Irak-Krise Offensive der US-Truppen

Die US-Armee hat in der Nacht zu Dienstag ihre Offensive gegen mutmaßliche Stellungen von irakischen Freischärlern fortgesetzt. Unterdessen begrüßte Bundesaußenminister Fischer die neuen Pläne der US-Regierung für den Irak.

Die US-Truppen in Irak haben ihre massive Offensive gegen irakische Widerstandskämpfer in der Nacht zum Dienstag fortgesetzt. Südlich von Tikrit wurde abermals eine satellitengesteuerte Rakete mit einem 250-Kilogramm-Sprengkopf auf ein mutmaßliches Ausbildungslager der Rebellen abgefeuert. In Tikrit selbst wurden Stellungen der Aufständischen mit Granat- und Artilleriefeuer belegt. Noch am späten Abend waren immer wieder Explosionen zu hören.

Ein klares Signal

Die US-Armee wolle ein klares Signal aussenden, dass sie ihre militärische Überlegenheit nutzen werde, um die Verantwortlichen für die anhaltenden Übergriffe zur Strecke zu bringen, erklärte Oberstleutnant William MacDonald.

Unterdessen fielen zwei weitere US-Soldaten Anschlägen zum Opfer. Einer wurde nach Angaben der Streitkräfte bei einer Patrouille nördlich von Bagdad aus dem Hinterhalt erschossen, ein zweiter kam bei der Detonation einer Bombe am Straßenrand ums Leben.

Für den Abschuss eines amerikanischen Chinook-HubschraubersEine übernahm eine militante Gruppe mit Namen Mohammeds Armee die Verantwortung. Dabei waren zu Beginn dieses Monats 16 US-Soldaten getötet worden. In einem vom libanesischen Satellitensender Al Hayat-LBC ausgestrahlten Video bekannte sich die Organisation ferner zur Ermordung des irakischen Verwaltungsratsmitglieds Akuila el Haschemi sowie zu einem Angriff auf US-Truppen. Eine unabhängige Bestätigung für die Authentizität gab es zunächst nicht.

Fischer begrüßt US-Pläne

Bundesaußenminister Joschka Fischer begrüßte den Richtungswechsel der USA, eine schnellere Übergabe der Macht an die Iraker zu gewährleisten. Nach Unterredungen mit US-Außenminister Colin Powell und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice in Washington hob er das Ziel einer legitimierten Nachkriegsordnung hervor. Dabei könnten die Vereinten Nationen "sehr, sehr hilfreich" sein. Frankreich und Russland hatten zuvor moniert, dass die geplante Machtübergabe zum 1. Juli 2004 immer noch zu spät komme.

In Irak sind nach amerikanischen Angaben inzwischen mehr irakische Sicherheitskräfte im Einsatz, als US-Soldaten dort stationiert sind. Möglich sei dies aber nur gewesen, weil die USA angesichts der wachsenden Angriffe die Überprüfung und die Ausbildung der Iraker drastisch verkürzt hätten. Deshalb konnten in knapp sechs Wochen 60.000 irakische Sicherheitskräfte eingestellt werden, wie das Pentagon erklärte. Inzwischen seien mit Stichtag 12. November 131.000 Iraker als Sicherheitskräfte im Einsatz, im Vergleich zu 130.000 US-Soldaten.

Italiener legt Amt in US-Verwaltung nieder

Ein italienisches Mitglied der US-Zivilverwaltung in Irak legte unter schweren Vorwürfen gegen den Vorsitzenden Paul Bremer sein Amt nieder. Marco Calamai, ein Sondergesandter der Alliierten in der südirakischen Provinz Dhi Kar, warf Bremer mangelnde Effizienz und mangelndes Verständnis für die irakische Gesellschaft vor. Dies habe zu Desillusionierung, Verärgerung und sozialer Unruhe geführt und damit den Nährboden für Terrorismus geschaffen, sagte Calamai vor Journalisten in Nassirijah.

Dort war am vergangenen Mittwoch ein verheerender Anschlag auf das Hauptquartier des italienischen Irak-Kontingents verübt worden. Dabei kamen 19 Italiener sowie 14 Iraker und andere Staatsangehörige ums Leben. Die italienischen Opfer sollten am Dienstag in Rom ein Staatsbegräbnis erhalten.