Die Euro-Schuldenkrise hat die Aktienmärkte nach der Ankündigung eines Referendums in Griechenland über den unpopulären Sanierungskurs einbrechen lassen. Der Leitindex Dax schloss 5,00 Prozent tiefer bei 5834,51 Punkten. Seit seinem 12-Wochen-Hoch am Freitag hat er damit gut acht Prozent eingebüßt. Der MDax fiel um 3,81 Prozent auf 8730,35 Punkte und der TecDax gab 4,55 Prozent ab auf 673,57 Punkte.
Am Markt verwiesen Experten unisono auf die jüngsten Nachrichten aus Athen: Dort hat der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou ein Referendum zu den neuen Hilfszusagen der internationalen Geldgeber angekündigt. Eine Ablehnung der finanziellen Hilfen seitens Griechenland wäre aus Sicht der Bremer Landesbank "Selbstmord". Sollte die Bevölkerung gegen das im Frühjahr geplante Referendum zum neuen Hilfspaket stimmen, würde Griechenland ins Chaos gestürzt, schreibt Chef-Analyst Folker Hellmeyer. Mangels Hilfszahlung und Unterstützung der EZB drohte "der totale Kollaps" der griechischen Wirtschaft. Zudem hätte die Staatspleite weitreichende Konsequenzen für die Eurozone, das Weltfinanzsystem und die Weltwirtschaft.
Der Papandreou-Plan habe zu großer Verunsicherung an den Märkten geführt, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer. "Wichtige Detailplanungen im Nachgang des Euro-Gipfels werden nun verzögert, schlimmstenfalls auf Eis gelegt", sagte er. Josef Kaesmeier, Chefvolkswirt des Bankhauses Merck Finck, fordert eine Entscheidung: "Entweder Griechenland wird gerettet und kommt den Sparanforderungen nach - oder es geht pleite und tritt aus der Eurozone aus. Einen Mittelweg gibt es nicht."
Der Ausverkauf an den Aktienbörsen traf vor allem die Finanzhäuser. Der Kurs der Commerzbank brach um 9,42 Prozent ein, der Aktienkurs der Deutschen Bank sank um 7,97 Prozent. Börsianer sprachen von wieder deutlich verstärkter Unsicherheit um die Eurozone. Ein Händler sagte: "Auch wegen der Sorgen um den Wert der Griechenland-Anleihen drückt das besonders stark auf die Stimmung für Banken."