EXISTENZ ZWEIFELHAFT Papst spricht Indio heilig

Die 97. Auslandsreise von Papst Johannes Paul II. führt ihn auch nach Mexiko. Dort wird zum ersten Mal ein indianischer Ureinwohner heilig gesprochen. Historiker bezweifeln allerdings die Existenz des Mannes.

Von den Strapazen seiner 97. Auslandsreise sichtbar geschwächt ist Papst Johannes Paul II. am Dienstagabend (Ortszeit) in Mexiko eingetroffen. Am Internationalen Flughafen der Hauptstadt wurde das Oberhaupt der katholischen Kirche von Staatspräsident Vicente Fox empfangen. Mehrere tausend geladene Gäste am Hangar und hunderttausende Gläubige auf den Straßen jubelten dem Papst bei seinem fünften Mexiko-Besuch zu.

Erste Auslandsreise für den Papst war 1979 Mexiko

»Liebe Mexikaner, meine Freude ist gewaltig, zum fünften Mal auf diese gastfreundliche Erde zu kommen, wo ich einst mein wanderndes Apostolat begann, das mich in so viele Teile der Welt geführt hat«, sagte der Papst unter Anspielung auf seine erste Auslandsreise, die ihn schon 1979 nach Mexiko geführt hatte. Johannes Paul II. sprach mit zunächst fester, dann aber wieder schwächer werdender Stimme. Nachdem er das Flugzeug, das ihn aus Guatemala brachte, erneut über eine Hebebühne hatte verlassen müssen, hatte er Schwierigkeiten beim Abspielen der Hymnen Mexikos und des Vatikans zu stehen. Die Rede von Präsident Fox verfolgte er mit hängendem Kopf.

Indianischer Ureinwohner wird heilig gesprochen

Am Mittwoch wird der Papst in der Basilika der Jungfrau von Guadalupe im Norden Mexiko-Stadts, der wichtigsten Wallfahrtsstätte Amerikas, zum ersten Mal einen indianischen Ureinwohner heilig sprechen. Der Chichimeke Juan Diego, der von 1474 bis 1548 gelebt haben soll, war nach katholischer Auffassung ein von Gott Erwählter, weil ihm 1531 die Jungfrau von Guadalupe erschien. Diese ist heute Nationalheilige Mexikos und Schutzpatronin Amerikas.

Die Aufnahme Juan Diegos in den Heiligenkalender gilt in Kirchenkreisen als Ermutigung der Indianer in ihrem Kampf um Gleichberechtigung in den von Weißen beherrschten Gesellschaften des Kontinentes. Sie steht aber auch vor dem Hintergrund der Missionserfolge, die protestantische Kirchen in den vergangenen Jahren in Mexiko und Mittelamerika gerade unter den Indios erzielt haben. Gegen die Kanonisierung Juan Diegos hatte es Einwände von Historikern gegeben, die an seiner Existenz zweifelten.

Erst seit kurzem diplomatische Beziehungen

Beim fünften Besuch des Papstes in Mexiko wird mit Fox erstmals ein Staatspräsident an einer öffentlichen Papstmesse teilnehmen. Fox gehört einer konservativ-katholischen Partei an, die erst vor zwei Jahren an die Regierung kam. Die zuvor in Mexiko herrschende Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) hatte über Jahrzehnte ein kirchenfeindliche Politik verfolgt. Erst 1992 hatten Mexiko und der Vatikan diplomatische Beziehungen aufgenommen.