Geiselnahme im Iran Blair fordert Hilfe des UN-Sicherheitsrats

Die Vereinten Nationen sollen sich für die britischen Soldaten einsetzen, die im Iran festgenommen worden sind, das fordert Tony Blair. Nachdem das iranische Fernsehen Bilder der Gefangenen gezeigt hat, fürchtet Großbritannien, die Soldaten seien gefoltert worden.

Im Konflikt um die vom Iran verschleppten 15 britischen Marinesoldaten will London den Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen anrufen. Nach britischen Medienberichten vom Donnerstagmorgen wurde unter den Mitgliedern des Rates bereits ein Entwurf einer Erklärung verbreitet, mit dem unterstrichen werden soll, dass die britischen Seeleute unter einem UN-Mandat im Einsatz waren. Zuvor hatte Premierminister Tony Blair vor dem Unterhaus angekündigt, London werde jetzt auch den internationalen Druck erhöhen. In einem Telefonat am Mittwochabend sagte US-Präsident George Bush Blair seine volle Unterstützung zu. London hatte noch am Mittwoch alle Beziehungen zu Teheran eingefroren.

Die Marinesoldaten waren am Freitag vergangener Woche verschleppt worden, als sie im Mündungsbereich des Grenzflusses Schatt el Arab ein Handelsschiff kontrollieren wollten. Der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki forderte am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Associated Press, dass Großbritannien für eine Lösung der Krise eingestehen müsse, dass die Seeleute in iranische Hoheitsgewässer waren. "Zuerst müssen sie eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Aber unglücklicherweise haben die Briten ihren Fehler nicht eingeräumt", sagte Mottaki. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlichte indes Beweismaterial, wonach die Soldaten mehr als drei Kilometer von der iranischen Grenze entfernt aufgegriffen worden seien.

Baldige Freilassung der Soldatin angekündigt

US-Präsident George Bush telefonierte am Mittwochabend mit dem britischen Premier Blair über die Entwicklung. "Der Präsident gibt Tony Blair und unseren Verbündeten in London seine volle Unterstützung", sagte Bushs Sprecherin Dana Perino.

Erstmals seit der Festnahme der 15 Briten zeigte das iranische Staatsfernsehen am Mittwoch Bilder von den Gefangenen. Auf den Aufnahmen sind die in Uniform gekleideten Briten beim Essen zu sehen. Die einzige Frau unter ihnen, Faye Turney, trägt ein Kopftuch, raucht und entschuldigt sich für das Eindringen in iranisches Hoheitsgewässer. Zudem wurde ein Brief Turneys an ihre Familie gezeigt, in dem sie ebenfalls das Eindringen in iranische Gewässer bedauerte. "Ich wünschte, wir hätten das nicht getan, dann wäre ich jetzt zuhause bei euch."

Die britische Regierung hatte nach der Ausstrahlung der Fernsehbilder die Sorge geäußert, die 14 Männer und eine Frau seien gefoltert worden. "Ich bin sehr besorgt über diese Bilder und jedes Anzeichen von Druck oder Folter", sagte Außenministerin Margaret Beckett am Mittwoch. Teheran kündigte unterdessen die baldige Freilassung der Soldatin als "Zeichen der Entspannung" an.

Die britische Außenministerin Margaret Beckett sprach im Unterhaus von einer "neuen Phase" der Diplomatie. Die Regierung werde "alle anderen offiziellen bilateralen Geschäfte" einfrieren, bis die Situation geregelt sei.

AP · DPA · Reuters
DPA/Reuters/AP