Die irakische Übergangsregierung hat am Donnerstag den Ausnahmezustand im Land um 30 Tage verlängert. Ministerpräsident Ajad Allawi begründete dies mit "andauernden feindlichen Aktivitäten von Terroristenbanden". Die Maßnahme diene dem Schutz des irakischen Volkes und der für 30. Januar vorgesehenen Wahl einer Nationalversammlung. Die Polizei in Bagdad gab am Donnerstag bekannt, in der Nähe der Stadt Mossul seien 18 junge Iraker, die bei den US-Streitkräften arbeiten wollten, ermordet aufgefunden worden.
Den Angaben zufolge waren die Jugendlichen und jungen Männer im Alter von 14 bis 20 Jahren bereits am 8. Dezember von Aufständischen erschossen worden. Sie seien von einer irakischen Firma für die Arbeit auf einem amerikanischen Stützpunkt in Mossul engagiert worden, hieß es. Die beiden Kleinbusse, mit denen sie von Bagdad nach Mossul unterwegs waren, seien rund 50 Kilometer vor dem Ziel gestoppt worden. Man habe die jungen Leuten gefesselt und ihnen in den Kopf geschossen.
"Das ist das Schicksal eines jeden, der mit den Amerikanern zusammenarbeitet"
Bei Ramadi, westlich von Bagdad, wurden drei jordanische Lastwagenfahrer ermordet aufgefunden. Bei ihnen fand man einen Zettel mit der Aufschrift: "Das ist das Schicksal eines jeden, der mit den Amerikanern zusammenarbeitet."
In der umkämpften Provinz Anbar, in der auch Ramadi liegt, wurde am Donnerstag ein US-Soldat getötet. Der Marineinfanterist sei bei einem Kampfeinsatz ums Leben gekommen, teilten die Streitkräfte mit.
Die französische Tageszeitung "Liberation" vermisst nach eigenen Angaben im Irak eine Reporterin und deren Übersetzer. Das Blatt berichtete, die beiden seien zuletzt am Mittwochmorgen beim Verlassen ihres Hotels in Bagdad gesehen worden. Aus Diplomatenkreisen verlautete, Frankreich habe eine Suche nach den Vermissten eingeleitet, insbesondere in Krankenhäusern. Im August 2004 waren zwei französische Journalisten im Irak entführt worden, sie kamen am 21. Dezember wieder frei.
Außenminister der Nachbarländer haben am Donnerstag zum Ende einer Konferenz in Amman die Bevölkerung Iraks zur Teilnahme an der Wahl aufgefordert. Der jordanische Minister Hani al Mulki rief dazu auf, die Wahl zum vorgesehenen Termin abzuhalten. Er appellierte "an alle Teile der irakischen Bevölkerung, Jung und Alt, Männer und Frauen, zu den Urnen zu gehen, um ihre Repräsentanten zu wählen und ihre eigene Zukunft zu entwerfen". Sonst würden "andere für sie wählen".
Streit um Aufruf zur Wahlteilnahme
Offenbar gab es beträchtliche Differenzen. Der iranische Delegierte Golam Ali Khorso wies eine Darstellung eines arabischen Diplomaten zurück, Jordanien habe ursprünglich gefordert, der Aufruf zur Teilnahme an der Wahl solle sich nur an die sunnitische Minderheit in Irak richten, die möglicherweise einen Wahlboykott erwägt. Der Diplomat hatte verlauten lassen, der jordanische Vorstoß sei vom Iran blockiert worden, der mehrheitlich von schiitischen Muslimen bewohnt ist.
Unterdessen sind im Irak bei einem weiteren Zwischenfällen sieben US-Soldaten getötet worden. Der schlimmste Vorfall ereignete sich am Donnerstagabend im Nordwesten von Bagdad, als eine Bombe unter einem Schützenpanzer explodierte. Alle sieben Soldaten in dem Panzerfahrzeug vom Typ Bradley starben dabei, teilte das US- Militärkommando am Freitagmorgen in Bagdad mit. Der Trupp hatte sich auf einer Patrouillenfahrt befunden.