Der frühere französische Premierminister Alain Juppé ist in einem Berufungsprozess wegen Korruption zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht senkte zugleich den Entzug des passiven Wahlrechts von ursprünglich zehn Jahre auf ein Jahr, was dem 59-jährigen Vertrauten von Präsident Jacques Chiracs eine Rückkehr in die Politik ermöglicht. Juppé, der wegen des Korruptionsprozesses sein Amt als Vorsitzender der Mitte-Rechts-Partei UMP dem Chirac-Rivalen Nicolas Sarkozy überlassen hat, könnte als Chiracs Wunschkandidat in den Präsidentenwahlkampf 2007 einziehen.
Juppé wurde für schuldig befunden, Scheinarbeit von Pariser Rathausangestellten gedeckt zu haben, die für die damalige Chirac-Partei RPR gearbeitet hatten. Juppé war seinerzeit Generalsekretär der Partei. Vor Gericht gab er an, dass die Rathaus-Angestellten "ehrenamtlich" für die Partei gearbeitet hätten.
Bewährungsstrafe um vier Monate verringert
Juppés Anwalt kündigte an, dass der Politiker keine weiteren Rechtsmittel einlegen werde. Die Staatsanwaltschaft in Versailles hatte in diesem zweiten Prozess einen Entzug der Wählbarkeit für zwei Jahre gefordert.
Der konservative Politiker war beim ersten Prozess im Januar dieses Jahres wegen Vorteilsnahme zu 18 Monaten Haft auf Bewährung und der Aberkennung des Wahlrechts für 10 Jahre verurteilt worden. Eine Bestätigung dieses Urteils der ersten Instanz hätte das Ende der politischen Karriere Juppés bedeutet.