Heilige Familie als Flüchtlinge Kritik an Trump: Kirche stellt Josef und Maria in Käfigen dar – ein "Missbrauch des Glaubens"?

Krippe in Claremont: Jesus, Maria und Josef in Käfigen
© Karen Clark Ristine / Facebook
Josef, Maria und Jesus getrennt voneinander, in Käfigen eingesperrt – eine Methodistenkirche in den USA setzt mit ihrer Darstellung der Weihnachtsgeschichte ein Zeichen gegen die Politik von Präsident Trump. Doch dafür gibt es auch viel Kritik von Gläubigen.

Unter dem Weihnachtsbaum und in den Krippenspielen wirkt die Szenerie immer so romantisch: Jesus und Maria stehen mit einigen Hirten um die Krippe, in der der Neugeborene Jesus liegt, drumherum stehen einige Tiere im Stall. In Wirklichkeit muss sich die Lage der jungen Familie vor 2000 Jahren allerdings eher unwirtlich dargestellt haben.

Daran erinnert in diesem Jahr auch die Claremont United Methodist Church. Die Kirche in der Nähe von Los Angeles hat die Heilige Familie in der Adventszeit vor ihrem Kirchengebäude ausgestellt, wie es in den USA üblich ist. Doch die Art und Weise, wie die Gemeinde Maria, Josef und das Jesuskind darstellt, ist auch ein klares Statement zur Flüchtlingspolitik des US-Präsidenten Donald Trump.

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Anspielung auf Flüchtlingslager an der Grenze zu Mexiko

Das Kind, dessen Geburt die christliche Welt an Weihnachten feiert, musste nämlich im Alter von nur wenigen Tagen ebenfalls vor einem tyrannischen Herrscher flüchten. Das wird in den christlich-konservativ geprägten Vereinigten Staaten oft vergessen, meinen die Kirchenoberen. "Unser Ziel ist es, die Asylsuchenden in den Vordergrund zu stellen und wie sie hier behandelt werden", sagte Karen Clark Ristine, Pastorin der Kirchengemeinde, der "Washington Post". 

In letzter Zeit hat vor allem die Situation von Migranten in Lagern an der Grenze zwischen Mexiko und den USA für Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Dort wurden Kinder, die nach dem illegalen Grenzübertritt von ihren Eltern getrennt wurden, teilweise in Käfigen festgehalten. Präsident Trump geht in seiner Amtszeit deutlich schärfer gegen Migranten vor als noch seine Vorgänger.

"Politische Heuchelei": Kontroverse Diskussion um Jesus-Darstellung

Dagegen will die 300 Mitglieder große Methodistengemeinde aus Claremont ein Zeichen setzen und daran erinnern, dass der Unterschied zwischen der Familie aus der Bibel und den Flüchtlingsfamilien von heute möglicherweise gar nicht so groß ist. "Was, wenn diese Familie heute Zuflucht in unserem Land suchen würde?", fragt Pastorin Rivine auf ihrer Facebook-Seite. "Stellt euch vor, Josef und Maria würden an der Grenze getrennt und der zwei Jahre alte Jesus würde seiner Mutter weggenommen und hinter die Zäune eines Flüchtlingslagers gesteckt, so wie mehr als 5500 Kinder in den vergangenen drei Jahren."

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© Scott Olson / Getty Images / AFP
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Auf Facebook ist das Bild bereits vielfach geteilt worden, die Kommentare spiegeln die unterschiedlichen Positionen wider, die zu diesem Thema in den USA existieren. "Schade, dass wir aus etwas so Wichtigem wie der Geburt unseres Herrn und Erlösers eine politische Heuchelei machen", schreibt jemand, andere sprechen von einem "Missbrauch des Glaubens". Auf der anderen Seite danken User der Kirche für ihre "provozierende Darstellung". Für Pastorin Ristine ist klar: "Jesus hat uns Freundlichkeit und Gnade gelehrt und wollte, dass wir alle Menschen vorbehaltlos willkommen heißen."

Ihre Gemeinde ist bekannt für Darstellungen der Weihnachtsgeschichte, die provozieren und zum Nachdenken anregen. 2014 beispielsweise wurde Maria mit ihrem Baby als Obdachlose an einer Bushaltestelle gezeigt.

epp

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