Seit mehr als fünf Jahren ist das Griechenland-Drama ungelöst. Auf unzähligen Gipfeltreffen wurde um die Zukunft des hochverschuldeten Euro-Krisenlandes gerungen. Zuletzt beantragte die Regierung des linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras nach monatelangen Streitigkeiten ein drittes Hilfspaket. Die Eurogruppe steht vor einer ihrer größten Herausforderungen. Worum geht es dabei?
Das Drama von A bis Z:
A wie Austerität: Das Schlagwort der Krise. Umschreibt die
Sparpolitik, um Haushaltsexzessen Einhalt zu gebieten. Weiteres
Kürzen stürze die Menschen ins Elend und würge die Konjunktur ab,
klagt Tsipras und steht damit nicht allein. Haushaltsdisziplin sei
wichtig, um die Krise überwinden können, sagen Befürworter. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werfen Kritiker vor, für einen übertriebenen Sparkurs in Europa einzutreten.
B wie Bargeld: Äußerst knapp in Griechenland. Seit Ende Juni dürfen
die Griechen an Bankautomaten nur noch täglich bis zu 60 Euro
abheben. Weil viele aus Angst vor der Staatspleite ihre Konten
leerräumten, droht den Banken das Geld auszugehen.
D wie Draghi: Mario Draghi, mächtiger Chef der Europäischen
Zentralbank (EZB), die über die Stabilität des Euro wacht. Draghi
spielt eine Schlüsselrolle im Griechenland-Drama. Wenn die EZB den
Geldhahn zudreht, weil es zu keiner Lösung kommt, stehen die Banken
vor dem Aus; Griechenland dürfte dann endgültig zahlungsunfähig sein.
E wie Eurogruppe: Die Versammlung der Finanzminister aus den 19
Euroländern stieg in der Finanz- und Wirtschaftskrise zum weltweit
beachteten Entscheidungsgremium auf. Sie hebt oder senkt den Daumen über Milliarden-Hilfsprogramme für die Euro-Krisenländer.
F wie Finanzmärkte: Verlieren Anleger das Vertrauen, dass Schulden
überhaupt noch zurückgezahlt werden, dann können sich Staaten nur
noch zu extrem hohen Zinsen finanzieren. Das wird sehr teuer. Diese
Geldquelle bleibt Griechenland schon seit langem versagt.
G wie Grexit: Kunstwort bestehend aus "Greece" (Griechenland) und dem englischen Wort "exit" (Ausstieg). Der Ausstieg aus dem Euro -
gewollt oder durch versehentliches Hinausschlittern - wurde zuletzt
im Griechenland-Fall angesichts der drohenden Staatspleite von vielen
nicht mehr ausgeschlossen.
I wie IWF: Der Internationale Währungsfonds mit Christine Lagarde als
mächtiger Chefin ist einer der gewichtigen Kreditgeber Athens.
Lagarde drängt die Eurogruppe, einer Umschuldung zuzustimmen.
J wie Jugendarbeitslosigkeit: Besonders dramatisch sind die
Zukunftsaussichten der jungen Leute. Bei einer Jugendarbeitslosigkeit
von über 50 Prozent in Griechenland haben die meisten kaum
Hoffnungen, einen Job zu finden.
L wie Lissabon-Vertrag: Der Lissabon-Vertrag verbietet im Artikel
125, dass ein EU-Staat einen anderen Staat "herauskaufen" kann
("No-Bailout-Klausel"). Darauf berufen sich auch Merkel und
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
M wie Merkel: Bundeskanzlerin Merkel wird als oberste Krisenmanagerin in Europa angesehen. Sie beharrt darauf: Milliardenhilfen gebe es nur gegen Reformen und Sparprogramme. Ihr und Schäuble wird von Kritikern ein überzogener Sparkurs vorgeworfen.
N wie Notkredite: Seit Monaten hält die EZB Griechenlands Banken mit
Notkrediten über Wasser. Sie belaufen sich inzwischen auf fast 90
Milliarden Euro.
O wie Ochi: Nein auf Griechisch. 61,31 Prozent der abstimmenden
Griechen lehnten bei einem Referendum die Sparvorgaben der Geldgeber ab. Tsipras hatte für dieses Nein geworben.
R wie Rettungsschirm: Zwei Hilfsprogramme hat Griechenland bereits
erhalten. Insgesamt sind es rund 215 Milliarden Euro an
Hilfskrediten, davon ein Großteil aus Deutschland. Nun hat Athen
Hilfen aus dem dauerhaften Rettungsschirm ESM beantragt.
S wie Schuldenschnitt: Wenn ein Staat so enorm hohe Schulden
aufgehäuft hat, dass er sie nicht zurückzahlen kann, könnte er
versuchen, seine Gläubiger zu einem teilweisen Verzicht ihres Geldes
zu bewegen. Im Finanzjargon heißt der Schuldenschnitt "haircut".
T wie Tsipras: Der charismatische Regierungschef und Chef der linken
Syriza-Partei erwies sich für die Europartner als unberechenbar. Seit
Alexis Tsipras mit der rechtspopulistischen Partei Anel in Athen
regiert, gibt er sich mal kämpferisch, mal kompromissbereit. Zuletzt
ließ er die Verhandlungen über ein Hilfsprogramm mit der EU scheitern und rief die Griechen zum Nein gegen weitere Sparauflagen auf, nun will er weiteres Geld.
U wie Ultimatum: Wenn in dieser Woche keine Einigung erreicht wird,
dann wollen die Europartner keine Hilfen mehr gewähren.
V wie Varoufakis: Ex-Finanzminister Gianis Varoufakis blieb bis
zuletzt ein rotes Tuch für die Gläubiger. Der linke Politstar, mit
Lederjacke und offenem Hemd im Stil eines Rockers, brüskierte die
Europartner mit frechen Sprüchen vom Spardiktat. Er verabschiedete
sich mit den Worten: "Ich werde die Abscheu der Gläubiger mit Stolz
tragen."
W wie Währung: Der Euro ist die europäische Gemeinschaftswährung, um die sich alles dreht. Er startete offiziell 1999, zunächst nur auf dem Papier, 2002 dann auch als Bargeld und wurde nach dem US-Dollar
zur zweitwichtigsten Reservewährung der Welt. Auch als die
Griechenland-Krise eskalierte, blieb der Euro zuletzt stabil.
Z wie Zahlen: Mit geschönten Zahlen erschwindelte sich Griechenland
2001 den Eintritt in die Eurozone, die Schuldenquote war schon damals
viel zu hoch. Heute liegt sie bei astronomischen 180 Prozent; erlaubt
sind laut Euro-Stabilitätskriterien nur 60 Prozent.