Umstrittener US-Abgeordneter "It-Girl" vor dem Aus: George Santos ist sicher, dass er bald aus dem Parlament geworfen wird

George Santos
Ein Mann auf Abwegen: George Santos wird die nahende Adventszeit voraussichtlich nicht als Abgeordneter erleben
© Diane Cohen / Action Press
"Ich habe es durchgerechnet, aber es sieht nicht gut aus": Der Republikaner und Hochstapler George Santos geht davon aus, dass seine Tage als Parlamentarier gezählt sind. Gegen ihn wird in Dutzenden von Punkten ermittelt.

Trotzig, aber realistisch gibt sich George Santos, Hochstapler im US-Kongress: "Ich gehe nirgendwo hin!", sagte der umstrittene Republikaner in einem Livestream auf X, dem früheren Twitter über die zahllosen Rücktrittsforderungen, die seit Monaten auf ihn einprasseln. Dennoch geht er davon aus, dass ihn seine Mit-Parlamentarier in den kommenden Tagen aus dem US-Repräsentantenhaus werfen werden. 

Wird Santos der sechste Abgeordnete, der gehen muss?

"Ich weiß, dass ich ausgeschlossen werde, wenn der Beschluss zur Abstimmung kommt. Ich habe es wieder und wieder durchgerechnet, aber es sieht nicht gut aus“, sagte Santos weiter. Wann genau diese Sitzung stattfinden wird, ist unklar. Aber vermutlich schon bald, wenn die Abgeordneten aus der Thanksgiving-Pause nach Washington zurückkehren. Sollte Santos gehen müssen, wäre er erst der sechste Abgeordnete der US-Geschichte, der aus der Parlamentskammer ausgeschlossen wird. 

Der New Yorker aus Long Island, 35 Jahre alt, sitzt seit Anfang 2023 im Parlament und machte schon vor Dienstbeginn Schlagzeilen mit nahezu durchgehend falschen Angaben über sein Leben, seine Finanzen und seine Karriere. "Unverfroren" habe er aus seiner Wahlkampfkasse "gestohlen", heißt es in einem Bericht des Ethik-Ausschusses. Unter anderem soll er Wahlkampfmittel für den Kauf von Luxusartikeln des Modehauses Hermès, für Casinobesuche, Wochenendausflüge und Botox-Behandlungen ausgegeben haben. 

Ermittlungen im Dutzend

In dem Bericht untermauern die Ermittler die Vorwürfe gegen Santos mit "wesentlichen Beweisen". Sie empfiehlen, seinen Fall an das Justizministerium zu übergeben, die oberste US-Staatsanwaltschaft. Daneben laufen bereits Ermittlungen gegen ihn in fast drei Dutzend Punkten, darunter schwerer Identitätsdiebstahl.

Der Beschuldigte selbst hatte vor einigen Monaten zwar öffentlich eingeräumt, ein "fürchterlicher Lügner zu sein, die strafrechtlichen Vorwürfe aber seien allesamt "eine abscheuliche politisierte Verleumdung, dazu gedacht, ihn aus dem Amt zu drängen." In dem dreistündigen X-Livestream erhob er schwere Vorwürfe gegen andere Abgeordnete und versank zugleich in Selbstmitleid: Er selbst sei das "It-Girl" der Republikaner gewesen und nun die "Maria Magdalena des US-Kongresses". Seine Kollegen wiederum hätten weitaus Schlimmeres verbrochen als er. "In diesen Reihen gibt es jede Menge Straftäter", so Santos.

George Santos will keine Wiederwahl

Angesichts der Vorwürfe gegen ihn hatte Santos vor einiger Zeit angekündigt, sich nicht zur Wiederwahl stellen zu wollen. Sein Mandat aber wolle er bis zum Ende der Legislaturperiode im Januar 2025 behalten. "Sie müssen verstehen, dass es erledigt ist, wenn ich es will, dass es erledigt ist, und nicht wenn sie es sagen", sagte er jetzt. Sein Wunsch wird wohl nicht erhört werden. 

Quellen: "The Guardian", George Santos auf X, AP, "Daily Beast", "USA Today"