Erstmals seit 19 Jahren "Auf der rechten Seite überrannt": Fox News verliert nach Trump-Abgang Spitzenplatz bei den Quoten

Politikwissenschaftler Andrew Denison zur Sieges-Rede von Joe Biden
Politikwissenschaftler Andrew Denison zur Sieges-Rede von Joe Biden
Sehen Sie im Video: "Selbst Fox News musste zugeben, dass Trump verloren hat" – Politologe zu Trumps Zukunft. Videoquelle: ntv.de
19 Jahre lang führte Fox News das Quotenrennen der US-Nachrichtensender an. Im Januar ist der langjährige Lieblingskanal von Donald Trump erstmals von gleich zwei Konkurrenten überholt worden.

Schlechte Nachrichten für den erfolgsverwöhnten US-Kabelkanal Fox News: Der Haus- und Hofsender des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hat seinen Spitzenplatz bei den Einschaltquoten verloren. 19 Jahre lang hatte Fox News die konkurrierenden Nachrichtensender CNN und MSNBC weit hinter sich gelassen – oft mit doppelt oder dreimal so hohen Zuschauerzahlen. Im Januar rutschte das Unternehmen des australisch-amerikanischen Medienmoguls Rupert Murdoch laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen hinter CNN und MSNBC auf Rang drei ab.

Zwar sei der Sender in der vergangenen Woche, der ersten vollen Arbeitswoche der neuen Regierung von US-Präsident Joe Biden, wieder an die Spitze der Primetime-Quoten zurückgekehrt, berichtet Nielsen am Dienstag (Ortszeit). Die großen Trends hätten sich jedoch fortgesetzt: CNN hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert, die Zahlen von MSNBC sind in geringerem Maße gestiegen und Fox verliert Zuschauer.

Fox News wurde "auf der rechten Seite überrannt"

"Während der besiegte ehemalige Präsident Donald Trump in einem seltsam stillen Exil in Mar-a-Lago überwintert, kam die zwei Jahrzehnte lange Siegesserie von Fox News am Dienstag als Zeichen einer seismischen Verschiebung in der Medienlandschaft zu einem abrupten Ende", kommentiert die US-Nachrichtenseite "The Daily Beast" die Entwicklung. Der dritte Platz von Fox News sei die Fortsetzung eines Abwärtstrends, in dem das rechtsgerichtete Unternehmen Trump-unterstützende, treue Zuschauer verprellt habe, als es im Zuge der Berichterstattung über die Präsidentschaftswahl am 3. November früh den Bundesstaat Arizona für Biden gewertet habe.

"Seit Jahren hat Fox den Klimawandel geleugnet, die Existenz von sozialer Ungerechtigkeit geleugnet, Obamas US-Staatsbürgerschaft geleugnet", stellt der Fernsehunternehmer und ehemalige CNN-Präsident Jonathan Klein im Gespräch mit dem "Daily Beast" fest. Auf diese Weise habe sich der Sender einen beträchtlichen Teil an Zuschauern herangezüchtet, die routinemäßig die Wahrheit leugneten. "Und diese Zuschauer hätten Fox News ab dem Moment bestraft, als der Sender berichtete, dass Biden Arizona gewonnen hat. "Es ist wie wenn der Schimpanse, den man als Baby großgezogen hat, einem das Gesicht abreißt."

CNN sieht neben dem Frust der Fox-Basis über Arizona und den Wahlausgang auch die Verfügbarkeit des rechtsgerichteten Senders Newsmax als Grund für das Absacken von Fox-News. Trump selbst hatte nach der Arizona-Wertung seine Anhänger via Twitter aufgefordert, von Fox News zu Newsmax oder dem ebenfalls rechtsgerichteten One America News Network zu wechseln und Newsmax damit zunächst einen kräftigen Quotenschub beschert. "Newsmax hat sich von seinen Höchstständen nach der Wahl wieder entfernt, ist aber immer noch ein schmerzhafter Dorn in Fox' Seite", schreibt CNN.

"Sie wurden auf der rechten Seite überrannt", bestätigt auch Klein dem "Daily Beast" den Einfluss von Newsmax. "One America News und Newsmax waren eher bereit, das Heroin zu liefern, nach dem die Verschwörungssüchtigen gesucht haben."

Bei den Mitarbeitern von Fox News breche angesichts der Probleme bereits Panik aus, berichtet die Nachrichtenwebseite. Sie fürchteten nach den jüngsten Entlassungen einen weiteren Stellenabbau. Einen ehemaligen Mitarbeiter des Senders, der nicht namentlich genannt werden wolle, zitiert "The Daily Beast" mit den Worten: "Fox hat schon früher Quoteneinbrüche erlebt und ist immer wieder zurückgekommen. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass dies eine Katastrophe für sie ist."