Trotz internationaler Ermahnungen hat die israelische Luftwaffe rund um die Uhr Bombenangriffe gegen Ziele im Libanon geflogen und nach Angaben der Hisbollah-Miliz deren Hauptquartier in Beirut zerstört. Auch das Büro und der Wohnsitz von Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nasrallah seien bei dem Angriff getroffen worden, teilte die Miliz mit. Nasrallah und seine Familie seien aber in Sicherheit.
Kampfflugzeuge bombardierten außerdem den Flughafen von Beirut und zerstörten Brücken der Fernstraße nach Damaskus. Im Mittelmeer wurde die Seeblockade aufrechterhalten. Die dramatische Eskalation im Nahostkonflikt kostete bisher mindestens 75 Menschen das Leben, darunter zwölf in Israel.
Obwohl selbst der enge Verbündete Israels, die USA zur Mäßigung mahnt, kündigte die israelische Regierung eine Fortsetzung der Angriffe an. Die Offensive werde bis zur Entwaffnung der Hisbollah-Miliz andauern, sagte Ministerpräsident Ehud Olmert in einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Kofi Annan, wie aus seinem Büro verlautete.
Olmert ließ aber die Ankunft eines UN-Teams zu, das ein Waffenstillstand vermitteln soll. Bislang gibt sich Olmert aber kämpferisch: "Israel ist bereit, jeden Schritt zu machen, der angesichts des über die Grenze kommenden anhaltenden Raketenbeschusses zum Schutz seiner Bürger notwendig ist", sagte sein Sprecher David Baker.
US-Präsident George W. Bush sagte dem libanesischen Regierungschef Fuad Saniora zu, dass er Israel bewegen wolle, die Schäden zu begrenzen und die Zivilbevölkerung zu schonen.
Bei Luftangriffen auf den schiitischen Süden von Beirut wurden fünf Menschen getötet und mehr als 50 verletzt, wie die libanesische Polizei mitteilte. Damit stieg die Zahl der seit Mittwoch ums Leben gekommenen Libanesen auf 63, die meisten von ihnen einfache Bewohner.
Die Luftangriffe auf Beirut waren am Abend mit Flugblättern angekündigt worden. Auf israelischer Seite kamen bisher acht Soldaten und vier Zivilpersonen ums Leben, darunter eine Mutter und ihr Enkel bei einem Raketenangriff der Hisbollah auf die Stadt Meron.
Die Hisbollah wiederum feuerte wieder mehrere Katjuscha-Raketen auf Siedlungen im Norden Israels. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich in die Schutzräume zu begeben. Seit Beginn der Hisbollah-Angriffe wurden nach Angaben von Brigadegeneral Ido Nehuschtan mehr als 200 Raketen aus dem Libanon nach Israel abgefeuert. Dabei wurden 61 Israelis verletzt.
Der israelische Heereschef Dan Haluz sagte im israelischen Fernsehen, die Hisbollah verfüge über Raketen von einer Reichweite von mindestens 70 Kilometern. Am Vorabend waren erstmals Raketen in der Stadt Haifa rund 50 Kilometer südlich der libanesischen Grenze niedergegangen.
Auch an der zweiten Front zum Gazastreifen setzte Israel seine Offensive fort. Die Luftwaffe griff in der Nacht zum Freitag mehrere Einrichtungen der Hamas-Bewegung an. Auch die Hauptstraße der Stadt Gaza wurde beschädigt. Ein Palästinenser wurde getötet, als eine Panzergranate seinen Lastwagen traf, der sich einem Stützpunkt genähert hatte. Militante Palästinenser feuerten mindestens drei Kassem-Raketen auf die israelische Stadt Sderot ab.
USA verhindern UN-Resolution
Im Weltsicherheitsrat verhinderten die USA mit ihrem Veto eine Verurteilung der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen. In dem vom Golfstaat Katar eingebrachten Resolutionsentwurf wurde Israel "unverhältnismäßiger Einsatz von Gewalt" vorgeworfen. Die US-Regierung stimmte als einziges der 15 Sicherheitsratsmitglieder gegen den Entwurf.
Hunderte Palästinenser stürmten die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen. Zunächst wurde in der Nähe des Grenzübergangs Rafah ein Loch in den Grenzwall gesprengt, durch das dann zahlreiche Menschen von Ägypten aus in den Gazastreifen strömten. Es handelte sich offenbar um Palästinenser, die sich zum Zeitpunkt der Schließung des Grenzübergangs Rafah Ende Juni in Ägypten befanden und deshalb nicht in ihre Häuser im Gazastreifen zurückkehren konnten.