Nato-Einsatz in Libyen Übergangsrat hofft auf Verlängerung bis Jahresende

Nach dem Tod des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi drängt der libysche Übergangsrat die Nato zu einer Verlängerung ihres Einsatz in dem nordafrikanischen Land.

Der Nationale Übergangsrat in Libyen hat eine Fortsetzung des NATO-Einsatzes bis mindestens zum Ende des Jahres gefordert. "Nachdem wir den Sieg errungen haben, hofft das libysche Volk, dass die NATO ihren Einsatz bis mindestens zum Ende des Jahres fortführt", sagte Übergangsratspräsident Mustafa Abdel Dschalil am Mittwoch. Dem widersprach der französische Außenminister Alain Juppé. "Wir möchten Sie bitten, nicht zu schnell eine Resolution zu verabschieden", sagte der libysche Vize-Gesandte bei der UNO in New York, Ibrahim Dabbaschi. Er verwies darauf, dass die Streitkräfte des Landes noch nicht wieder funktionsfähig seien. Eine Fortsetzung des NATO-Einsatzes komme Libyen und den Nachbarländern zugute, erklärte Dschalil zur Eröffnung eines Treffens der Generalstabschefs der am Militäreinsatz beteiligten Länder in Doha. Die NATO-Botschafter hatten sich in der vergangenen Woche vorläufig auf ein Ende des Einsatzes zum 31. Oktober verständigt, nachdem die Kämpfer der neuen libyschen Führung die letzte Hochburg von Ex-Machthaber Muammar el Gaddafi eingenommen hatten und Gaddafi selbst ums Leben gekommen war. Nach der Forderung des libyschen Übergangsrates vertagte das Bündnis seine endgültige Entscheidung zur Beendigung des Einsatzes von Mittwoch auf Freitag. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen berate sich dazu mit der UNO und dem libyschen Übergangsrat, sagte eine NATO-Sprecherin. Aus Diplomatenkreisen verlautete, dass die NATO ihre Entscheidung auch deshalb vertagte, weil Russland zunächst Beratungen im UN-Sicherheitsrat verlange. Der französische Außenminister Alain Juppé erklärte allerdings abends, der NATO-Einsatz sei "vorbei", eine "neue Phase" habe begonnen. Die Regierung in Paris überlege indes, wie sie dem Übergangsrat weiter beistehen könne.

Zehntausende Tonnen Munition unbeaufsichtigt in der Wüste

In der libyschen Wüste, 120 Kilometer südlich der Stadt Sirte, lagern unbeaufsichtigt zehntausende Tonnen Munition aus den Beständen des getöteten Machthabers Gaddafi. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, gibt es dort rund 80 sandfarben gestrichene Betonbunker, in denen Munition aus überwiegend russischer und französischer Produktion lagert. Katar räumte bei dem Treffen in Doha erstmals eine aktive Verwicklung in die Kämpfe am Boden ein. Seine Armee sei mit hunderten Soldaten in Libyen aktiv gewesen, sagte Generalstabschef General Hamad Ben Ali el Attija. Bislang war lediglich eine Teilnahme Katars am Lufteinsatz unter dem Kommando der NATO bekannt.

DPA · Reuters
AFP/Reuters/DPA