Entgegen früherer Angaben sagte der libysche Vizeaußenminister Chaled Kaim, Gaddafis Truppen hätten sich aus der rund 200 Kilometer östlich von Tripolis gelegenen Hafenstadt Misrata nicht zurückgezogen. "Sie haben lediglich ihre Operationen eingestellt", fügte er hinzu. Die Stämme, die nun für ein Ende der Kampfhandlungen sorgen sollten, hätten dafür 48 Stunden Zeit. Am Samstag waren bei Kämpfen in Misrata nach Krankenhausangaben mehr als 25 Menschen getötet und etwa 100 weitere verletzt worden.
In der Stadt wurde nach Angaben von Rettungskräften auch ein französischer Journalist schwer verletzt. Er sei von einem Irrläufer am Hals getroffen und operiert worden. Nach dem Eingriff schwebte er demnach nicht mehr in Lebensgefahr. Nach Angaben von Kollegen handelte es sich um einen Blogger, der für ein "alternatives Medium" arbeitete. Er habe sich gerade auf den Weg gemacht, um eine Dusche zu nehmen, als er angeschossen worden sei, sagten sie. Weitere Details über die Identität des Mannes nannten sie nicht.
Misrata liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit nur auf dem Seeweg zu erreichen. Gestern hatten die libyschen Aufständischen angegeben ihre seit Wochen umkämpfte Hochburg Misrata freigekämpft zu haben. Die Versorgungslage der drittgrößten libyschen Stadt ist katastrophal. Tausende afrikanische Gastarbeiter, Dutzende verletzte Kämpfer und Zivilisten wurden per Schiff in Sicherheit gebracht.
NATO führt weitere Angriffe auf Gaddafis Truppen aus
Die NATO hat ihre Luftangriffe auf Gaddafis Truppen in der Nacht fortgesetzt. Die Hauptstadt Tripolis wurde Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP zufolge seit dem Abend von mehreren schweren Explosionen erschüttert. In der Nacht war in Tripolis heftiges Feuer aus Flugabwehrkanonen zu hören. Nach Medienberichten gab es mindestens drei Explosionen. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
USA setzt "Predator" ein
Die USA hat gestern einen ersten Militärschlag mit einer Kampfdrohne ausgeführt. Ein Pentagonsprecher bestätigte nach Medienangaben den Angriff am frühen Nachmittag, nannte aber keine weiteren Einzelheiten.
Erst am Donnerstag hatte US-Präsident Barack Obama grünes Licht für den Kampfeinsatz der ferngesteuerten unbemannten Flugzeuge vom Typ "Predator" gegen die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi gegeben. Damit wollen die USA zum Schutz der Zivilbevölkerung beitragen.
Zwar waren bereits in den vergangenen Wochen bewaffnete US-Drohnen in Libyen eingesetzt worden, aber sie absolvierten lediglich Aufklärungsflüge. Mit den Angriffen nehmen die USA nun wieder aktiv an Kampfhandlungen teil, nachdem sie das Kommando über den Militäreinsatz an die Nato abgegeben und sich auf eine unterstützende Rolle beschränkt hatten.