Helikopterabsturz 30 US-Soldaten sterben in Afghanistan

Schwarzer Tag für die Nato: Beim Absturz eines Hubschraubers sind 30 US-Spezialkräfte ums Leben gekommen. Auch sieben afghanische Soldaten starben. Offenbar das Werk der Taliban.

Es ist der schwerste Verlust der ausländischen Truppen in Afghanistan seit ihrem Einmarsch 2001: Beim Absturz eines US-Hubschraubers während eines Gefechts sind 30 Spezialkräfte der US-Armee ums Leben gekommen. Zunächst war von 31 toten US-Soldaten die Rede, doch das Verteidigungsministerium in Washington korrigierte die Zahl später. Zudem seien sieben afghanische Soldaten und ein Übersetzer getötet worden. Der Helikopter wurde in der Nacht zum Samstag im Osten des Landes wohl von Aufständischen abgeschossen, wie Regierungskreise verlauten ließen.

Die ISAF machte in ihrer Erklärung keine Angaben zur Ursache des Absturzes. Diese werde in einer Untersuchung noch geprüft, hieß es. Der Sprecher der Provinzregierung von Wardak, Schahidullah Schahid, machte die Taliban für den Abschuss des Hubschraubers verantwortlich. "Er wurde von einer Rakete, die von Aufständischen abgefeuert wurde, getroffen und vollständig zerstört", sagte Schahid. Auch der regionale Kommandeur der afghanischen Armee, Abdul Rasek, sagte, der Hubschrauber sei von einer feindlichen Rakete abgeschossen worden.

Die radikal-islamischen Taliban übernahmen die Verantwortung und erklärten im Internet, sie hätten den Hubschrauber der internationalen Schutztruppe Isaf mit einer Granate abgeschossen. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid erklärte ebenfalls, die Aufständischen hätten den Hubschrauber abgeschossen. Bei den Kämpfen seien außerdem acht Taliban-Kämpfer gestorben.

Karsai äußert "tiefstes Beileid"

Die Nato-geführte Isaf gab den Verlust eines Hubschraubers zu und erklärte, in dem Gebiet habe es "feindliche Aktivitäten" gegeben. Ein Rettungseinsatz laufe. Weitere Einzelheiten nannte der Sprecher bisher nicht. Nach Angaben aus NATO-Kreisen handelte es sich um einen Transporthubschrauber vom Typ Chinook, in dem bis zu 44 Soldaten und drei Besatzungsmitglieder Platz haben.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai übermittelte US-Präsident Barack Obama und den Familien der Opfer sein "tiefstes Beileid". Nach Angaben eines Sprechers der Provinzregierung läuft in der Region Wardak südwestlich der Hauptstadt Kabul gerade ein Einsatz afghanischer und verbündeter Truppen gegen die Taliban.

Der Abschuss ist einer der folgenschwersten Vorfälle für die Isaf. Derzeit sind in Afghanistan 140.000 Nato-Soldaten im Einsatz, darunter 100.000 aus den USA. Die Mehrheit wird bis Ende 2014 abgezogen. Obama hatte angekündigt, bis zum Sommer 2012 bereits 33.000 der etwa 100.000 US-Soldaten heimzuholen.

Die Koalition in Afghanistan hat immer wieder Hubschrauberabstürze und -abschüsse zu beklagen. Seit Jahresbeginn verloren das Bündnis und die afghanischen Truppen mindestens 15 Flugzeuge oder Hubschrauber. Meist wurden das Wetter oder technisches Versagen als Gründe angegeben. Erst vor zwei Wochen war im Osten des Landes ein Nato-Helikopter abgestürzt; alle Insassen überlebten.

Tote Zivilisten nach Nato-Angriff

In der südlichen afghanischen Provinz Helmand wurden bei einem Angriff von Nato-Kampfflugzeugen auf ein Haus acht Zivilisten getötet. Die Opfer gehörten alle zu einer Familie, teilte die afghanische Polizei am Samstag mit. Die Isaf reagierte mit dem Bombenangriff am Freitag auf eine Taliban-Attacke auf eine Patrouille im Bezirk Nad Ali, bei der laut örtlicher Polizei ein Isaf-Soldat getötet wurde.

Wie der Bezirksgouverneur mitteilte, hatten Taliban-Kämpfer am Freitag eine NATO-Patrouille angegriffen. Daraufhin hätten NATO-Flugzeuge das Wohnhaus eines Vorbeters einer örtlichen Moschee angegriffen. Der Imam, seine Frau und sechs ihrer Kinder seien getötet worden.

DPA
fw/tib/DPA/AFP