Die Plünderung der irakischen Militäranlage Al Kakaa hat offenbar teilweise unter den Augen der US-Truppen stattgefunden. Eine Sicherung oder systematische Untersuchung dieser und anderer Einrichtungen wurde von der militärischen Führung nicht angeordnet, wie aus Berichten von Journalisten und Soldaten in den USA hervorging. Am Montag war bekannt geworden, dass aus Al Kakaa während des Krieges rund 350 Tonnen hoch explosiven Sprengstoffs entwendet wurden.
Alles mitgeschleppt, was sie tragen konnten
Die Plünderungen hatten schon begonnen, als im April die ersten US-Soldaten in der Militäranlage eintrafen. Die Mitglieder der 3. Infanteriedivision hätten bei ihrer Ankunft am 4. April zahlreiche Iraker vorgefunden, die alles mitschleppten, was sie tragen konnten, berichtete der Fernsehsender NBC unter Berufung auf US-Militärkreise. Ein ähnliches Bild bot sich wenige Tage später der 2. Brigade der 101. Luftlandedivision, wie deren stellvertretender Presseoffizier, Oberstleutnant Fred Wellman, der Nachrichtenagentur AP in einer E-Mail schrieb.
Dem NBC-Bericht zufolge durchsuchte die 3. Infanteriedivision in Al Kakaa mehrere Bunker, fand dort aber keine hoch explosiven Waffen. Der Sender merkte jedoch an, die Anlage bestehe aus mehr als 1.000 Gebäuden, so dass die Soldaten vermutlich längst nicht alle durchsucht hätten.
Nur nach Kämpfern gesucht
Dies deckt sich mit den Erfahrungen des AP-Reporters Chris Tomlinson, der damals die 3. Infanteriedivision begleitete. Die Durchsuchung irakischer Militäranlagen während des Krieges habe in erster Linie feindlichen Kämpfern gegolten, berichtet er. Eine systematische Erhebung der Waffenbestände oder eine Sicherung der Anlagen habe nicht stattgefunden.
Das sei auch nicht die Aufgabe der Soldaten gewesen, heißt es in der Mail des Presseoffiziers Wellman. "Es gab keine Befehle von oben, die Einrichtung zu durchsuchen oder zu sichern", schreibt er. Vielmehr habe seine Einheit so schnell wie möglich die Truppen in Bagdad verstärken sollen.
Russland fordert Rückkehr der UN-Waffeninspektoren
Angesichts des Sprengstoffdiebstahls forderte Russland am Dienstag den Weltsicherheitsrat auf, über eine Rückkehr der UN-Waffeninspektoren in den Irak zu beraten. Die US-Regierung erklärte jedoch, der Fall werde von amerikanischen Experten untersucht, für eine Rückkehr der UN-Inspektoren bestehe daher kein Bedarf.