In Erwartung hochkarätiger Trauergäste aus aller Welt laufen die Vorbereitungen für die Beerdigung des verunglückten polnischen Präsidenten Lech Kaczynski auf Hochtouren. Der Vatikan teilte am Donnerstag mit, dass der ranghöchste Kardinal Angelo Sodano den Gottesdienst am Sonntag in Krakau feiern werde. Die Ermittlungen zu den Ursachen des Flugzeugunglücks deuteten weiter auf einen Pilotenfehler hin.
Papst Benedikt XVI. werde Sodano zu der Trauerfeier für die 96 Opfer des Unglücks am Samstag in Warschau und zum Staatsbegräbnis von Kaczynski und seiner Frau Maria Kaczynska einen Tag später entsenden, kündigte der Vatikan an. Das Präsidentenpaar war am vergangenen Samstag auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im westrussischen Katyn zusammen mit zahlreichen Mitgliedern der polnischen Führungselite bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Die Kaczynskis sollen in der Kathedrale auf dem Wawel, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige in Krakau, beigesetzt werden.
Rund 2500 Polizisten werden zur Sicherheit der ausländischen Staatsgäste in Krakau im Einsatz sein, teilten die polnischen Behörden mit. Zu der Beerdigung haben sich unter anderen US-Präsident Barack Obama, der französische Präsident Nicolas Sarkozy und Russlands Präsident Dmitri Medwedew angesagt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Horst Köhler sowie führende Persönlichkeiten von EU und NATO haben ihr Kommen angekündigt. Der Flughafen von Krakau, der zweitgrößte Polens, bereitete sich auf die Landung von bis zu 80 Sondermaschinen mit ausländischen Delegationen vor.
Der Streit um die letzte Ruhestätte des verunglückten Präsidenten ging am Donnerstag weiter. Übergangspräsident Bronislaw Komorowski sagte, die Politik habe keinen Einfluss auf die Entscheidung gehabt, Kaczynski auf dem Wawel zu beerdigen. Am Mittwochabend hatten erneut rund 200 Menschen in Warschau gegen eine Beisetzung des Staatschefs, der Polen polarisiert hatte, neben Königen und Nationalhelden demonstriert. Unterdessen strömten weiter Polen aus allen Landesteilen in die Hauptstadt, um dem im Präsidentenpalast aufgebahrten Kaczynski die letzte Ehre zu erweisen.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, die Ergebnisse der ersten Auswertung der Flugschreiber stützten die These eines Pilotenfehlers. Die Piloten seien möglicherweise nicht mit den Besonderheiten der Steuerung des Flugzeugtyps Tupolew-154 vertraut gewesen, berichtete Interfax unter Berufung auf Ermittlerkreise. So verliere die Maschine russischer Bauart nach einem starken Sinkflug auch bei waagerechter Flugbahn zunächst weiter an Höhe.
Russische Behörden hatten technisches Versagen der Maschine als Ursache für die Tragödie ausgeschlossen. Nach dem Unglück waren Spekulationen laut geworden, dass die Piloten unter Druck gesetzt worden sein könnten, das Flugzeug trotz schlechten Wetters zu landen. Zwei der drei Flugschreiber werden laut Interfax von polnischen und russischen Ermittlern in Moskau gemeinsam ausgewertet. Die Daten eines dritten Flugschreibers werden demnach in Polen untersucht.
Nach Angaben von Interfax waren am Donnerstag 71 der 96 Opfer des Flugzeugunglücks identifiziert. Rund 30 weitere Leichname wurden von Moskau nach Warschau überführt, darunter die sterblichen Überreste des letzten polnischen Exil-Präsidenten zu Zeiten des Kommunismus, Ryszard Kaczorowski.