Agenten des Ex-Diktators Saddam Hussein haben nach einem US-Fernsehbericht die neuen irakischen Sicherheitskräfte unterwandert. Wie der Sender ABC am späten Donnerstagabend (Ortszeit) berichtete, hätten die Verdächtigen offenbar wichtige Informationen an Aufständische weitergegeben. Betroffen seien die Polizei und auch die von den USA und Großbritannien geführte Koalition (Coalition Provisional Authority - CPA), die Iraker beschäftigt. Eine Zahl der jetzt namentlich bekannten irakischen Agenten wurde nicht genannt. Es hieß nur, es sei eine Unterwanderung in größerem Umfang gewesen.
Die Liste der Männer sei in einer Aktentasche von Saddam Hussein gefunden worden, als er am vergangenen Wochenende festgenommen wurde. Der Fund der Namensliste wurde von einem US-Beamten als "Goldmine" bezeichnet. Die in dem Dokument genannten Verdächtigen würden aus den Sicherheitskräften entfernt oder in Haft genommen. Es sei zu befürchten, dass darüber hinaus noch mehr Iraker als Maulwürfe tätig seien.
Saddam-Tochter fordert internationales Verfahren
Saddam Husseins älteste Tochter hat eine internationale Überwachung des geplanten Prozesses gegen den festgenommenen frühen irakischen Präsidenten gefordert. Unter dem von den USA eingesetzten irakischen Regierungsrat erwarte Saddam kein faires Gerichtsverfahren, sagte die 35-jährige Raghad Hussein am Donnerstag dem US-Fernsehsender CNN. "Die Übergangsregierung wird von niemandem in der arabischen Welt anerkannt", fügte sie hinzu.
Die Saddam-Tochter verurteilte zugleich in scharfen Worten die Fernsehbilder von ihrem Vater nach der Gefangennahme am Samstag. Der gestürzte Machthaber, der sich in einer Erdhöhle auf einem Bauernhof nahe seiner Heimatstadt Tikrit versteckt hatte, wirkte dabei benommen und verstört. "Ich bin davon überzeugt, dass mein Vater unter Drogen stand", sagte Raghad Hussein. "Es war ein schmerzlicher Anblick für jeden Araber, weil die Veröffentlichung dieser Bilder das Ziel hatte, den Stolz jedes Arabers zu brechen."
Das Interview wurde in Jordanien geführt, wo Raghad Hussein nach dem US-geführten Truppeneinmarsch in den Irak im April zusammen mit ihren Kindern und ihrer jüngeren Schwester Asyl erhalten hatte.
Der irakische Regierungsrat hatte sich für einen öffentlichen Prozess gegen Saddam im Irak ausgesprochen. Auch US-Präsident George W. Bush hatte für ein öffentliches Verfahren plädiert und zugleich deutlich gemacht, dass Saddam die Todesstrafe verdiene.
Zwei Drittel der US-Bürger halten Irak-Krieg für richtig
Derweil hat die Festnahme des irakischen Exdiktators Saddam Hussein die Zustimmungsquoten für US-Präsident George W. Bush und seine Irak-Politik in die Höhe getrieben. In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Nachrichtenagentur AP vertraten fast zwei Drittel der Amerikaner (61 Prozent) die Ansicht, dass der Irak-Krieg richtig war. 63 Prozent der 1.001 befragten registrierten Wähler bescheinigten Bush überzeugende Leistungen in seiner gesamten Außenpolitik sowie im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.
Auch die persönliche Beliebtheit von Bush ist gestiegen. 45 Prozent erklärten, sie würden ihn bei der nächsten Wahl ganz bestimmt unterstützen, 31 Prozent wollten dies auf keinen Fall tun. Anfang Dezember hatten sich diese beiden Gruppen noch mit jeweils 37 Prozent die Waage gehalten. Insgesamt traf die Politik von Bush auf die Zustimmung von 59 Prozent der Befragten - sechs Prozentpunkte mehr als zu Monatsbeginn, aber noch weit unter den Quoten von zeitweise 70 Prozent während des Irak-Kriegs.
Rund 70 Prozent vertraten jedoch die Auffassung, dass der Krieg gegen Saddam Hussein ein wichtiger Schlag gegen den Terrorismus gewesen sei. Die Frage, ob Terroranschläge nun mehr oder weniger wahrscheinlich geworden sind, wurde allerdings uneinheitlich beantwortet. 40 Prozent sahen eine gestiegene Gefahr, 49 Prozent eine geringere. Fast zwei Drittel der Befragten äußerten die Befürchtung, dass die USA im kommenden Jahr abermals das Ziel eines größeren Angriffs von Terroristen werden könnten. Allerdings rechneten nur wenige mit Ausmaßen wie am 11. September 2001.
Hoffnungen auf Gefangennahme Bin Ladens
Auswirkungen der Festnahme Saddam Husseins auf den Widerstand gegen die Besatzungstruppen in Irak erwartete knapp die Hälfte der Befragten nicht. Ein Drittel meinte, die Gewalt werde jetzt abnehmen. Lediglich 19 Prozent befürchten eine Steigerung. Die Gefangennahme hat allerdings die Hoffnungen gestärkt, dass auch der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vom 11. September, El-Kaida-Chef Osama bin Laden, bald gefasst werden könnte. Zwei Drittel zeigten sich davon überzeugt, während im September nur etwa 50 Prozent diese Zuversicht äußerten.
Die Umfrage des Instituts Ipsos wurde von Montag bis Mittwoch dieser Woche durchgeführt. Die Fehlerquote wurde mit etwa drei Prozent angegeben.