Mutmaßlicher Kriegsverbrecher Rebellenführer Ntaganda an Den Haag überstellt

Erstmals hat sich ein vom Internationalen Strafgerichtshof Gesuchter freiwillig gestellt. Jetzt sitzt der mutmaßliche kongolesische Kriegsverbrecher Ntaganda in einer Zelle in Den Haag.

Der mutmaßliche kongolesische Kriegsverbrecher Bosco Ntaganda ist an den Internationalen Strafgerichtshofes (IStGh) in Den Haag überstellt und inhaftiert worden. Der langgesuchte Rebellenführer mit dem Beinamen "Terminator" sei im Haftzentrum des Gerichts angekommen, teilte der IStGh mit. Ntaganda hatte sich am Montag in der US-Botschaft in der ruandischen Hauptstadt Kigali gestellt und um seine Auslieferung nach Den Haag gebeten. Er soll am Dienstag den Richtern vorgeführt werden.

Der etwa 40 Jahre alte ehemalige General war vom IStGH per Haftbefehl gesucht worden. Ihm werden Kriegsverbrechen während des Bürgerkriegs im Kongo in den Jahren 2002 und 2003 vorgeworfen. Es geht es unter anderem um seine mutmaßliche Beteiligung an der Ermordung von mindestens 800 Dorfbewohnern, der Rekrutierung von Kindersoldaten und den Missbrauch von Frauen als Sexsklavinnen.

Ein "guter Tag für die Opfer im Kongo"

Der Weltsicherheitsrat und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßten die Überstellung Ntagandas. Man werte dies als positiven Schritt sowohl für die internationale Strafjustiz wie auch in Richtung der Wiederherstellung von Frieden und Sicherheit im Osten der Demokratischen Republik Kongo, hieß es in einer am Freitagabend in New York veröffentlichten Mitteilung des obersten UN-Gremiums. Ban zeigte sich nach Angaben seines Sprechers überzeugt, dass die Überstellung Ntagandas den Kampf gegen die Straflosigkeit in der Region voranbringen wird.

IStGh-Chefanklägerin Fatou Bensouda sprach von einem guten "Tag für die Opfer im Kongo und für die internationale Gerechtigkeit."

Es ist das erste Mal, dass sich ein Verdächtiger freiwillig dem Internationalen Strafgerichtshof stellt. Beobachter glauben, dass es ein Verzweiflungsakt des Rebellenchefs war, nachdem seine Kämpfer zuletzt schwere Verluste erlitten hatten.

Ntaganda wurde in Ruanda geboren und ist ein früherer Verbündeter des kongolesischen Milizenschef Thomas Lubanga, der vom IStGH wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurde. Später schloss er sich einer kongolesischen Tutsi-Rebellengruppe an und wurde anschließend General in der kongolesischen Armee. Im Frühjahr 2012 desertierte er und wurde anschließend beschuldigt, den Aufstand der Rebellengruppe M23 im vergangenen Jahr angeführt zu haben.

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kgi/DPA/AFP