Corona-Pandemie "Erster Sieg gegen das Virus" - Frankreich eilt zurück in die Normalität

Im Pariser Großraum können erstmals wieder alle Restaurants und Cafés öffnen.
Frankreich lockert ab Montag die wegen der Corona-Pandemie verhängten Beschränkungen weiter. Im Pariser Großraum können erstmals wieder alle Restaurants und Cafés öffnen.
© Bardos Florent/ABACA / Picture Alliance
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat es eilig: Angesichts eines Wirtschaftseinbruchs soll sein Land rasch wieder in Gang kommen. Symbolträchtig dürfen in Paris Lokale früher öffnen als erwartet.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron drückt beim Lockern der coronabedingten Beschränkungen aufs Tempo. So könnten Restaurants und Cafés im Großraum Paris schon vom Montag an wieder komplett öffnen, kündigte der 42-Jährige am Sonntagabend bei einer Fernsehansprache an. Da die Hauptstadtregion besonders von der Covid-19-Pandemie betroffen ist, darf bisher nur auf Außenterrassen von Lokalen gegessen und getrunken werden. Bisher wurde mit einer Normalisierung in der Gastronomie frühestens zum 22. Juni gerechnet. 

"Von morgen an können wir das Kapitel der ersten Phase der Krise schließen, die wir durchmachen", sagte der Staatschef. Er rief gleichzeitig seine Landsleute zur Einheit auf, um den Wiederaufbau im Land zu meistern.

Ab dem 22. Juni sollen zudem wieder "alle Schüler" - außer an Gymnasien - zur Schule gehen können, wie Macron betonte. Die neuen Lockerungen kommen pünktlich zum Fall der Reisebeschränkungen: Ab Mitternacht können deutsche Touristen erstmals seit fast drei Monaten wieder nach Frankreich einreisen. Bisher war der Grenzübertritt in der Regel nur aus "zwingenden" beruflichen oder familiären Gründen erlaubt.

Der Kampf gegen das Virus sei damit aber nicht beendet, betonte Macron. Die Menschen müssten noch lange mit der Pandemie leben. Mit 29.398 Coronavirus-Toten ist Frankreich eines der am stärksten betroffenen Länder in Europa. 

Macron äußert sich zu den Protesten gegen Rassismus

Macron äußerte sich auch zu den jüngsten Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt in Frankreich, denen sich in der Folge der US-Proteste zehntausende Menschen angeschlossen hatten. Die Regierung werde "unerbittlich gegen Rassismus und Antisemitismus" vorgehen, betonte der Präsident und kündigte dazu neue Entscheidungen an. Gleichzeitig stellte sich der einstige Senkrechtstarter hinter die Sicherheitskräfte. In der internationalen Debatte um Kolonial- und Sklavereigeschichte sagte Macron: "Die Republik wird keine Spur und keinen Namen ihrer Geschichte löschen." 

Zuvor hatte das oberste Verwaltungsgericht Frankreichs das Verbot zur Versammlung von mehr als zehn Menschen gekippt, das die Regierung zum Schutz vor Ansteckungen erlassen hatte. Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen waren dagegen vorgegangen, da es de facto einem Demonstrationsverbot gleichkam.

Frankreich erwartet Wirtschaftseinbruch von elf Prozent 

Die Einigung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf ein Corona-Rettungspaket für die EU nannte Macron einen "historischen Wendepunkt". Auch Frankreich selbst habe einen "beispiellosen" Notfallplan für die Automobil-, Luftfahrt- und Tourismusbranche auf den Weg gebracht. Nun müsse es darum gehen, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Dafür solle es "massive Investitionen" zu Gunsten von jungen Menschen geben.

Die Regierung in Paris hatte vergangene Woche Hilfen in Höhe von 45 Milliarden Euro beschlossen. In Frankreich wird in diesem Jahr ein Wirtschaftseinbruch von elf Prozent erwartet - das ist so viel wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.  Es war die vierte Fernsehansprache Macrons in der Corona-Krise. Für Juli kündigte er eine weitere an.

AFP · DPA
ivi