Klimakonferenz Al Gore watscht US-Regierung ab

Friedensnobelpreisträger Al Gore hat wieder eine unbequeme Wahrheit ausgesprochen. Die US-Regierung sei das größte Hindernis für einen Fortschritt auf Bali, sagte der Ex-Vizepräsident. Die abwartende Haltung vieler Staaten verglich er sogar mit der Reaktion der Westmächte auf Hitler.

Friedensnobelpreisträger Al Gore hat in auf der Weltklimakonferenz zum Rundumschlag ausgeholt. Er verglich die schleppende Reaktion der Welt auf den Klimawandel mit der Haltung der Westmächte im Umgang mit Adolf Hitler verglichen. Zu viele Länder warteten einfach ab, und sein eigenes Land, die USA, seien das größte Hindernis vor einer Lösung, sagte der frühere US-Vizepräsident in einer dramatischen Rede auf Bali. Gore sagte, auch während der Nazi-Zeit hätten zu viele Leute zu lange geschwiegen. Als Juden verfolgt wurden, hätten sie sich gesagt, das betrifft mich nicht, und ähnlich sei es mit weiteren Minderheiten gegangen. Schließlich seien diese Leute jedoch selbst abgeholt worden.

"Ich bin nicht an Nettigkeiten gebunden!"

Gore zitierte auch Winston Churchill, der 1938 nur Zögern und Zaudern gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland festgestellt habe. In dem Zusammenhang nannte er die USA. "Ich bin kein amerikanischer Beamter, deshalb bin ich nicht an diplomatische Nettigkeiten gebunden", sagte Gore. "Deshalb spreche ich die unbequeme Wahrheit aus: Mein eigenes Land, die Vereinigten Staaten, sind das größte Hindernis für einen Fortschritt auf Bali."

Er forderte die Staatengemeinschaft auf, auf die US-Regierung keine Rücksicht zu nehmen und den Klimaschutz rasch voranzutreiben. "Schreiben Sie eine Fußnote, dass dieser Text unvollständig ist", forderte Gore. "Diese weiße Stelle wird gefüllt werden." Bevor das geplante neue Klimaabkommen 2009 fertig sein solle, werde bereits eine neue Regierung im Amt sein. Er könne zwar nicht versprechen, dass sie sich zu ehrgeizigem Klimaschutz verpflichte, doch die Wahrscheinlichkeit sei groß.

Gore forderte die Staatengemeinschaft auch auf, das neue Abkommen bereits 2010 in Kraft zu setzen und nicht erst 2012. Man habe keine Zeit zu vergeuden. Die Wissenschaft gebe der Welt nur zehn Jahre, die Klimawende zu schaffen. "Können wir die Hälfte der Zeit dazu benutzen, nur zu reden?", fragte Gore. Der Kampf gegen den Klimawandel sei nicht eine politische Frage, sondern eine moralische. Die Delegierten quittierten die Rede mit stehenden Ovationen.

AP
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