Mike Pence Trumps Ex-Vizepräsident stellt sich in der Ukraine-Frage gegen ihn

Mike Pence, ehemaliger US-Vizepräsident unter Donald Trump
Mike Pence will seinen alten Vorgesetzten Donald Trump weiter kritisieren. Doch ihr Verhältnis beschreibt er trotz Differenzen als gut
© Drew Angerer / Getty Images
Vier Jahre arbeitete Mike Pence als US-Vizepräsident an der Seite Donald Trumps. Zu dessen jüngsten Aussagen zur Ukraine und Wolodymyr Selenskyj findet Pence nun klare Worte.

Donald Trump hat die letzten Tage scharf gegen seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj geätzt. Er bezeichnete ihn als "Diktator", den man nicht gewählt habe, und warf ihm faktisch vor, den Krieg gegen die Ukraine nicht gestoppt zu haben. "Ihr hättet nie damit anfangen sollen", sagte Trump am Dienstag. 

Worte, die man im Kreml offenbar gerne hörte. "Wir stimmen vollständig mit der amerikanischen Regierung überein", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Die USA hätten "von der Notwendigkeit gesprochen, so schnell wie möglich Frieden zu schaffen und dies durch Verhandlungen zu erreichen", fügte er hinzu.

Mike Pence zu Donald Trump: "Ukraine hat nicht angefangen"

Während Trump in Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dem Kreml anscheinend einen neuen Verbündeten gefunden hat, wendet sich ein langjähriger enger Vertrauter in der Ukraine-Frage nun gegen ihn: Mike Pence, sein Vizepräsident in Trumps erster Amtszeit.

Dieser widersprach auf der Plattform X den Darstellungen seines ehemaligen Vorgesetzten: "Herr Präsident, die Ukraine hat diesen Krieg nicht 'angefangen'. Russland hat eine grundlose und brutale Invasion gestartet, die Hunderttausende Menschenleben gefordert hat. Der Weg zum Frieden muss auf der Wahrheit aufbauen."

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Dazu teilte er einen Artikel des US-Senders Fox-News vom Februar 2022 mit der Überschrift " Russland greift die Ukraine an – der größte Angriff in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg". Als wollte Pence zu Trump sagen: Schau, nicht einmal dein Lieblingssender ist deiner Meinung.

Viel Lob für Pences Kritik

Der Post findet viel Zustimmung. Er wurde fast 320.000 Mal gelikt und zehntausendfach geteilt. Eine Nutzerin schreibt in den Kommentaren: "Ihr Statement war in diesen Zeiten sehr notwendig". Andere danken dem ehemaligen Vizepräsidenten für seine Worte. Eine Nutzerin kommentiert sogar: "Es ist klar, dass Sie das einzige Mitglied der Republikanischen Partei sind, das Eier in der Hose hat." Unter dem Post finden sich aber auch Stimmen, die Pence und seine Worte kritisieren. 

Pence trat als republikanischer Kandidat gegen Donald Trump bei den US-Wahlen 2024 an, stieg aber frühzeitig aus dem Rennen um das Weiße Haus aus. Zum Bruch kam es, nachdem Trump sich geweigert hatte, das Wahlergebnis von 2020 anzuerkennen. Im Wahlkampf kritisierte Pence seinen ehemaligen Kollegen Trump und forderte ihn auf, sich auf die Seite der langjährigen Verbündeten der USA zu stellen.

Auch nach der Machtübernahme der Trump-Regierung in Washington will sich Mike Pence, der sich selbst als konservativer Christ bezeichnet, mit Kritik an Donald Trump nicht zurückhalten.

Mike Pence will Trump-Regierung kritisieren, aber auch loben

Pence und seine Mitarbeiter wollten aber keine Anti-Trump-Hardliner sein, sondern die Regierung loben, wenn sie mit ihr übereinstimmen, und Bedenken äußern, wenn sie anderer Meinung seien, schreibt die Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Dabei setze man nicht auf "Make America Great Again", sondern auf "langjährige konservative Prinzipien (…), die in Vergessenheit geraten sind". 

"Wir nennen hier Bälle und Strikes", sagte Pence vor seinem X-Post im Interview mit der AP in Anlehnung an die Regeln im Baseball. Er versuche, "ein Anker im Luv" zu sein. 

Video: Ex-Vizepräsident Pence steigt aus Rennen um US-Präsidentschaft aus
Ex-Vizepräsident Pence steigt aus Rennen um US-Präsidentschaft aus

Pence: Habe noch gutes Verhältnis zu Trump trotz Differenzen

Die Werte, die ihn zum Republikaner gemacht hätten, seien eine starke Verteidigung der amerikanischen Führung der freien Welt, weniger Regierung, finanzielle Verantwortung, Wachstum, das Recht auf Leben sowie traditionelle Werte. "Ich denke immer noch, dies die zeitlosen Ideale von Lincolns Partei sind. Und deshalb möchte ich meinen Teil dazu beitragen, auch als ehemaliger gewählter Amtsträger, und den Rest meines Einflusses nutzen, um für diese Prinzipien zu werben."

Auf die Frage, ob die Republikaner zu diesen Prinzipien zurückfinden und sich von MAGA abwenden würden, antwortete er: "Ich glaube, dass einige prominente Stimmen in der Partei sich einer populistischeren Denkweise verschrieben haben". Seine Partei habe sich aber nicht verändert, meint Pence.

Sein Verhältnis zu vielen Mitgliedern von Trumps Regierung und zum Präsidenten selbst sei aber gut, sagte er AP. So habe er bei der Beerdigung des früheren Präsidenten Jimmy Carter einen "herzlichen Austausch" mit Trump gehabt. Es gebe zwar immer noch Differenzen. "Aber ich habe oft von Herzen für den Präsidenten gebetet." Die Trump-Regierung habe "einen großartigen Start" hingelegt, schob er hinterher. 

Quellen: X-Post Mike Pence, Nachrichtenagenturen AFP, AP und DPA, Fox News

Hinweis: In einer früheren Version hieß es in einer Zwischenüberschrift "Mike Pence zu Donald Trump: 'Russland hat nicht angefangen'". Richtig ist "Die Ukraine hat nicht angefangen". Dies wurde korrigiert. Wir bitten dies zu entschuldigen.

rw

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