Kongo-Einsatz Wilkommener deutscher Einsatz

Die Mückennetze müssen die deutschen Soldaten selbst mitbringen. Ansonsten sind die Vorbereitungen für den Kongoeinsatz abgeschlossen. Und die Deutschen sind so-gar willkommen in dem zentralafrikanischen Staat - aus historischen Gründen.

Die Zelte stehen schon, die Feldbetten auch. Nur die meisten Moskitonetze hängen noch nicht, denn die bringt jeder Soldat sel-ber mit. Auf dem ehemaligen Flughafen Ndolo in Kinshasa füllt sich allmählich das Hauptquartier der europäischen Eingreiftruppe, die neben der UN-Mission Monuc die für den 30. Juli geplanten Wahlen im Kongo absichern soll.

Etwa 180 französische Soldaten sind schon eingetroffen, Verteidi-gungsminister Franz Josef Jung besucht an diesem Wochenende die deutsche Vorhut und das Hauptkontingent der Bundeswehr wird vom 10. Juli an erwartet.

Die Erwartungen der Kongolesen an die europäischen Soldaten sind hoch. "Die Menschen sind froh, dass eine neutrale Truppe da sein wird, um mögliche Unruhestifter abzuschrecken", sagt Alb-recht Conze, deutscher Diplomat und Vize-Direktor bei der Monuc. Dass ausgerechnet Deutschland die Führung übernommen habe, sei vielen Kongolesen Recht, denn Deutschland habe im Unterschied etwa zu Belgien keine düstere Kolonialvergangenheit in der Region.

Für die Bundeswehr ist es der erste Einsatz in Afrika in dieser Größenordnung seit ihrer Beteiligung mit 1700 Soldaten an der UN-Somalia-Mission 1992/93. Diesmal sollen bis zu 780 deutsche Soldaten teils in Kinshasa, teils im benachbarten Gabun statio-niert werden. Insgesamt beträgt die Monuc-Truppenstärke 2000 Mann.

Kinshasa ist eine quirlige, chaotische Stadt, die sich erst allmählich von den jahrelangen Bürgerkriegen erholt. Auf den löchrigen Straßen fahren klapprige Kleinbusse, von denen viele schon vor 20 Jahren in Deutschland ausgemustert wurden. Manche von ihnen tragen noch die Werbeaufschriften der Eiswagen und Sani-tätsbetriebe. Oft sind sie so überladen, dass die Räder schräg zur Fahrbahn stehen.

Trotz der Entbehrungen in Folge des Krieges, der miesen Infrastruktur und des drückend-schwülen Klimas sind viele Kongolesen überraschend gut gelaunt und optimistisch. Die jahrelange Herrschaft des Diktators und großen Plünderers Mobutu Sese Seko hat vielen Kongolesen das Gefühl vermittelt, dass vom Staat ohnehin nichts zu erwarten ist und man sich am besten auf eigene Faust durchschlägt.

Bundeswehrsoldaten, die Französisch sprechen oder bereit sind, ein paar Worte Lingala zu lernen, werden schnell Kontakt zur Bevölkerung haben. Falls es keine nächtliche Ausgangssperre gibt, werden sie in den zahlreichen Nachtclubs und auf Live-Konzerten die gleichnamige Lingala-Musik kennen lernen, zu der man sich fast automatisch in den Hüften wiegt.

Abstinenz oder Kondome gegen Aids

Aids ist sicher ein Problem im Kongo, wenngleich es keine offiziellen Zahlen gibt. Für die Bundeswehrsoldaten dürfte es jedoch keine Gefahr sein, wenn sie sich zu schützen wissen - durch Absti-nenz oder Kondome. Angesichts der guten medizinischen Versorgung gilt es als höchst unwahrscheinlich, dass sie in eine Notsituation geraten könnten, in der ungeprüfte Blutkonserven verwendet würden.

Auch mit Blick auf Malaria, den größten Killer in Afrika, besteht wenig Anlass zur Sorge. Die Soldaten werden sich durch vorbeugende Medikamente und Moskitonetze dagegen schützen. Und selbst, wenn es einen erwischen sollte, lässt sich die Krankheit mit Medikamenten rasch bekämpfen. Tödlich ist sie vor allem für Menschen, die sich die Medikamente nicht leisten können.

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Ulrike Koltermann/DPA