HUSSEIN-REDE »Wir werden zurückschlagen«

Iraks Präsident Saddam Hussein will im Konflikt um die UNO-Waffeninspektoren offenbar nicht nachgeben und hat für den Fall eines Angriffs der USA mit unabsehbaren Konsequenzen gedroht.

Keine Angst vor den USA

»Die Kräfte des Bösen werden ihre Särge auf den Rücken tragen, in erbärmlichem Scheitern sterben, ihre Pläne mit sich nehmen und ihr eigenes Grab schaufeln«, sagte Saddam in einer am Donnerstag im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation. Er würdigte zugleich den seit 22 Monaten anhaltenden Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung. In Bagdad bekundeten tausende Freiwillige ihre Bereitschaft, für Irak und Saddam bis zum Tode zu kämpfen.

Saddam: »Wir werden zurückschlagen«

»Es gibt keine andere Wahl im Umgang mit denjenigen, die Drohungen und Aggressionen einsetzen, als die, sie zurückzuschlagen, selbst wenn dies ihnen selbst Schaden bringt«, sagte Saddam. »Ich sage das in solch klaren Worten, damit kein Schwächling auf die Idee kommt zu denken, wir ließen uns von unverschämten Drohungen ängstigen ... und damit kein gieriger Tyrann zu einer Handlung verlockt wird, deren Konsequenzen jenseits seiner Vorstellungen liegen«, sagte er weiter. Der seit 1979 herrschende Präsident war in Zivilkleidung vor die Kamera getreten. Anlass der 22-minütigen Rede war der Jahrestag der Beendigung des Krieges mit Iran, den die Nachbarländer von 1980 bis 1988 um den Grenzverlauf geführt hatten.

Bush will alle Möglichkeiten ausloten, inklusive militärischer

Die USA streben einen Machtwechsel in Irak an und haben dafür den Einsatz militärischer Mittel nicht ausgeschlossen. US-Präsident George W. Bush hatte am Mittwoch gesagt, er wolle alle Möglichkeiten ausloten, die ihm gegen die Bedrohung durch Irak zur Verfügung stünden. Dazu zähle auch das Militär. Bush hatte Irak gemeinsam mit Nordkorea und Iran als »Achse des Bösen« bezeichnet. Er wirft den Staaten vor, Programme für Massenvernichtungswaffen zu forcieren.

»Grüße ... an die Araber an der Spitze«

Wie bereits in der Vergangenheit wies Saddam auf den Kampf der Palästinenser für einen eigenen Staat hin. »Grüße ... an die Araber an der Spitze, aus denen das heroische Volk Palästinas stammt, und an jeden ehrenhaften Kämpfer der Gläubigen, der mit reinem Herzen Gott antreffen wird.« Irak gilt als Erzfeind Israels und hatte während des Golfkriegs 1991 Raketen auf das Land abgefeuert.

Freiwillige marschieren durch Bagdad

Vor Saddams Rede marschierten in Bagdad tausende Freiwillige in Uniformen und mit Sturmgewehren durch die Straßen und gelobten, Irak und Saddam bis zum letztem Atemzuge zu verteidigen. Bewohner der Stadt schienen von der Rede ergriffen zu sein. »Wir haben keine Angst vor Amerika, Bush oder anderen«, sagte einer. »Wir sind bereit, unser Blut, unsere Seele und unsere Kinder für den Präsidenten zu opfern.«

Seit 1990 UNO-Handelssanktionen

Nach seinem Überfall auf Kuwait 1990 hatte sich Irak im Waffenstillstandsabkommen mit den Vereinten Nationen (UNO) unter anderem zur Abrüstung seiner Massenvernichtungswaffen sowie aller Anlagen und Pläne zu ihrer Entwicklung und Produktion verpflichtet. Die UNO hat das Land mit Handelssanktionen belegt, die bis zur Einlösung der Zusagen in Kraft bleiben sollen.

Einladung von Waffeninspektoren für USA nur Ablenkungsmanöver

Saddam forderte den UNO-Sicherheitsrat auf, die irakischen Fragen zu beantworten, die von ihm kürzlich vorgelegt worden seien. »Und er (der Sicherheitsrat) muss die Verpflichtungen gemäß seiner eigenen Resolutionen erfüllen.« Unter dem Druck der Diskussionen über einen US-Angriff hatte Irak in der vergangenen Woche den Leiter der UNO-Waffeninspektoren, Hans Blix, zu Verhandlungen über den weiteren Verlauf der Inspektion seiner Waffenarsenale nach Bagdad eingeladen. Die UNO und die USA wiesen dies als Ablenkungsmanöver zurück und bestanden auf einer bedingungslosen Fortsetzung der seit 1998 unterbrochenen Inspektionen.

Weißes Haus von Saddam-Rede unbeeindruckt

Die Weiße Haus hat sich von der Rede des irakischen Staatschefs Saddam Hussein wenig beeindruckt gezeigt. Der Redetext müsse noch genau analysiert werden, doch habe Saddam nach erstem Eindruck nichts Neues gebracht, hieß es am Donnerstag aus Beraterkreisen des US-Präsidenten. Saddam wisse genau, was er zu tun habe. Die internationale Gemeinschaft rücke von ihren Forderungen nicht ab, berichteten US-Medien aus dem Weißen Haus.

Cheney: »Viele von uns sind skeptisch«

Die USA vermuten ein aktives irakisches Programm zur Produktion von Massenvernichtungswaffen. Wie die Vereinten Nationen verlangt Washington die Rückkehr der UN-Waffeninspekteure in den Irak. Vizepräsident Richard Cheney warnte allerdings bereits, dass das möglicherweise nicht ausreiche, um der Bedrohung durch den Irak zu entgegnen. »Viele von uns sind skeptisch, dass allein die Rückkehr der Inspekteure das Problem lösen würde,« sagte Cheney am Mittwoch.