Bei einer EU-Konferenz zu Strategien gegen die Immunschwächekrankheit in Bremen kündigte Merkel einen verstärkten Kampf gegen Aids an. "Ich kann versprechen, dass wir beim G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm genau zu diesem Thema Schlussfolgerungen haben werden", sagte die Kanzlerin und EU-Ratspräsidentin. Die Ergebnisse der Konferenz sollten zudem den EU-Gipfel im Juni beschäftigen. Bremen solle zu einem Synonym für eine neue europäische Aids-Offensive werden, sagte die CDU-Politikerin. Bei dem Thema gehe es um globale Verantwortung. Besonders betroffen sei Afrika mit 70 Prozent der Infizierten.
In Osteuropa seien 1,7 Millionen Menschen infiziert. Hier und in Zentralasien sei das Thema verknüpft mit einem dramatischen sozialen Umbruch, und die Mittel für die medizinische Versorgung seien knapp. Es fehle an Geld für Prävention, aber auch an der Kraft für Vorbeugung, sagte Merkel. Sie hoffe, die EU-Konferenz helfe bei der Bildung von Netzwerken und ermutige bei der Arbeit gegen Aids. Alle Menschen müssten Zugang zu Prävention, Tests und wirksamen Therapien haben. "Ohne Aussicht auf Behandlung können wir kaum die Bereitschaft der Menschen stärken, sich mit Prävention zu beschäftigen", sagte die Bundeskanzlerin.
Die Bundesregierung wisse um ihre Verantwortung. Sie habe das Budget für die weltweite Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose auf 400 Millionen Euro aufgestockt. Die Bundesregierung hat sich das Thema für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft als gesundheitspolitisches Hauptthema vorgenommen. Bei der EU-Konferenz unter dem Titel "Verantwortung und Partnerschaft Gemeinsam gegen HIV/Aids" tauschen sich mehrere Hundert Experten und Regierungsvertreter aus mehr als 40 Ländern über Strategien zur Bekämpfung der bislang unheilbaren Infektionskrankheit aus. Erste Ergebnisse will Gesundheitsministerin Ulla Schmidt am Dienstag vorstellen.
Wieczorek-Zeul will Frauen besser schützen
In ihrer Auftaktrede hatte Schmidt bessere Vorbeugung als entscheidende Maßnahme im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit angemahnt. "Weil wir Aids noch nicht heilen können, müssen wir unsere Anstrengungen auf die Verhinderung der Ansteckung richten", sagte die SPD-Politikerin. Erforderlich sei dabei, besonders gefährdete Gruppen gezielt anzusprechen. Dabei habe sich die Einbindung von Nichtregierungsorganisationen wie den Aids-Hilfe-Initiativen als der Königsweg erwiesen.
Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul verlangte unter anderem, beim Kampf gegen Aids müsse besonderes Augenmerk den Frauen gelten. "Frauen stark zu machen, heißt, die Aids-Pandemie zu schwächen", sagte die Ministerin. Weltweit sind den Angaben zufolge rund 40 Millionen Menschen mit Aids infiziert, jährlich werden vier Millionen Neuinfizierte gezählt. Besonders betroffen sind die Entwicklungsländer, aber auch in der EU und ihren Nachbarstaaten steigt die Zahl der Neuinfektionen. Allein in Deutschland infizierten sich im vergangenen Jahr mehr als 2.700 Männer und Frauen. In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung einen Aktionsplan verabschiedet, der mehr Geld für Aufklärung vorsieht.
AP