Beileidstelegramm an Nemzows Mutter Das sagt Putin zum Mord an seinem Kritiker

Wladimir Putin hat der Mutter des ermordeten Kreml-Kritikers Boris Nemzow ein Beileidsschreiben geschickt. Nemzows Mutter hatte zuvor gesagt, sie fürchte, Putin werde ihren Sohn töten.

Kremlchef Wladimir Putin hat den in Moskau erschossenen Oppositionspolitiker Boris Nemzow für seine Verdienste gewürdigt und zugesichert, sich vehement für die Aufklärung des Verbrechens einzusetzen. "Es wird alles getan, damit die Organisatoren und Täter dieses hässlichen und zynischen Mordes ihrer verdienten Strafe zugeführt werden", versprach Putin in einem Beileidstelegramm am Samstag an die Mutter von Nemzow. In dem vom Kreml veröffentlichten Schreiben lobte Putin Nemzow als aufrichtigen Politiker, der seine Position verteidigt habe.

"Boris Nemzow hat seine Spur in der Geschichte Russlands hinterlassen, in der Politik und im gesellschaftlichen Leben. Ihm fiel es zu, auf bedeutenden Posten in einer schwierigen Übergangszeit für unser Land zu arbeiten. Er hat immer direkt und ehrlich seine Position vertreten und seinen Standpunkt verteidigt", hieß es in dem Schreiben.

Nemzow fühlte sich bedroht

Wegen seines Einsatzes gegen die russische Regierung hatte sich Boris Nemzow bereits seit einiger Zeit bedroht gefühlt. Vor allem seine Mutter mache sich große Sorgen um seine Sicherheit, sagte Nemzow vor zwei Wochen in einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Sobesednik". "Immer wenn ich sie anrufe, fragt sie mich: 'Wann wirst du aufhören, (Russlands Präsidenten Wladimir) Putin zu kritisieren? Er wird dich töten'."

Auf die Frage, ob er um sein Leben fürchte, antwortete Nemzow: "Ja, ein bisschen." Die Angst vor der Rache des russischen Präsidenten sei aber nicht so groß, dass sie ihn davon abhalten könne, weiter gegen die Regierung zu kämpfen. "Ich hoffe, dass trotz allem der gesunde Menschenverstand obsiegt und Putin Sie nicht töten wird", scherzte der "Sobesednik"-Journalist. "So Gott will. Ich hoffe es auch", antwortete Nemzow.

Der 55-jährige frühere russische Vize-Regierungschef war am Freitagabend im Herzen von Moskau aus einem Auto heraus erschossen worden. Nemzow war einer der prominentesten Regierungsgegner des Landes. Die Tat erschütterte die russische Hauptstadt, noch in der Nacht legten zahlreiche Moskauer Blumen an der Brücke nieder. Auch international löste der gewaltsame Tod des Kreml-Kritikers Bestürzung aus. Die Opposition kündigte für Sonntag einen Gedenkmarsch an, der von der Stadtverwaltung genehmigt wurde.

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bak/AFP/DPA