Was Nelson Mandela vollbracht hat, wird oft als das südafrikanische Wunder gepriesen: Mit seinem unermüdlichen Einsatz für Versöhnung zwischen Schwarzen und Weißen hat er das Land vor einem Bürgerkrieg bewahrt. "Ich habe das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft vertreten, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben", sagte Mandela schon 1964, als er im so genannten Rivonia-Prozess wegen Sabotage und Aufruhr vor Gericht stand.
Als das Unfassbare geschah
Rund 27 Jahre saß Nelson Mandela, der am Freitag seinen 85. Geburtstag feiert, für seine Überzeugungen im Gefängnis. Als sich die politischen Verhältnisse unter dem damaligen Staatspräsidenten Frederik Willem de Klerk änderten, geschah das für viele Unfassbare: Im Februar 1990 wurde Mandela aus der Haft entlassen. In seiner ersten öffentlichen Rede bezeichnete er sich als "gewöhnlichen Menschen, der unter außergewöhnlichen Umständen zu einem politischen Führer geworden ist".
Als Sohn eines Thembu-Häuptlings wurde Nelson Rolihlahla Mandela am 18. Juli 1918 in der Transkei, der heutigen Provinz Ostkap, geboren. Er studierte Jura an der für Farbige bestimmten Universität Fort Hare, wurde aber 1940 als Anführer eines Studentenstreiks ausgeschlossen. Sein Examen machte er schließlich nach einem Fernstudium. Zusammen mit Oliver Tambo gründete er die Jugendliga des African National Congress (ANC) und eröffnete Südafrikas erste Kanzlei schwarzer Anwälte.
1964 zu lebenslanger Haft verurteilt
Nach dem Verbot des ANC gründete Mandela 1961 den militanten Flügel "Umkhonto we Sizwe" (Speer der Nation), ging in den Untergrund und wurde ein Jahr später verhaftet. 1964 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt.
Mit seiner Freilassung aus dem Gefängnis begann Mandelas politische Karriere. Zusammen mit de Klerk erhielt er 1993 den Friedensnobelpreis und stand als erster Schwarzer ein Jahr später an der Spitze des Staates. Mandela führte sein Land aus der Isolation und machte es zu einem Vorbild für Demokratisierung und Toleranz.
"Ihr Erbe ist eines der großartigsten des 20. Jahrhunderts"
"Die Unterdrückten und die Unterdrücker gleichermaßen zu befreien", so beschrieb er das überragende Ziel seiner Präsidentschaft. Als er 1999 das Zepter an Thabo Mbeki abgab, schrieb ihm UN-Generalsekretär Kofi Annan: "Ihr Erbe ist eines der großartigsten des 20. Jahrhunderts."
Doch Mandela, der noch an seinem 80. Geburtstag die ehemalige mosambikanische First Lady Graca Machel heiratete, hat sich nicht völlig ins Privatleben zurückgezogen. So übernahm er beispielsweise die Vermittlung im Burundi-Konflikt. Und auch mit seiner Meinung zur Weltpolitik hält er nicht hinterm Berg. Seine Kritik am Irak-Krieg hat ihm US-Präsident George W. Bush offensichtlich übel genommen: Bei Bushs Besuch in Südafrika vergangene Woche war für ein Treffen mit Mandela kein Platz im Terminkalender. Am Freitag wird Nelson Mandela 85 Jahre alt.