Die saudi-arabischen Sicherheitskräfte haben nach der Ermordung des US-Bürgers Paul Johnson die mutmaßlichen Täter aufgespürt und dabei nach eigenen Angaben in einem Feuergefecht auch den Anführer der El-Kaida-Gruppe in Saudi-Arabien getötet. Auf einer Web-Site, die den Terroristen nahe steht, wurde dies dementiert. Das saudi-arabische Fernsehen zeigte am Samstag Bilder von vier getöteten mutmaßlichen Terroristen. Bei einem handele es sich um El-Kaida-Führer Abdulasis Issa Abdul Mohsin el Mokrin, hieß es.
US-Außenminister Colin Powell forderte die 35.000 US-Bürger in Saudi-Arabien auf, sich nicht von den Terroristen einschüchtern zu lassen. Es wäre ein Sieg für die Terroristen, wenn die US-Bürger das Land verließen. Powell zeigte sich zuversichtlich, dass die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen die US-Bürger ermutigten, im Land zu bleiben. Die US-Regierung macht sich aber nicht nur Sorgen um die US-Bürger, sondern auch um die Stabilität der saudiarabischen Monarchie, die das Land mit den größten Ölreserven der Welt beherrscht.
Terroristen werde es nicht gelingen, Amerika einzuschüchtern
Die Ermordung des 49-jährigen Luftfahrtingenieurs Johnson stößt weltweit auf Entsetzen. US-Präsident George W. Bush erklärte, die Enthauptung Johnsons zeige, welch "teuflischer Natur" der Feind sei. Es werde den Terroristen nicht gelingen, Amerika einzuschüchtern. Der britische Premierminister Tony Blair sprach von einem "Akt der Barbarei". Auch Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac zeigte sich entsetzt über die Tat, die dem entgegengesetzt sei, "was wir als menschlich erachten". UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte, der brutale Akt helfe niemandem.
Für die Entführung und Ermordung Johnsons soll die Gruppe um den 31-jährigen el Mokrin verantwortlich gewesen sein. Er war der meistgesuchte Terrorist Saudi-Arabiens. Er galt als intelligenter und brutaler Taktiker, der sowohl Autobombenanschläge als auch gezielte Angriffe auf einzelne Ausländer plante. Er wurde angeblich in Afghanistan ausgebildet und kämpfte in Bosnien und Algerien.
Bei dem Feuergefecht im Viertel El Mals in Riad wurden neben el Mokrin noch drei weitere Terroristen sowie fünf Polizisten getötet, wie es hieß. Zwei Männer, darunter ein hochrangiger El-Kaida-Funktionär, seien verletzt und festgenommen worden. Zwei weitere Männer hätten entkommen können. Die Behörden beschlagnahmten gefälschte Papiere, Waffen und ein Fahrzeug, das bei der Ermordung eines BBC-Korrespondenten am 6. Juni eingesetzt worden sein soll. Auf die Spur der Terroristen kamen die Behörden durch einen Augenzeugen, der beobachtete, wie die Leiche Johnsons aus einem Auto geworfen wurde.
"Der Ungläubige hat seine gerechte Strafe erhalten"
Die Extremisten hatten mit der Ermordung Johnsons gedroht, falls nicht alle El-Kaida-Häftlinge in Saudi-Arabien bis Freitagabend freigelassen würden. Seine Leiche wurde etwa 30 Kilometer nördlich von Riad gefunden, Fotos des enthaupteten Körpers wurden im Internet verbreitet. In einer Erklärung der Terroristen hieß es, nach Ablauf der Frist habe "der Ungläubige seine gerechte Strafe erhalten". Zuvor hatten die Kidnapper erklärt, Johnson sei entführt worden, weil sein Arbeitgeber, der Rüstungskonzern Lockheed Martin, den Apache-Hubschrauber entwickle, mit dem Muslime in Palästina und Afghanistan angegriffen würden.