Jessica Lynch Ein Star des Krieges

Die Befreiung der amerikanischen Soldatin Jessica Lynch während des Irak-Krieges hat die junge Frau in den USA zum Star gemacht. Sie leidet noch an den Folgen der Verletzungen, die sie damals erlitt.

Die ehemalige Kriegsgefangene Jessica Lynch ist in den USA ein Star. Die 20-Jährige erhält Einladungen zu Prominenten-Partys, tauft Kreuzfahrtschiffe und wird ständig um Autogramme gebeten. Für den Ruhm bezahlt sie jedoch einen hohen Preis: Sie leidet noch immer an den Folgen der Verletzungen, die sie während eines Überfalls irakischer Kämpfer auf ihre Einheit erlitt. Vor einem Jahr wurde sie befreit und zur Heldin gemacht in einer Zeit, als ein schneller Erfolg der amerikanischen Militäroperation in Irak zweifelhaft erschien.

"Ich bin nur ein Mädchen vom Land", sagt Lynch kurz vor ihrem 21. Geburtstag der Nachrichtenagentur AP. "Ich will mein normales Leben zurück." Es sei schwer, mit dem plötzlichen Ruhm umzugehen. "Andererseits kann ich nach New York und Hollywood reisen und treffe Leute wie Britney (Spears) und Leonardo (DiCaprio)."

Der Armee beigetreten, um die Welt zu sehen

Lynch war den Streitkräften beigetreten, um die Welt zu sehen und eine gute Ausbildung zu bekommen. Sie wurde in Irak stationiert, wo ihre Einheit am 23. März 2003 nahe Nassirijah angegriffen wurde. Ihr Fahrzeug wurde von einer Granate getroffen. Unter den elf getöteten US-Soldaten war auch eine gute Freundin von Lynch. Die junge Frau erlitt Rückenverletzungen und Nervenschädigungen. Ihr rechter Arm, rechter Fuß und ihr linkes Bein wurden zertrümmert. Nach medizinischen Unterlagen, die in ihrer Biografie zitiert werden, wurde Lynch auch vergewaltigt. Sie hat jedoch erklärt, sie habe Gedächtnislücken und könne sich an einen solchen Vorfall nicht erinnern.

Die Bilder ihrer Befreiung aus einem Krankenhaus in Nassirijah durch amerikanische Spezialkräfte gingen um die Welt. In ersten Berichten, die nie von Lynch oder ihrer Familie bestätigt wurden, hieß es, sie habe Schnitt- und Schusswunden erlitten, als sie sich gegen ihre Angreifer gewehrt habe. Später erklärte Lynch, sie fühle sich von ihren Vorgesetzten benutzt.

Mehrere Stunden täglich ein Reha-Programm

Bis heute geht Lynch an einem Stock und unterzieht sich mehrere Stunden täglich einem Rehabilitationsprogramm. Sie hat immer noch kein Gefühl im linken Fuß, die Ärzte machen ihr jedoch Hoffnung auf eine vollständige Genesung. Aus den Streitkräften wurde sie ehrenhaft entlassen und erhält eine Pension.

Ihre finanzielle Zukunft scheint gesichert. In diesem Monat tritt sie das erste Mal für ein Unternehmen auf, das Motivationsseminare mit Rednern wie dem ehemaligen New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani und dem früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow veranstaltet. Lynch versucht, alle Bitten um Fotos und Autogramme zu erfüllen, die besonders junge Mädchen an sie richten. Aufforderungen, an Schulen im ganzen Land Reden zu halten, lehnte sie jedoch ab. "Ich fühle mich schlecht, aber ich kann nicht alles machen."

"Warum habe ich den Krieg überlebt?"

Derzeit beschäftigen Lynch Fragen, die sich wahrscheinlich jede junge Frau stellt: Wann soll ich zur Universität gehen? Wann soll ich heiraten? Darüber hinaus aber fragt sie sich, warum sie den Krieg überlebte, andere aber nicht. "Es muss einen Grund geben", sagt sie. "Ich kenne ihn noch nicht. Also muss ich all diese Dinge entdecken, um es herauszufinden."

Gavin McCormick