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Rede auf dem UN-Klimagipfel "How dare you?!" – Dieser Satz von Greta Thunberg wird Geschichte schreiben

"How dare you?!" Immer wieder schleuderte Greta Thunberg auf dem UN-Klimagipfel den Politikern diesen Satz entgegen. Es ist ein Satz für die Geschichtsbücher, weil er den großen Konflikt unserer Zeit in wenige Worte gießt.

Allein die Szenerie sprach schon für sich. Da trafen sich die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, um darüber zu reden, wie man das Klima und damit auch die Welt retten könnte. Und sie alle, die mächtigsten Männer und Frauen der Welt, hörten einem 16-jährigen Mädchen zu. Dann dieses Mädchen, ihr Gesicht: Greta Thunbergs Mimik drückte während ihrer Rede Verzweiflung und Wut aus, in ihren Augen standen Tränen. Und dann dieser Satz, den Greta Thunberg an die Versammelten richtete, den sie ihnen immer wieder förmlich entgegenschleuderte: "How dare you?!" Auf Deutsch: "Wie könnt ihr es wagen?!"

"Menschen leiden, Menschen sterben, ganze Ökosysteme kollabieren. Wir sind am Anfang eines Massen-Aussterbens, und alles, worüber Sie reden können, sind Geld und Märchen vom ewigen wirtschaftlichen Wachstum. How dare you?!" Schonungslos rechnete Thunberg mit den Politikern ab, die ihrer Meinung nach jahrzehntelang zu wenig für den Klima- und Umweltschutz getan haben. Im Zentrum dieser Abrechnung stand – als Stilmittel, aber auch als ernst gemeinte Frage – dieser Satz: "How dare you?!"

Ein Satz, der in seiner Eindringlichkeit durch Mark und Bein geht. Ein Satz, der die Gefühlslage vieler, die sich gemeinsam mit Thunberg um das Klima sorgen, zusammenfasst. Und ein Satz, der Geschichte schreiben wird.

Greta Thunberg in einer Reihe mit Martin Luther King und Obama

Denn so komplex die historischen Zusammenhänge auch immer gewesen sind, im Bewusstsein der Menschen bleiben stets einzelne Menschen und programmatische Sätze hängen, die dann über Generationen für Einschnitte in der Weltgeschichte stehen. Der Kampf gegen Rassismus in den USA war ein langer, harter Weg und ist es immer noch, zusammengefasst aber wird er in dem legendären Satz von Martin Luther King: "I have a dream." In Deutschland wurde "Wir sind das Volk" zur Parole, die den Geist der friedlichen Revolution in der DDR 1989 zusammenfasste. Auch Barack Obamas Wahlkampfslogan "Yes, we can" packte ein ganzes Lebensgefühl in drei Worte. Und ja, auch "Make America Great Again" wird seinen Weg in die Geschichtsbücher finden.

Jeder kennt diese Sätze, sie lösen in unseren Köpfen Assoziationen von Bildern, Daten und Ereignissen aus, für die es eigentlich ein ganzes historisches Proseminar bräuchte. Greta Thunbergs "How dare you?!" gehört auch in diese Reihe. Der Satz hat das Zeug, zum Symbol für die große Frage unserer Zeit zu werden – und für die Konflikte, die daraus entstehen.

Ehrliches Staunen – und eine wütende Kampfansage

Besonders interessant an Greta Thunbergs Ausruf ist die Art und Weise, wie er intoniert wird. Normalerweise versucht man in der Schriftsprache, die Kombination von Frage- und Ausrufezeichen am Ende eines Satzes zu vermeiden. Hier aber geht es kaum anders, denn nur so kommen die verschiedenen Bedeutungsebenen von Thunbergs Satz zur Geltung.

Das Fragezeichen ist das ehrliche Erstaunen darüber, dass auf dieser Welt nun alles auf dem Spiel steht, auch das, was man lange als selbstverständlich angenommen hat: der Planet Erde. Und dass eine junge Generation aufsteht und sich selbst ermächtigt, um ihre Zukunft zu kämpfen und sie womöglich sogar zu retten. Wie es Greta Thunberg in ihrer Rede selbst sagte: "Ich sollte nicht hier sein, ich sollte in der Schule sein auf der anderen Seite des Ozeans ..."

Das Ausrufezeichen hingegen zeugt von der ungeheuren Wut, die aus Thunberg bei ihrem Auftritt herausbrach. Die Wut und Enttäuschung einer Kindergeneration darüber, dass die Politik ihre Zukunft auch jetzt noch mit halbherzigen Bemühungen zum Klimaschutz aufs Spiel setzt: "Ihr habt meine Träume und meine Kindheit gestohlen mit euren leeren Worten." Später spricht Thunberg ganz offen eine Drohung aus: "Alle kommenden Generationen haben euch im Blick und wenn ihr euch dazu entscheidet, uns im Stich zu lassen, dann entscheide ich mich zu sagen: Wir werden euch nie vergeben! Wir werden euch das nicht durchgehen lassen!" Es ist die Kampfansage einer Bewegung, die nicht mehr nur Bittsteller ist.

Wie der Kampf ausgeht, werden Kinder kommender Generationen wissen. Wenn sie Greta Thunbergs Rede im Geschichtsunterricht besprechen.

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