Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit China warnt seinen Schuldner USA

Nach der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit werden die USA von ihrem größten Gläubiger China der Schuldensucht bezichtigt. Deutschland will erstmal "die Klappe halten".

Schwere Tage für die USA: Nach der Herabstufung der Bonität durch eine Ratingagentur tritt Konkurrent China noch einmal nach. "Amerika muss für seine Schuldensucht und das kurzsichtige politische Gezerre bezahlen", heißt es in einem Kommentar der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Der Herabstufung war ein erbitterter Streit zwischen Demokraten und Republikanern um die US-Schuldengrenze vorausgegangen, der erst in letzter Minute beigelegt werden konnte.

Xinhua weiter: Als größter Gläubiger Amerikas habe China jedes Recht zu verlangen, "dass die USA ihre strukturellen Schuldenprobleme in den Griff bekommen und die Sicherheit chinesischer Dollar-Anlagen sicherstellen". Außerdem wurde die bislang führende Rolle des Dollars infrage gestellt. Es müsse über Alternativen zum Dollar als Reservewährung nachgedacht werden. Kommentare der Agentur Xinhua spiegeln oft die Meinung der chinesischen Regierung wider.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte in der Nacht zu Samstag die US-Bonität von der Bestnote "AAA" auf "AA+" heruntergestuft. Zugleich warnte die Agentur, der langfristige Ausblick sei negativ. Falls die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen sollten, "könnten wir das langfristige Rating innerhalb der nächsten zwei Jahre auf "AA" herabstufen".

"Wie soll man seinem Banker gegenüber hart sein?"

Als Konsequenz schließen Experten weitere Turbulenzen auf den Finanzmärkten nicht aus. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in den USA sowie in Europa erhebliche Kursverluste gegeben. Möglich seien auch Zinserhöhungen als Folge der Herabstufung.

Nach dem Schritt von Standard & Poor's hatte die chinesische Ratingagentur ihrerseits die US-Bonität von "A+" auf "A" zurückgestuft. Weitere Schritte würden folgen, falls die USA ihre "riesigen Militärausgaben und aufgeblähten Sozialausgaben" nicht eindämmten, schrieb der Kommentator weiter.

Die Absicht des größten Gläubigers der USA ist klar: Peking verliert die Geduld. Gigantische 1,15 Billionen US-Dollar hat das Reich der Mitte in amerikanische Anleihen investiert. Den USA ist die Abhängigkeit offenbar deutlich bewusst. So soll US-Außenministerin Hillary Clinton laut einer von Wikileaks im vergangenen Herbst veröffentlichten Depesche gesagt haben: "Wie soll man seinem Banker gegenüber hart sein?"

US-Regierung mahnt zur Geschlossenheit

Die US-Regierung mahnte am Samstag die Parteien des Landes zur Geschlossenheit in der Finanzpolitik: "Wir müssen den Willen, die Fähigkeit und das Engagement unserer Nation, zusammenzuarbeiten und unsere Herausforderungen im Finanz- und Wirtschaftsbereich anzugehen, besser verdeutlichen", erklärte der Sprecher des Weißen Hauses.

US-Präsident Barak Obama glaube, "dass es wichtig ist, dass unsere gewählten Führer zusammenkommen, um unserer Nation ein stärkeres finanzielles Fundament zu geben". Obama werde daher alle Mitglieder des US-Kongresses in den kommenden Wochen ermutigen, das "Bekenntnis zu einer stärkeren Erholung und einem gesünderen langfristigen Weg bei den Finanzen über politische und ideologische Differenzen zu stellen".

"Einfach mal die Klappe halten"

Die Bundesregierung wollte sich am Wochenende nicht äußern. "Einfach mal die Klappe halten" wäre ein gutes Motto der Stunde, hieß es aus deutschen Regierungskreisen. Allerdings sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) der "Bild am Sonntag": “Ratings einzelner Agenturen werde ich nicht kommentieren. Selbstverständlich ist aber, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften anderer Staaten auch für uns ein wichtiges Thema ist.“

Aus Frankreich gab es Unterstützung für die USA: Wirtschaftsminister François Baroin sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Frankreich hat ein uneingeschränktes Vertrauen in die Stabilität der amerikanischen Wirtschaft." Der Minister lobte die US-Regierung für ihr "entschlossenes Vorgehen", um die Schulden in den Griff zu bekommen.

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fw/DPA/AFP