In Großbritannien ist ein neues Video über die angebliche Misshandlung von Irakern durch britische Soldaten im Irak aufgetaucht. Das Video, über dessen Existenz zunächst die britische Sonntags- Boulevardzeitung "News of the World" berichtete, wurde inzwischen von der BBC und weltweit von zahlreichen Fernsehstationen ausgestrahlt.
Zu sehen sind Soldaten in Gefechtsuniformen, die drei harmlos aussehende Jugendliche in einen von einer Mauer umgebenen Hof zerren und mit langen Knüppeln verprügeln. Im Hintergrund ist die Stimme offenbar des Kameramanns zu hören, der die Soldaten anfeuert. Er sei mit den Worten zu hören: "Ja, ihr ungezogenen kleinen Jungs. Ihr kleinen Arschlöcher, ihr kleinen Arschlöcher. Krepiert."
Das Video wurde nach Angaben von "News of the World", vor rund zwei Jahren während Protesten im südirakischen Basra von einem Unteroffizier aufgenommen.
Video könnte den Karikaturen-Streit anfachen
Die BBC zählte innerhalb von einer Minute 42 Schläge und Stöße gegen die Teenager. Sie wurden zudem getreten, einer von ihnen in die Genitalien. In britischen Kommentaren hieß es, die brutalen Szenen könnten, obwohl sie bereits zwei Jahre alt sind, angesichts des Streits um die Mohammed-Karikaturen die Empörung von Muslimen über den Westen erneut anfachen.
Der Sprecher der britischen Truppen im Irak erklärte, die mit dem Video verbundenen Vorwürfe unangebrachter Brutalität beträfen lediglich "eine ganz kleine Zahl der rund 80 000 (britischen) Soldaten, die im Irak gedient haben" seit 2003 die von den USA angeführte Invasion zum Sturz des Saddam-Regimes begann. "Wir verurteilen jede Form von Misshandlung und Brutalität", sagte Militärsprecher Chris Thomas in der südirakischen Stadt Basra, wo derzeit rund 8000 britische Soldaten stationiert sind.
Gewaltvideos kursiern unter Soldaten
Nach Angaben von "News of the World" kursierten Kopien des Videobandes unter britischen Soldaten in Europa. Die Zeitung verbürgte sich für die Echtheit des Videos. "Wir haben die Quelle untersucht und Leute in deren Umfeld, haben bei Militärexperten recherchiert", erklärte Chefredakteur Stuart Kuttner.
Die Redaktion sei sich wohl bewusst, dass es in britischen Medien auch schon Fälschungen gegeben habe. Im Mai 2004 war der Chefredakteur der Boulevardzeitung "Daily Mirror", Piers Morgan, zurückgetreten, nachdem sein Blatt Fotos von vermeintlichen Misshandlungen irakischer Gefangener durch britische Soldaten gedruckt hatte. Die Bilder waren als Fälschungen entlarvt worden.
Bereits Verurteilungen wegen Misshandlungen
Nach Misshandlungen irakischer Gefangener durch Amerikaner insbesondere im Militärgefängnis Abu Ghreib sind mehrfach solche Anschuldigungen auch gegen britische Soldaten laut geworden. Im vergangenen Jahr wurden nach der Veröffentlichung von Misshandlungsfotos drei Soldaten zu Gefängnisstrafen verurteilt. Andere von der Zeitung "Mirror" veröffentlichte Bilder stellten sich dagegen später als Fälschungen heraus.