen ganz anders. Der Faken-News-Verdacht ist dort bei Nachrichten in sozialen Netzwerken besonders groß, außerdem nehmen fast alle Befragten an, dass radikale Interessensgruppe mit Absicht Fake News verbreiten. Das ist in Deutschland ähnlich. Doch in den USA hat der Fake-News-Virus vor den hergebrachten Medien nicht haltgemacht. Laut der Umfrage glauben 77 Prozent der US-Amerikaner, dass die großen Medien Fake News verbreiten. Ein Jahr Donald Trump hat diesen Wert um 14 Prozent nach oben schnellen lassen.
"Nach Ansicht der Öffentlichkeit sind Fake News das Ergebnis von Personen, die versuchen, gefälschte Geschichten zu in Umlauf zu bringen, aber auch von redaktionellen Prozessen der Mainstream-Medien, die falsche Geschichten verbreiten. Die Wahrnehmung dieses Problems könnte nicht allgegenwärtiger sein", sagte Murray. Eine ähnliche Entwicklung gab es schon während des Wahlkampfes. Das "Vertrauen" der Amerikaner, dass die Massenmedien "die Nachrichten vollständig, korrekt und fair" ("to report the news fully, accurately and fairly") berichten, sank bereits 2016 um acht Prozent. Natürlich glauben vor allem Trump-Anhänger noch mehr an die "Fake News" in den Medien als andere US-Bürger. Hier sind es 89 Prozent. 2017 waren es 79 Prozent. Doch auch bei den Demokraten sieht es kaum besser aus, hier stieg der Wert sogar von 43 Prozent auf 61 Prozent.
Lügen mit Absicht
Nur 26 Prozent glauben, dass die Fake News aufgrund von Fehlern in der Recherche in die Medien gelangen. 42 Prozent denken, dass die Medien Fake News absichtlich verbreiten und damit eine politische Absicht verfolgen. "Diese Ergebnisse sind bedenklich, egal wie man Fake News definiert. Das Vertrauen in eine unabhängige vierte Gewalt ist ein Eckpfeiler einer gesunden Demokratie. Unsere scheint auf der Intensivstation zu sein", sagte Patrick Murray, der Direktor des Monmouth University Polling Institute.
Der Vertrauensverlust der Medien hängt nicht allein an Donald Trump, schließlich gibt es die Diskussion auch in Deutschland. Doch Donald Trump heizt diese Entwicklung besonders an. Und die Medien haben erst ein Jahr der Präsidentschaft Donald Trumps überstanden.