Mehr als zwei Wochen nach den Schüssen eines weißen Polizisten auf Jacob Blake im US-Bundesstaat Wisconsin hat sich die demokratische Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris in Milwaukee mit Angehörigen des Afroamerikaners getroffen.
"Sie sind eine unglaubliche Familie", sagte Harris vor Journalisten über Blake und seine Verwandten, nachdem sie eine Stunde lang persönlich mit dem Vater, zwei Schwestern und Anwälten des 29-Jährigen gesprochen hatte. "Was sie ertragen haben, und sie tun es einfach mit so viel Würde und Anmut. Und wissen Sie, sie tragen die Last vieler Stimmen auf ihren Schultern."
Auch Jacob Blake selbst nahm von seinem Krankenhausbett aus per Telefon an dem Gespräch teil.
Blakes Anwalt schildert "bewegenden Moment"
Auf die Frage eines Reporters, welche Botschaft sie der Familie überbracht habe, entgegnete Harris nach dem Gespräch, es sei ihr darum gegangen, den Angehörigen die Sorge um ihr Wohlergehen und natürlich auch um das Wohlergehen ihres Bruders und ihres Sohnes auszudrücken. Und sie habe die Familie wissen lassen wollen, dass sie Unterstützung habe.
Benjamin Crump, der Anwalt der Familie, nannte das Treffen mit der Senatorin aus Kalifornien "inspirierend und aufbauend". Harris habe mit jedem einzelnen Familienmitglied darüber gesprochen, wie es mit dem Trauma umgehe und alle dringend aufgefordert, sich um ihre körperliche und geistige Gesundheit zu kümmern.
"In einem bewegenden Moment sagte Jacob Jr. zu Senatorin Harris, dass er stolz auf sie sei, und die Senatorin sagte Jacob, sie sei auch stolz auf ihn und wie er seinen Schmerz verarbeitet", schilderte Crump das Gespräch. Blake habe Harris versichert, dass er um seiner Kinder willen nicht aufgeben werde. Die Senatorin wiederum habe die Familie ermutigt, weiterhin "ihre Stimmen auch durch ihren Schmerz hindurch einzusetzen, um Amerika dabei zu helfen, Fortschritte zur Beendigung des systemischen Rassismus zu machen".
Auch Donald Trump und Joe Biden waren in Wisconsin
Vor Kamala Harris waren bereits sowohl der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden als auch US-Präsident Donald Trump in Wisconsin gewesen. Trump traf sich bei seinem Besuch in Kenosha allerdings weder mit Blake oder dessen Familie, noch erwähnte er überhaupt den Namen des 29-Jährigen. Stattdessen sprach er vor allem mit Vertretern der Sicherheitskräfte und nutze die Reise, um sich als "Präsident von Recht und Ordnung" zu präsentieren.
Biden hingegen traf sich für rund eineinhalb Stunden mit Blakes Familie. Auch hier war der Schwerverletzte aus dem Krankenhaus zugeschaltet.
Ein weißer Polizist hatte Blake am 23. August in der Stadt Kenosha aus nächster Nähe sieben Mal in den Rücken geschossen, als dieser in sein Auto einsteigen wollte. Blakes drei Kinder saßen dabei im Wagen. Der Familienvater ist seither von der Hüfte abwärts gelähmt. Es ist unklar, ob er jemals wieder wird laufen können.
Der Vorfall, der auf Video festgehalten worden war, sorgte landesweit für Entsetzen. In Kenosha kam es zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt, dabei gab es auch gewaltsame Ausschreitungen. Der Gouverneur brachte die Nationalgarde in den Ort, um für Sicherheit zu sorgen.