Nordkorea Deutliche Botschaft an die USA und China – Kim Jong Un lässt Raketen sprechen

Nordkrieas Diktator Kim Jong Und sitzt an einem Rednerpult und lacht
Dieses offizielle Foto aus Nordkorea wurde im Juli veröffentlicht und soll den Diktator Kim Jong Un im April bei einer Veranstaltung zeigen
© STR / various sources / AFP
Kim Jong Un hat erneut zwei ballistische Raketen abgefeuert. Angesichts der aktuellen politischen Lage rund um Nordkorea gelten die Geschosse als eindeutige Signale

Nach den jüngsten Raketentests am Wochenende hat Nordkorea unter seinem Diktator Kim Jong Un erneut zwei ballistische Raketen ins Meer abgefeuert. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs erfolgten die Raketentests am Mittwoch während eines Besuchs des chinesischen Außenministers Wang Yi in Seoul. Analysten halten den Zeitpunkt der Tests für ein unmissverständliches Signal an Peking, das als wichtigster diplomatischer Verbündeter und Handelspartner Nordkoreas gilt. 

Im Gegensatz zu Marschflugkörpern verbieten Resolutionen der Vereinten Nationen der selbst erklärten Atommacht Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch atomare Sprengköpfe tragen können. Die Geschosse seien am frühen Mittwochnachmittag (Ortszeit) von Yangdok im nordkoreanischen Inland gestartet und dann etwa 800 Kilometer weit in Richtung Japanisches Meer geflogen, teilte Südkoreas Generalstab mit. "Südkoreanische und US-Geheimdienste erarbeiten derzeit detaillierte Analysen", hieß es in einer Erklärung weiter.

Kim Jong Un will China zum Handeln zwingen

Der Nordkorea-Experte Yang Moo Jin bewertete die jüngsten Raketentests als "eine indirekte Botschaft Nordkoreas und sogar eine Aufforderung an Peking, die koreanische Halbinsel als zentrales Thema auf die chinesische Agenda zu setzen". Gleichzeitig wolle Pjöngjang offenbar seine Vormachtstellung auf der koreanischen Halbinsel demonstrieren.

Am Samstag und Sonntag hatte Nordkorea eigenen Angaben zufolge eine neue "Langstreckenrakete" getestet. Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA verliefen die Tests "erfolgreich". Die Raketen hätten nordkoreanisches Land- und Meeresgebiet überflogen und Ziele in 1500 Kilometer Entfernung getroffen. Laut Experten deutete Nordkorea an, dass der neue Marschflugkörper ebenfalls mit Atomsprengköpfen bestückt werden soll.

Eiszeit zwischen Nordkorea und Washington

Nordkorea unterliegt wegen seines Atom- und Raketenprogramms harschen internationalen Sanktionen, die der Wirtschaft des kommunistisch geführten und weitgehend isolierten Landes schwer zu schaffen machen. Gespräche zwischen den USA und Nordkorea über den Abbau des nordkoreanischen Atomarsenals liegen seit einem Gipfeltreffen von Machthaber Kim Jong Un und des damaligen US-Präsidenten Donald Trump 2019 auf Eis. Unter dem seit Jahresbeginn amtierenden US-Präsidenten Joe Biden hat es bislang keine Annäherung zwischen Washington und Pjöngjang gegeben.

Die jüngsten Waffentests durch Nordkorea werden deshalb auch als eine direkte Herausforderung der Regierung von US-Präsident Joe Biden gesehen. Die Angebote Washingtons zur Wiederaufnahme der Verhandlungen ohne Bedingungen über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm hatte Pjöngjang bisher abgelehnt.

Beim jetzigen Test erreichten die Raketen dem südkoreanischen Militär zufolge eine Flughöhe bis zu 60 Kilometern. Zusammen mit US-Behörden werden weitere Details noch analysiert. In Seoul wollte – wie üblich in solchen Fällen – der Nationale Sicherheitsrat über die Lage beraten.

Auch Japan geht beim jüngsten nordkoreanischen Waffentest vom Start zweier ballistischer Raketen aus. Ministerpräsident Yoshihide Suga verurteilte den Test. Dieser bedrohe "den Frieden und die Sicherheit Japans sowie der Region". Die Raketen seien außerhalb der "exklusiven Wirtschaftszone" Japans ins Meer gestürzt, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Küstenwache.

Der neuerliche Waffentest durch Nordkorea kam nach Meinung von Beobachtern nicht überraschend. Wie schon einige Monate zuvor erfolgten auch die jüngsten Waffentests nach einer gemeinsamen Militärübung der Streitkräfte der USA und Südkoreas. Die Kommandoübung, die Pjöngjang scharf kritisiert hatte, wurde nach neun Tagen am 26. August beendet. Im März hatte Nordkorea ebenfalls Marschflugkörper nach einer solchen Kommandoübung in Südkorea unternommen. Wenige Tage später folgte dann ein Test mit ballistischen Kurzstreckenraketen.

Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung von Raketen voran, die nicht nur Südkorea und Japan treffen, sondern auch Atomsprengköpfe bis in die USA tragen können. Nach Schätzungen der amerikanischen Organisation Arms Control Association vom August 2020 lagern in Nordkorea 30 bis 40 Atomsprengköpfe.

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Sehen Sie im Video: Die nächtliche Parade fand in der vergangenen Woche zum 73. Jahrestag der Staatsgründung statt. Kim Jong Un zeigte sich im hellen Anzug. Seine Untertanen demonstrierten ihre Verehrung für ihren Diktator dabei auch mit Tränen. 

AFP · DPA
anb