Morgen|stern Eine Party wird zum Albtraum – die Lage am Morgen

Ein Helfer trägt einen Jungen, nachdem ein Auto in eine Menschenmenge in Liverpool gefahren ist
Ein Helfer trägt einen Jungen, nachdem ein Auto in eine Menschenmenge in Liverpool gefahren ist
© Owen Humphreys / PA / DPA
In Liverpool fährt ein Mann mit seinem Auto in eine Menschenmenge und Deutschland streitet über Israels Offensive im Gazastreifen. Was sonst noch wichtig wird.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

knapp einen Monat berichte ich nun schon für Sie aus Seoul. Zwischendrin packte mich das Heimweh, vor allem weil ich die Nudelgerichte hier nicht mehr sehen kann. Aber als ich heute Morgen beim Aufstehen auf mein Handy schaute, war mein erster Gedanke: Ich bleibe einfach hier. Warum? Weil ich mich an keinem Ort der Welt bisher so sicher gefühlt habe, wie in der südkoreanischen Hauptstadt und Megacity.

Natürlich ist die politische Lage wegen des Nachbarn Nordkorea angespannt. Und auch hier passieren Un- und Überfälle. Aber ich hatte in den vergangenen Wochen nie das Gefühl, auch nur eine Straße meiden zu müssen und Veranstaltungen konnte ich besuchen, ohne den Gedanken an Messerangriffe oder Autos, die in eine Menschenmenge rasen. Zu Hause in Europa ist die Realität leider eine andere, zeigen die Nachrichten aus der britischen Hafenstadt Liverpool.

Schock in Liverpool

Der Fußballclub FC Liverpool hatte die Meisterschaft gewonnen und Tausende Fußballfans wollten das feiern. Dann fuhr ein Auto in die ausgelassene Menge. 27 Menschen mussten teils schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden, unter ihnen ein Kind. Ein 53-jähriger Brite wurde festgenommen. Einen Terrorakt schloss die Polizei zunächst aus. Doch die Hintergründe sind noch weitestgehend unklar. Was wir bisher wissen, können Sie hier nachlesen:

Sollte Deutschland Israel noch Waffen liefern?

Die SPD beantwortet diese Frage ganz klar mit Nein. Die Partei steht mit dieser Forderung nicht alleine da. In Deutschland wächst die Kritik an der israelischen Offensive im Gazastreifen, nachdem die Regierung humanitäre Hilfslieferungen blockiert hatte. Sogar Bundeskanzler Friedrich Merz äußert jetzt offen Kritik: "Die Zivilbevölkerung derart in Mitleidenschaft zu nehmen, wie das in den letzten Tagen immer mehr der Fall gewesen ist, lässt sich nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas begründen." Das Völkerrecht habe Israel mit seiner Offensive nun gebrochen.

Vor einem Jahr hätte sich niemand in Deutschland getraut, so etwas zu sagen. Aber Zeiten ändern sich und Merz spricht aus, was viele Menschen hier längst denken. Kann man Kritik an Israel äußern und gleichzeitig die Solidarität wahren? Es ist ein Drahtseilakt, den Kanzler Merz jetzt meistern muss.

Mein Hauptstadtkollege Jan Rosenkranz hat unterdessen mit Volker Beck gesprochen. Der Grünen-Politiker und Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft sieht das alles etwas anders. Was ihn an der Israel-Kritik stört, können Sie im Podcast hören:

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Lagarde kann ihren Job nicht erklären

Das deutsche Fernsehen feierte gestern Abend eine Premiere – zumindest wenn man der Moderatorin Sandra Maischberger glauben darf: Denn zum ersten Mal saß die Französin und Chefin der Europäischen Zentralbank in einer deutschen Talkshow. Was erwartet man da als Zuschauer? Große Prognosen zur europäischen Wirtschaft? Wie es mit dem Euro weitergeht?

Darum ging es dann eher weniger. Maischberger wollte wissen, was eine EZB-Chefin so mache. Lagarde scheiterte an der Jobbeschreibung. Ich habe kurz gegoogelt (damit Sie es nicht tun müssen): Sitzungen vorbereiten, Gespräche führen, Geldpolitik umsetzen. Klingt langweilig, bürokratisch und so richtig etwas darunter vorstellen können Sie sich wahrscheinlich weiterhin nicht.

Dafür kam Lagarde in der Talkshow aber ganz sympathisch rüber, schreibt meine Kollegin Andrea Zschocher in ihrer TV-Kritik. Was an dem Gespräch am spannendsten war, erfahren Sie hier:

Was heute noch passiert

  • Ab heute verwendet das Unternehmen Meta sämtliche Facebook- und Instagrambeiträge, um damit seine Künstliche Intelligenz zu füttern. Falls Sie Ihre Daten schützen möchten, aber es bisher versäumt haben, dann finden Sie hier eine Anleitung, wie Sie der KI-Nutzung widersprechen können. Einziger Haken: Sollten Sie erst jetzt Einspruch erheben, dann gilt dieser nur für Inhalte, die Sie ab heute in den sozialen Netzwerken posten. Alle anderen Fotos und Beiträge darf Meta nutzen. Mit etwas Glück muss der Konzern seine neuen Regelungen bald zurückrufen: Verbraucherschützer sehen den Datenschutz gefährdet, und haben beim Oberlandesgericht in Köln eine einstweilige Verfügung eingereicht, um die Pläne im Eilverfahren zu stoppen. 
  • In Düsseldorf beschäftigen sich die Richter ab heute mit dem Terroranschlag von Solingen. Der mutmaßliche Attentäter Issa Al H. aus Syrien soll bei einem Stadtfest drei Menschen erstochen haben. Dreifacher Mord, zehnfacher Mordversuch und Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung, lauten die Vorwürfe. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat damals für sich.
  • Mitte Oktober 2024 soll eine 26-Jährige einen Mann stranguliert und mit einem Messer getötet haben. Ab heute behandelt ein Gericht auch diesen Fall. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau vor, sich wegen angeblich an ihr begangenen Vergewaltigungen und Misshandlungen zu rächen und dafür stellvertretend ihr unbekannte Männer töten zu wollen.

Einen angenehmen Dienstag wünscht Ihnen

Christine Leitner
(Nachrichtenredakteurin)