Die österreichische Presse beschäftigt dieser Tage vor allem ein Frage: Was ist bloß los mit Bundeskanzler Karl Nehammer? Dieser hatte sich bei einem Parteitag der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) in der Wortwahl vergriffen. So schien es zumindest. Bei dem Treffen ging es unter anderem um die durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Preise. In einem Video, das auf Social Media kursiert, bezeichnete Nehammer Inflation, Teuerung und die "absurd hohen Energiekosten" als "Feinde". Gegenmaßnahmen müssten so gesetzt werden, "dass wir die Inflation nicht treiben, sondern versuchen, sie gemeinschaftlich in der Europäischen Union zu drücken".
Dies sei zwar alles andere als einfach. Und dann folgte der kommunikative Fauxpas: "Wenn wir jetzt so weitermachen, gibt es für euch nur zwei Entscheidungen nachher: Alkohol oder Psychopharmaka." Nehammers Aussage sorgte für Belustigung und Verärgerung gleichermaßen.
Gefahr für die Politik
Neben kurzen Lachern am Rande des Parteitages verurteilte die rechte FPÖ Nehammers Bemerkung als "flapsig" und "klassischen Offenbarungseid". Darin spiegele sich "das völlige Versagen der Regierung auf der einen Seite und die totale Überforderung mit der Gesamtsituation auf der anderen Seite wider", kritisierte Generalsekretär Michael Schnedlitz in einer Aussendung. Nehammer habe einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er als Regierungschef eine "Fehlbesetzung" sei und den Weg für Neuwahlen freimachen sollte.
Der "Standard" deklariert die wohl als witzig gemeinte Aussage als "Gedankenlosigkeit" und "intellektuelle Minderleistung", die nicht nur das Vertrauen in den Kanzler selbst, sondern in die ganze Politik untergrabe. "Bei allem Verständnis für eine schnelle, auch schlecht sitzende Pointe, kann ja mal vorkommen: Als Kanzler darf und kann man so einen Unsinn nicht von sich geben."
Karl Nehammer irritiert nicht zum ersten Mal
Es ist nicht das erste Mal, dass dem Bundeskanzler solch eine Kommunikationspanne unterläuft. Bereits im April soll er diese "Pointe" auf dem Bundesparteitag in Niederösterreich gebracht haben. Und einen Monat zuvor sagte Nehammer beim ÖVP-Landesparteitag in Tirol. "So viele in einem kleinen Raum heißt auch, so viele Viren – aber jetzt kümmert es uns nicht mehr." Angesichts hoher Inzidenzen brachte auch diese Aussage dem Kanzler mehr Kritik als Lob ein.
Auf die jüngste Panne hat das Bundeskanzleramt indes reagiert. Auf Anfrage der "Kronen Zeitung" hieß es, Nehammer habe Zuversicht vermitteln wollen. Allerdings habe er diese flapsig formuliert, räumte das Kanzleramt ein.
Schon während seiner Rede bemühte sich der Kanzler um die nötige Ernsthaftigkeit. "Und ich sag': Alkohol ist grundsätzlich okay", und ergänzte: "Das Entscheidende ist, dass man immer dann anstößt, wenn es einem gut geht".
Quellen: "Der Standard", "Kurier", Twitter