Sofort ging sie zum Nachbarhaus in Strasshof bei Wien und sagte "Ich bin Natascha Kampusch". Die Nachbarn benachrichtigten die Polizei, umgehend wurde auch die vor acht Jahren eingerichtete Sonderkommission benachrichtigt.
Nach Informationen des österreichischen Blatts "Kurier" war Natascha von ihrem Entführer, dem 44-jährigen Nachrichtentechniker Wolfgang P., in einer Montagegrube in seiner Garage gefangen gehalten worden. Die drei mal zwei Meter große Grube war 1,6 Meter tief und von P. mit einer elektronisch gesicherten Tresortür verschlossen worden, so der Kurier.
Natascha hatte dort ein Bett, ein Regal und Bücher. Ihr Entführer ließ sie kaum ans Tageslicht, nur in der letzten Zeit sei er sogar mit ihr Einkaufen gegangen. Niemand hat etwas von dem Drama in dem Einfamilienhaus mitbekommen, nicht einmal Ps Mutter, die regelmäßig am Wochenende vorbeikam, um ihren Sohn zu bekochen. Laut Kurier hat die Mutter das Mädchen sogar einmal getroffen aber der Ausrede ihres Sohnes Glauben geschenkt.
Physische und psychische Gewalt
Wahrscheinlich ist Natascha bis zuletzt physischer Gewalt und wahrscheinlich auch sexuellen Übergriffen ausgesetzt gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochabend.
Nachdem sich das Mädchen bei der Polizei gemeldet hatte, wurde umgehend eine Großfahndung nach dem Entführer gestartet. Er war in seinem roten BMW geflohen, nachdem Natascha geflohen war. Am Mittwochabend warf der sich vor einen Schnellzug, wie das österreichische Bundeskriminalamt dem Kurier zufolge bekannt gab. Er wurde aufgrund seines Aussehens identifiziert. Zur Sicherheit wurde eine DNA-Analyse angeordnet.
Natascha wurde bei einer Gegenüberstellung von ihren Eltern identifiziert, um jeden Zweifel auszuräumen wurde jedoch auch in ihrem Fall eine DNA-Analyse angeordnet, deren Ergebnis heute feststehen soll.
Verlorene Kindheit
Das Mädchen war am 2. März 1998 auf dem Weg zur Volksschule entführt worden. Eine intensive Suche in Österreich und Ungarn hatte zu keinem Ergebnis geführt. Der Fall der heute 18-jährigen aus Wien-Donaustadt galt als einer der spektakulärsten der österreichischen Kriminalgeschichte.
Nach Medienberichten überprüfte die Polizei danach erfolglos mehr als 700 Kleinbusse in ganz Österreich. Taucher durchsuchten Teiche, Kriminalisten gingen tausenden Hinweisen nach. Von Hubschraubern aus wurde mit Wärmebildkameras nach dem vermutlich meist gesuchten Kind Österreichs gesucht. Öffentlichkeit und Polizei standen damals noch unter dem Eindruck des knapp zwei Jahre zuvor aufgeflogenen Dutroux- Skandals in Belgien. Es wurde befürchtet, dass die Zehnjährige von einem Kinderschänder entführt und ermordet worden sein könnte.