George W. Bush "Wir sind im Krieg"

US-Präsident George W. Bush hat den Verlust von 21 US-Soldaten innerhalb von drei Tagen im Irak als eine "grauenvolle Erinnerung" an den Krieg bezeichnet. Sein Generalstab schätzt die Lage noch drastischer ein.

"Machen wir uns nichts vor", sagte George W. Bush am Mittwoch vor einer Versammlung von 2000 Staatsabgeordneten in Grapevine in seinem Heimatstaat Texas. "Wir sind im Krieg." Zweieinhalb Jahre nach dem Irak-Krieg hatte die US-Streitkräfte-Führung zuvor eingeräumt, es immer noch mit einem "sehr tödlichen und leider sehr anpassungsfähigen Feind" zu tun zu haben.

Der stellvertretende Einsatzleiter im Generalstab, Brigadegeneral Carter Ham, bezeichnete die Aufständischen als einen gefährlichen Gegner, "der sicherlich fähig ist". Die Zahlen belegen das: Insgesamt kamen seit Beginn des Kriegs mindestens 1820 US-Soldaten im Irak ums Leben. Das irakische Verteidigungsministerium erklärte am Dienstag, allein seit Anfang April seien mehr als 2700 Iraker, die Hälfte davon Zivilpersonen, Opfer von Gewalttaten Aufständischer geworden.

14 Soldaten und ein Übersetzer getötet

Am Mittwoch wurde ein Amphibien-Fahrzeug der Marineinfanteristen auf einer Straße bei Haditha von einem Sprengsatz zerrissen; 14 Soldaten und ein Übersetzer wurden getötet. Es war einer der tödlichsten Angriffe auf US-Einheiten im Irak überhaupt. Am Montag wurden ebenfalls im Nordirak sechs Marineinfanteristen bei einem Gefecht getötet.

Bush sagte: "Diese Terroristen und Aufständischen wenden brutale Taktiken an, weil sie versuchen, den Willen der Vereinigten Staaten zu erschüttern. Sie wollen, dass wir uns zurückziehen." Die USA würden sich aber erst zurückziehen, wenn sie ihre Ziele im Irak verwirklicht und eine irakische Regierung sich vollständig auf eigene Sicherheitskräfte verlassen könne. Einen Zeitplan für einen Rückzug werde er nicht festsetzen.

Anwohner in Haditha berichteten, Mitglieder der Extremistengruppe Ansar al Sunna hätten Flugblätter verteilt, in denen sie sich zu der Tat vom Montag bekannten. In Hit wurde ein Marineinfanterist bei einem Autobombenanschlag getötet. Im Internet tauchte eine Mitteilung im Namen von Ansar al Sunna auf, in der ein Foto von einem toten Marineinfanteristen gezeigt wurde. Nach diesen Angaben wurde eine US-Patrouille am Montag bei Haditha in einen Hinterhalt gelockt. Neun US-Soldaten seien getötet worden; die Verwundeten seien enthauptet worden. Nur ein um sein Leben flehender Marineinfanterist sei gefangen genommen worden. Man werde den Gefangenen und die erbeuteten Waffen und Ausrüstung demnächst in einem Video vorführen.

Journalist getötet

Im Süden Iraks wurde unterdessen ein US-Journalist entführt und getötet. Wie die amerikanische Botschaft in Bagdad am Mittwoch mitteilte, wurde die Leiche des freien Journalisten Steven Vincent am Rand einer Fernstraße südlich der Stadt Basra gefunden. Nach Polizeiangaben wurde er von mehreren Schüssen getroffen. Vincent war gemeinsam mit seiner irakischen Übersetzerin am Dienstagabend verschleppt worden. Die Frau wurde schwer verletzt. Das Internationale Presse-Institut (IPI) mit Sitz in Wien verurteilte die Tötung Vincents.

AP