Irak Saddam Hussein zum Tode verurteilt

Tod durch den Strang lautet das Urteil: Ein Sondertribunal in Bagdad hat den früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein zum Tode verurteilt. Trotz Ausgangssperre stürmten Schiiten die Straßen, um das Urteil zu feiern.

Der frühere irakische Präsidenten Saddam Hussein ist am Sonntag wie erwartet zum Tode verurteilt worden. Nach einem neunmonatigen Prozess befand ihn ein Gericht schuldig, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Mit Saddam Hussein wurden zwei weitere der insgesamt sieben Angeklagten zum Tode durch den Strang verurteilt: Sein Halbbruder Barsan Ibrahim, der damals Geheimdienstchef war, und der frühere Vorsitzende des Revolutionsgerichts, Awad Hamed al-Bandar.

Jubel und Proteste im Irak

Die Schiiten im Irak haben das Todesurteil gegen Hussein in öffentlichen Kundgebungen bejubelt. In seiner Heimatstadt Tikrit zogen dagegen rund 1.000 Sunniten durch die Stadt und drohten ihn zu rächen. Das von der Regierung verhängte Ausgehverbot für Sonntag zeigte damit nur wenig Wirkung. In Sadr City, einer schiitischen Hochburg im Nordosten von Bagdad, tanzten Jugendliche auf den Straßen und riefen: "Richtet Saddam hin". Viele zeigten dabei auch Plakate des radikalen und antiamerikanischen Predigers Muktada al Sadr, der diesen Stadtteil mit seiner Miliz praktisch kontrolliert. "Das ist ein unbeschreibliches Gefühl der Freude", sagte der 35-jährige Abu Sinan. "Jetzt bezahlt Saddam den Preis für die Ermordung zehntausender Iraker."

Vollstreckung nicht vor Ende des Berufungsgerichts

In diesem ersten Prozess gegen Saddam Hussein und andere führende Mitglieder seines Regimes, das 2003 von einer von den USA geführten Koalition gestürzt wurde, ging es um ein Massaker vor 24 Jahren an 148 Schiiten. Sie wurden damals in der Stadt Dudschail offenbar als Vergeltung für einen Attentatsversuch auf Saddam Hussein hingerichtet. Die Urteile gehen nun automatisch an ein Berufungsgericht, das unbegrenzt Zeit hat, sie zu prüfen. Sollten Urteile und Strafmaße bestätigt werden, dann muss die Todesstrafe innerhalb von 30 Tagen vollstreckt werden.

Fernsehbilder zeitweise zensiert

Ein sichtlich erschütterter Saddam Hussein rief nach der Urteilsverkündung: "Gott ist groß! Lang lebe die glorreiche Nation! Tod ihren Feinden!" Von den weiteren Angeklagten wurde der frühere irakische Vizepräsident Taha Jassin Ramadan zu lebenslanger Haft verurteilt. Drei Politiker der bis zum Sturz des Regimes regierenden Baath-Partei, Abdullah Kasim Ruwajjid, Mischar Abdullah Ruwajjid und Ali Dajih Ali, wurden wegen Mordes und Folter zu 15 Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte Mohammed Asawi Ali, auch ein Baath-Funktionär, wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Al-Bandar, der seinerzeit den Prozess gegen die Schiiten aus Dudschail geleitet hatte, beschimpfte das Gericht als Versammlung von "Verrätern und Agenten". Die Fernsehbilder aus dem Gerichtssaal in Bagdad, die bei dieser und bei anderen Szenen zensiert wurden, fielen an dieser Stelle aus.

USA und Großbritannien begrüßen Urteil

Dies verhinderte aber nicht, dass in vielen Orten des Iraks Schiiten und auch auch Kurden jubelnd durch die Straßen zogen. In dem vorwiegend von Sunniten bewohnten Bagdader Stadtteil Asamijah gab es Schießereien. Beobachter erwarten, dass das Urteil gegen Saddam Hussein die Spaltung des Iraks weiter vertieft und das Klima der Gewalt anheizt. Sunnitische Extremisten dürften ihre Angriffe erheblich verstärken, da Saddam Hussein bei ihnen immer noch ein hohes Ansehen genießt. Der frühere Machthaber selbst rief seine Landsleute aber auf, sich nicht an Besatzungstruppen zu rächen und sich gegen die Gewalt zu wenden.

Begrüßt wurde das Urteil von den USA und Großbritannien. US-Botschafter Zalmay Khalilzad erklärte, es zeige die Entschlossenheit des irakischen Volkes, die Mitglieder des früheren Regimes für zur Rechenschaft zu ziehen. Auch die britische Außenministerin Margaret Beckett begrüßte es, dass Saddam Hussein für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden sei.

Ministerpräsident Nuri al-Maliki rief die Iraker am Samstag in einer Fernsehansprache auf, auf das Urteil in einer Weise zu reagieren, dass Menschenleben nicht in Gefahr gerieten. "Wir hoffen, dass das Urteil diesem Mann gibt, was er wegen der Verbrechen am irakischen Volk verdient", sagte al-Maliki. Im vergangenen Monat hatte er erklärt, er hoffe, dass Saddam Hussein gehenkt werde.

DPA
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