Glückwünsche Das Ende der Kameradschaft

Aus allen Herren Ländern sind im Laufe des Tages Glückwünsche für die Bundeskanzlerin Angela Merkel eingetrudelt. Neben guter Zusammenarbeit wünschen sie ihr vor allem eine wichtige Rolle in Europa.

Eine "Eiserne Lady" wie einst Margaret Thatcher ist Angela Merkel sicher nicht. Dennoch erhoffen sich politische Beobachter in Großbritannien von der Kanzlerin der großen Koalition eine Wende vor allem in der Außenpolitik. Merkel sei - anders als ihr Vorgänger Schröder - eine überzeugte Atlantikerin, meinte die "Financial Times" (FT). Ihre Außenpolitik stehe in der Tradition von Altkanzler Helmut Kohl, der "Deutschland, mehr als Großbritannien, zu einer diplomatischen Brücke zwischen den USA und der EU" gemacht habe.

"Die Pastorentochter steht für einen anderen Stil als der extravagante Herr Schröder, der italienische Anzüge und große Zigarren bevorzugt", schrieb der konservative "Daily Telegraph" und gibt einen Hinweis darauf, was sich viele im politischen London wünschen: Eine Politik der Inhalte, nicht der Wahlkampfrhetorik, die Schröder 2002 in seinem Kampf gegen den Irak-Krieg benutzt habe.

So schien denn auch Premierminister Tony Blair zuletzt sehnsüchtig auf eine politische Wende in Deutschland zu warten. Einst zusammen mit Schröder als Erneuerer der europäischen Sozialdemokratie gepriesen, hatte er sich im Streit um den Irak-Krieg und EU-Reformen stark von diesem entfremdet und gehofft, beim EU-Gipfel Ende Oktober in London mit Merkel wichtige Reformen voranzubringen. Doch dann wurde es Schröders Abschiedsgipfel, sehr zum Missfallen der britischen Ratspräsidentschaft. Blair war denn auch einer der ersten, der Merkel als neue Kanzlerin beglückwünschte - sechs Wochen vor ihrer Wahl.

Der

französische

Staatspräsident Jacques Chirac erklärte: Paris und Berlin sollten auch weiter eng zusammenarbeiten, "um der Europäischen Union einen neuen Impuls zu geben". Er wisse, dass sich Merkel "in der großen Tradition des Kanzlers Adenauer" beständig für den weiteren europäischen Aufbau und die "beispielhaften" deutsch- französischen Beziehungen einsetze. "Liebe Freundin" setzte er handschriftlich unter die Gratulation.

Luxemburgs Premierminister Jean-Claude schrieb in einem Brief, in dem er der "Lieben Angela ... von Herzen gratulierte": "Ich habe Dich als überzeugte Europäerin kennen gelernt und bin zuversichtlich, dass auch die Europäische Union großen Nutzen aus Deinen Impulsen ziehen wird, die Du der europäischen Integration geben wirst."

Der

russische

Präsident Wladimir Putin, enger persönlicher Freund Schröders, schrieb, er hoffe auf eine Vertiefung der strategischen Beziehungen beider Länder. Er lud Merkel zu einem Antrittsbesuch nach Moskau ein. In russischen Medien hatte Merkels Wahlkampf- Ankündigung, deutlicher auf Defizite bei Demokratie und Menschenrechten in Russland hinzuweisen, für Beachtung gesorgt.

Die spanische Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero erklärte, Madrid sei überzeugt, dass Spanien und Deutschland ihre exzellenten Beziehungen fortsetzen. Die Stabilität in Deutschland sei für ganz Europa von fundamentaler Bedeutung.

Auch der

österreichische

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gratuliert herzlich. Er sei "überzeugt, dass es Dir mit der Energie und Dynamik, die Du im Wahlkampf so eindrucksvoll gezeigt hast, auch gelingen wird, die zahlreichen Herausforderungen auf nationaler und europäischer Ebene zu meistern", schrieb er an Merkel.

Der

US

-Botschafter in Deutschland, William Timken, sagte dem "Handelsblatt": "Die amerikanische Regierung hofft, dass Deutschland wirtschaftlich stärker wird und sich nicht weiter mit internen Problemen beschäftigen muss". Deutschland solle sich intensiver um die Probleme im Nahen Osten, auf dem Balkan, im Kaukasus und um die Stärkung Europas kümmern.

Der

südafrikanische

Präsident Thabo Mbeki bezeichnete Merkels Wahl als besonderen Augenblick für die Deutschen und speziell die Frauen. In einem Glückwunschschreiben Mbekis heißt es: "Ihre Wahl als Kanzlerin ist eine Wende für das deutsche Volk und die Frauen im Besonderen." Es setze ein klares Zeichen für die internationale Gemeinschaft, diesem positiven Beispiel zu folgen.

DPA
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