Labour-Parteitag Blair wirbt um Verständnis für seinen Irak-Kurs

Der britische Premierminister Blair hat auf dem Labour-Parteitag in Bournemouth um Verständnis für seinen umstrittenen Irak-Kurs geworben. Seine Rede fand auch bei Kritikern Zustimmung.

Der britische Premierminister Tony Blair hat seine Irak-Politik auf dem Labour-Parteitag im südenglischen Badeort Bournemouth am Dienstag gegen wachsende Kritik verteidigt und zugleich seinen Führungsanspruch bekräftigt. Er wolle noch eine "historische dritte Wahl" für Labour gewinnen, sagte Blair in einer kaum verhüllten Abfuhr an seinen Rivalen, Schatzkanzler Gordon Brown. Am Ende seiner Grundsatzrede spendeten die Delegierten Blair lang anhaltenden Beifall.

Irak ohne Hussein "ein besseres Land"

Blair räumte ein, dass er nach zehn Jahren an der Labour-Spitze nicht zuletzt wegen seiner Irak-Politik in eine "schwierige Phase" geraten sei. Er warb aber um «Verständnis» für seinen Irak-Kurs. «Sie können mich angreifen, aber ich bitte Sie, wenigstens zu verstehen, warum ich diese Entscheidungen traf und wieder treffen würde.» Trotz allen Streits bleibe es eine Tatsache, dass der "Irak ohne Saddam Hussein ein besseres Land" sei. Auf die bisher vergebliche Suche nach Massenvernichtungswaffen im Irak ging Blair nicht ein.

Lob auch von Kritikern

Selbst kritische Delegierte gaben zu, dass Blair mit seiner "nüchternen" Rede den richtigen Ton getroffen habe. Auch wenn sie inhaltlich nicht mit allem übereinstimmten, habe Blair mit dem Eingeständnis von Rückschlägen und der Bekräftigung seiner Reformpolitik überzeugt. "Es gibt nur die Erneuerung, und keinen Rückzug", hatte Blair den Delegierten zugerufen. Nach sechs Jahren an der Macht sei Labour zwar "äußerlich angeschlagen, aber innerlich gestärkt."

Blairs Aussage, er wolle Labour in eine "historische dritte Amtszeit" führen, wurde von Beobachtern als eine deutliche Absage an die Ambitionen von Brown gewertet. Der Schatzkanzler hatte am Vortag die Delegierten mit einer leidenschaftlichen Rede begeistert, in der er die "traditionellen Werte" von Labour beschwor. Vielerseits war dies als der Versuch Browns gewertet worden, Anspruch auf die Parteiführung und damit auf das Amts des Premierministers zu erheben. Dies sollen Blair und Brown in einem "Geheimdeal" 1994 so verabredet haben. "Blair hat Brown mit seiner Rede noch übertroffen", kommentierte die BBC am Dienstag.

Im Gegensatz zu Brown, der am Montag eine größere Distanzierung von den USA gefordert hatte, betonte Blair die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus, "nicht weil wir Amerikas Schoßhund sind, sondern weil wir Großbritannien dadurch sicherer machen können". Die größte Bedrohung gehe im 21. Jahrhundert nicht von konventionellen Kriegen, sondern von einem "fanatischen Terrorismus" aus, sagte er.

"Sehe so alt aus, wie ich bin"

Es sei nicht überraschend, dass seine Regierung mittlerweile lange nicht mehr so beliebt sei wie vor sechs Jahren. "Dies sind harte Zeiten. Ich sehe jetzt so alt aus, wie ich bin", scherzte er. Dennoch sei er der erste Labour-Premier der britischen Geschichte, der nach sechseinhalb Jahren noch im Amt sei. Stolz könnten Regierung und Partei auch darauf sein, dass sie dem Land seit 1997 ein sozialeres Gesicht gegeben hätten.

Blair steht unter Druck, weil seine Zustimmungswerte seit dem Irak-Krieg eingebrochen sind. Umfragen zufolge fordert die Hälfte der Briten seinen Rücktritt, der Vorsprung der Labour-Partei ist zusammengeschmolzen, und 60 Prozent der Labour-Mitglieder halten den Irak-Krieg für einen Fehler.

DPA