Mit den Anklagen von Paul Manafort, Rick Gates und George Papadopoulos haben die Vorwürfe gegen Donald Trump und sein Wahlkampfteam eine neue Qualität erreicht: Sonderermittler Robert Mueller ist sich der illegalen Absprache von Trumps Team mit russischen Helfern so sicher, dass er offiziell rechtliche Schritte einleitet. Und im Weißen Haus wird man deswegen mächtig nervös.
"Es wird immer enger für uns, alle drehen durch", zitiert die "Washington Post" einen ranghohen, anonymen Republikaner mit engem Kontakt zu Trumps Team. Die Zeitung hat mit zwanzig Personen gesprochen, von hochrangigen Mitgliedern der Administration bis zu nahen Freunden des Präsidenten, - und beschreibt die Situation als extrem angespannt.
Donald Trump wütet vor dem Fernseher
Der Präsident sei bereits frühmorgens vor den gestrigen Enthüllungen auf den Beinen gewesen und hätte Manaforts Verhaftung zunächst noch als Beweis für seine Unschuld gefeiert - schließlich werden dem ehemaligen Wahlkampfmanager Vergehen vorgeworfen, die zeitlich vor seiner Tätigkeit für Trump lagen. Doch dann sei die Stimmung drastisch gekippt.
Als auch die Anklage gegen den Wahlkampfberater Papadopoulos bekannt wurden, der sich einer Falschaussage gegenüber dem FBI bekannt hatte, brach bei Trump der Damm. Er würde schäumen vor Wut und Abscheu, erklärten Vertraute der Zeitung. Statt im Oval Office zu arbeiten habe er den Morgen wütend in seinen Privaträumen vor dem Fernseher verbracht, die Medien und seine Strategen gescholten und seine eigene rechtliche Situation erörtert. Gleich mehrfach soll er seine Anwälte angerufen haben.
Die spielen die Situation herunter. "Die Situation war im Weißen Haus kein Grund zur Beunruhigung", erklärte der private Anwalt des Präsidenten, Ty Cobb, gegenüber der Zeitung. Trump verbringe seinen "gesamte Zeit mit seinen präsidialen Aufgaben."
Angst im Weißen Haus
Unter den Mitarbeitern macht sich dagegen Angst breit. Viele der Mitarbeiter würden spekulieren, wer als nächstes auf Muellers Liste stehe, berichtet die "Washington Post". Auch über Manaforts und Gates' Aussage wird spekuliert. Vor allem Gates gilt als gefährlich. Anders als Manafort hatte er auch nach der Amtsübernahme nahen Kontakt zu Trumps Sphäre.
Erleichterung gibt es nur darüber, dass Michael Flynn nicht zu den ersten Angeklagten gehört. Der ehemalige Sicherheitsberater war sowohl im Wahlkampf als auch im Weißen Haus eng in die Entscheidungsprozesse involviert. Seine Aussage könnte daher noch weit größeren Schaden ausrichten. Dass keine Anklage gegen ihn bekannt wurde, schließt aber nicht aus, dass dies zu einem späteren Zeitpunkt passieren könnte.
"Warum kümmert ihr euch nicht um Clinton?"
Donald Trump ging bei Twitter indes in die Offensive. Statt sich um die "Fake News" einer Russland-Verschwörung zu kümmern, sollten die Medien lieber ein Auge auf Hillary Clinton und die Demokraten richten, so der Präsident. Er hoffe, dass sich bald alle auf seine Steuersenkungen und die korrupten Demokraten konzentrierten, so der Präsident. Eine Hoffnung, die allzu bald wohl nicht in Erfüllung gehen wird.
