"Basta, Berlusconi!" - so lassen sich die noch vorläufigen Wahlergebnisse in Italien auf den Punkt bringen. Der Urnengang gleicht einem Volksentscheid gegen den Ministerpräsidenten und reichsten Mann des Landes. Die Italiener strömten am Sonntag und Montag in die Wahlkabinen, ganze 86 Prozent der 47 Millionen Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Damit hatte niemand gerechnet. Einerseits war die Wahlbeteiligung in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken, zum anderen zeigten die Umfragen vor der Wahl, dass viele Italiener bis zuletzt unentschieden waren. Die Unentschlossenen haben sich aber nicht wie befürchtet enthalten, sondern für das Parteienbündnis von Romano Prodi gestimmt.
War der Vorsprung des Herausforderers gegenüber Berlusconi in den Monaten vor der Wahl immer knapper geworden und ließ, wenn überhaupt, eine hauchdünne Mehrheit für das Mitte-links-Bündnisses vermuten, zeigten die Hochrechnungen jetzt einen deutlichen Sieg des Prodi-Lagers mit 50-54 Prozent gegenüber 45-49 Prozent für die Berlusconi-Koalition. Vermutlich haben sich der äußerst aggressiv geführte Wahlkampf des "Cavaliere", der persönliche Beleidigungen nicht aussparte, und die überzogenen Wahlversprechen in letzter Minute als Boomerang für den Regierungschef erwiesen.
Prodi muss vermitteln
Erstmals waren die beiden stärksten Parteien des Mitte-links-Bündnisses, die Linksdemokraten und die katholisch geprägte "Margherita", gemeinsam als Liste Ulivo angetreten. Sie konnten mit geschätzten 30,5 bis 33,5 Prozent rund 2 Prozent dazulegen im Vergleich zu den letzten Wahlen 2001. Das zeigt, dass ihre Wähler sich mehr Einigkeit und Effizienz vom linken Parteienspektrum wünschen und ein Zusammenschluss der Parteien gut heißen. Aber auch die Altkommunisten der "Rifondazione" und eine neue Formation aus Liberalen und Sozialisten konnten punkten. Prodi wird seine Anstrengungen darauf richten müssen, einen Konsens zwischen dem gemäßigten Ulivo und dem radikaleren Flügel herzustellen.
Insgesamt könnte der frühere EU-Kommissionspräsident als neuer Regierungschef Italiens über eine stabile Mehrheit im Abgeordnetenhaus verfügen. Nach dem neuen Verhältniswahlrecht mit einem Bonus für die Sieger-Koalition könnte das Parteienbündins von Prodi auf 340 von 630 Sitzen kommen.
Ende einer Ära
Innerhalb des Regierungslagers "Haus der Freiheiten" steht Forza Italia als der große Verlierer da. Die Partei Berlusconis rutscht von 29 auf geschätzte 20 bis 23 Prozent. Die Union der Christdemokraten konnte dagegen voraussichtlich 5 bis 7 Prozent hinzugewinnen. Wenn sich dieser Trend bestätigt, könnten die konservativen Katholiken langfristig den Führungsanspruch von Berlusconi anfechten. Denn Berlusconi hatte vor der Wahl immer wieder angekündigt, er werde im Fall einer Niederlage die Führung der Opposition übernehmen. Eins scheint allerdings gewiss: zehn Jahre nach dem der Medienunternehmer in den politischen Ring gestiegen war, scheint nun das Ende einer Ära besiegelt, der Ära des "berlusconismo".