Frankreich Sozialisten schicken Royal ins Rennen

Zum ersten Mal in der Geschichte Frankreichs schicken die Sozialisten eine Frau ins Rennen ums Präsidentenamt. Ségolène Royal hängte bei der Kandidatenkür die männliche Konkurrenz ab - und könnte es bei der Wahl 2007 mit Nicolas Sarkozy zu tun bekommen.

Frankreichs Sozialisten schicken die frühere Umwelt- und Familienministerin Ségolène Royal in das Rennen um das Präsidentenamt. Die Parteimitglieder kürten die 53-Jährige in einer Urabstimmung mit deutlicher Mehrheit zu ihrer Kandidatin, die sich im kommenden April um die Nachfolge von Jacques Chirac bemühen soll. Parteivertretern zufolge gewann Royal 60,62 der Stimmen. Der frühere Finanzminister Dominique Strauss-Kahn und Ex-Regierungschef Laurent Fabius landeten abgeschlagen mit 20,83 beziehungsweise 18,54 Prozent der Stimmen auf Platz zwei und drei. Die Wahlbeteiligung der 219.000 Parteimitglieder lag den Angaben zufolge bei 82 Prozent.

Der Abstimmung war ein wochenlanger Vorwahlkampf mit drei Fernsehdebatten und zahlreichen Parteiversammlungen vorausgegangen. Royal, Präsidentin der Region Poitou-Charentes, konnte dabei vor allem bei den jungen Parteimitgliedern punkten. Umfragen zufolge wollen auch zwei Drittel aller Parteisympathisanten, dass die 53- Jährige zur Präsidentenwahl am 22. April 2007 antritt. Royal profilierte sich als Vorkämpferin für Bürgerbeteiligung und Disziplin, hielt sich mit außenpolitischen Äußerungen aber zurück.

Sie will die Sozialisten einen

Royal zeigte sich noch am Abend strahlend und sichtlich bewegt den Fernsehkameras. Umgeben von Anhängern, die "Segolene - Präsidentin, Segolene - Präsidentin" skandierten, versprach sie, die Sozialisten vor der Wahl zu einen. Der linke Flügel der Sozialisten hatte sich gegen sie ausgesprochen und ihr vorgeworfen, die Partei in die Mitte des politischen Spektrums rücken zu wollen. "Dass ich auf diese Weise gewählt wurde, ist etwas Außergewöhnliches", sagte die frisch gekürte Kandidatin.

Sollte es der vierfachen Mutter gelingen, sich im Frühjahr gegen den konservativen Konkurrenten durchzusetzen, wäre sie die erste Frau an der Spitze des französischen Staates und erst die zweite sozialistische Besetzung des Präsidentenpostens. Als erster Sozialist stand Francois Mitterand zwischen 1981 und 1995 an der Spitze der fünften Republik.

Tritt sie gegen Sarkozy an?

Das hohe Ergebnis dürfte viele Gegner verstummen lassen, die Royal als unerfahren und politisches Leichtgewicht kritisiert hatten. Es gilt als wahrscheinlich, dass sie bei der Präsidentenwahl gegen den aktuellen Innenminister und Chef der Regierungspartei UMP, Nicolas Sarkozy, antreten wird. Einer am Donnerstag veröffentlichten Ipsos-Umfrage zufolge kämen die beiden in diesem Fall auf jeweils etwa 50 Prozent. Dann wäre eine Stichwahl nötig, die am 6. Mai stattfinden würde.

Allerdings muss Sarkozy noch im eigenen Lager mit einer Kandidatur von Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie und Premierminister Dominique de Villepin rechnen. Präsidentengattin Bernadette Chirac brachte am Mittwoch zudem eine erneute Kandidatur Chiracs ins Spiel.

DPA · Reuters
Reuters/DPA